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Wolfgang Streißnig: »Ich fordere die Politik auf, für Tabakersatzprodukte ein Monopol zu schaffen«Ausgabe 28 | Mittwoch, 12. Juli 2023

Der Bundesgremialobmann der Tabaktrafikanten, der Wolfsberger Wolfgang Streißnig (49), spricht im Interview mit den Unterkärntner Nachrichten über Inklusion, die vielen Tabakersatzprodukte, die Legalisierung von Cannabis und die wirtschaftliche Lage der Trafiken.

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Sie sind Trafikant und Bundesgremialobmann der Tabaktrafikanten der Wirtschaftskammer. Rauchen Sie?
Ja, ich rauche schon seit meiner Zeit beim Bundesheer. Allerdings gab es zwischendurch immer wieder Phasen, in denen ich nicht zur Zigarette griff. Die längste war neun Jahre.

Aber das Rauchen ist halt ein Laster in dieser Branche. Seit der Pandemie rauche ich aber keine Zigaretten mehr sondern Heat-not-Burn-Produkte.

Wie ist die aktuell die wirtschaftliche Lage der österreichischen Trafiken?
Während der Corona-Pandemie waren wir als systemrelevante Unternehmen eingestuft und die wirtschaftliche Lage während dieser Zeit war für uns sehr gut. Das ist hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass die Grenzen in die Nachbarländer dicht waren und es keinen »Tabaktourismus« gab.

Es war ein echtes Aha-Erlebnis zu sehen, wie stark Trafiken während der Pandemie besucht wurden.

Wie viele Trafikanten vertreten Sie eigentlich?
Österreichweit gibt es rund 5.000 Trafiken und Tabakverkaufsstellen, die rund 3,9 Milliarden Euro erwirtschaft. 2,9 Milliarden Euro werden als Tabaksteuer an den Staat abgeliefert. Wir sind daher ein sehr braver Steuerzahler.

In Kärnten haben wir rund  150 Tabakfachgeschäfte. Dazu kommen noch 220 Tabakverkaufsstellen.

Was ist der Unterschied zwischen Trafik und Tabakverkaufsstelle?
Trafiken sind Geschäfte, die Tabakprodukte und Raucherbedarf verkaufen. Die Tabakverkaufsstellen sind Gasthäuser, Tankstellen oder Nahversorger, die auch Zigaretten verkaufen.

Der Tabakkonsum und die Raucherquote sind in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. Wird sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen?
Die Raucherquote ist sinkend: Das hat zum einen damit zu tun, dass die Menschen bewusster leben und Restriktionen der EU immer strenger werden. Die EU verfolgt ein Ziel: Es gibt den Cancer-Plan (Krebsplan), mit dem man bis 2040 die Raucherquote – das sind die Tabakzigarettenraucher – von derzeit 25 Prozent auf fünf Prozent senken will.

Zum anderen kamen in den vergangenen Jahren immer mehr Raucherersatzprodukte auf den Markt, wie die Heat-not-burn-Produkte, die E-Zigarette und Nikotinbeutel (Pouches).

Wenn man auch die Leute, die Ersatzprodukte konsumieren, auch zu den Rauchern rechnen würde, dann ist die Tendenz der Nikotinkonsumenten steigend.

Der Konsum herkömmlicher Zigaretten ist aber stark rückläufig?
Ja. Aber es wurde immer schon geraucht und es wird auch in Zukunft geraucht werden. Es ist ein Genussmittel. Wir, die Tabaktrafikanten, wollen für diese sensiblen Genussmittel der Garant sein, um den Vertrieb sicher zu stellen.

Mit dem Rückgang der Raucherzahlen ist ein Umsatzrückgang verbunden. Was können die Unternehmer tun, um dem entgegenzusteuern?
Ich fordere die Politik auf, dringend das Tabakmonopol auch auf die neuen Produkte wie Nikotinbeutel und E-Zigaretten usw. zu erweitern. Das hätte dann einen weiteren Vorteil: Wir sind nicht glücklich, dass Jugendliche die Ersatzprodukte konsumieren. Gäbe es auf sie ein Monopol, dann könnten wir garantieren, dass der Jugendschutz auch dabei eingehalten wird.

Wird der Jugendschutz von Trafikanten sehr ernst genommen?
Wir unterliegen dauernder Kontrolle in Form von Testkäufen. Wir leben den Jugendschutz. Wir wollen nicht, dass Kinder mit diesen Produkten in Verbindung gebracht werden. Gäbe es zu den Zigaretten und Zigarren auch bei Ersatzprodukten ein Monopol, könnten die nicht mehr übers Internet beschafft werden und man könnte die Jugendlichen besser schützen.

Früher gab es in Trafiken regalweise Zeitungen und Zeitschriften. Wie hat sich das Internet auf diesen Bereich ausgewirkt?
Das Internet und die ganzen neuen Medien treffen uns natürlich schon auch hart. Zeitungen und Zeitschriften gehen ins Internet, alles wird digital. Außerdem  findet man Zeitungen und Zeitschriften auch in den Supermärkten, und deren Anzahl ist ja auch gewaltig gestiegen.

Die Möglichkeiten, wo geraucht werden darf, werden immer geringer. Was halten Sie von einem Rauchverbot im Freien bzw. an öffentlichen Plätzen?
Davon halte ich überhaupt nichts. In dieser Zeit, in der die Wirte ohnehin eine schwere Zeit durchleben, ihnen auch noch zu verbieten, dass auf der Terrasse geraucht wird, kann nicht sein. Auch von einem Verbot auf öffentlichen Plätzen halte ich nichts. Wir dürfen nicht alles überregulieren. Was absolut in Ordnung geht ist natürlich ein Rauchverbot auf Spielplätzen oder ähnlichen Einrichtungen.

»Wir erwirtschaften ca. 3,9 Milliarden Euro, 2,9 Milliarden werden als Steuer abgeliefert«
Wolfgang Streißnig, Gremialobmann der Trafikanten

Wie stehen Sie eigentlich zur Legalisierung von Cannabis?
Die Legalisierung wird in Österreich sicher ein schwieriger Schritt. Ich denke, Hanf mit einem THC-Gehalt von unter 0,3 Prozent sollten Trafikanten verkaufen dürfen, statt in irgendwelchen Hanfgeschäften oder mittels Automaten. Wenn es um sensible Genussprodukte geht, dann sollte der Verkauf über die Trafiken erfolgen. Wir können damit umgehen und sicherstellen, dass der Jugendschutz eingehalten wird. Aber warten wir einmal ab, was in diesem Bereich in Deutschland passieren wird. 

Aber irgendwann wird man sich diesen Schritt auch in Österreich überlegen müssen. Ansonsten werden die Leute eben »Hanftourismus« in die Nachbarländer praktizieren, in denen man Cannabis legal erwerben kann.

Was ist eigentlich das schädlichste Produkt? Die Zigarette, die E-Zigarette oder Heat-not-burn?
Die Zigarette ist sicher das schädlichste dieser Produkte, dann kommen die Heat-not-burn-Produkte, die E-Zigarette und danach die Nikotin-Pouches.

Jahrzehntelang prägte der Marlboro-Cowboy das Bild vom coolen Raucher. Zigarettenwerbung ist mittlerweile verboten. Aber welche Art von Werbung darf eine Trafik noch machen?  
Der Tabakmarkt ist sehr stark reguliert. Wir leben in Österreich schon sehr lange mit dem Werbeverbot für Tabakprodukte. In anderen Ländern ist die Werbung noch möglich. Bei uns gibt es nur noch »Point of sale«-Werbung für Produkte. Das heißt, in den Trafiken werden Waren beworben.

Trafiken sponsern außerdem schon lange keine Veranstaltungen mehr und es gibt auch für unsere Nebenprodukte wie Zeitschriften, Lotto-Annahmestelle usw. keine Werbung.

Eine Trafik zu betreiben ist ja nicht so einfach möglich. Welche Voraussetzungen muss man dafür mitbringen?
Trafiken unterliegen in Österreich dem Gebietsschutz – und das ist gut so. Inklusion ist auch ein sehr wichtiges Thema bei den Trafikanten. Um eine Trafik zu eröffnen muss der Betreiber eine Beeinträchtigung von mindestens 50 Prozent haben. Danach kann die Trafik einmal an einen Menschen ohne Beeinträchtigung übergeben werden. Mein Vater war Invalide, daher konnte ich ohne Beeinträchtigung den Betrieb übernehmen. Ich selbst kann das Geschäft aber nur an eine Person mit Behinderung übergeben.

Um den Betrieb von meinem Vater zu übernehmen, musste ich aber davor zumindest fünf Jahre vollentgeltlich bei ihm beschäftigt sein. Eine Generation kann also weitergegeben werden. Ich kann meine Trafik in St. Stefan aber nicht mehr an meinen Sohn übergeben, sondern muss einen neuen Betreiber finden.
Der Behindertenanteil bei den Betreibern von Trafiken in Österreich liegt aktuell übrigens bei rund 56 Prozent.

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