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Wolfsberg. Aller Anfang ist schwer. Das zeigt sich auch bei der Umstellung der Plastikmüllentsorgung in der Bezirkshauptstadt. Seit 1. Jänner muss Verpackungsmaterial (siehe Info-Box) im Gelben Sack gesammelt und daheim aufbewahrt werden. Einmal pro Monat wird er von der Firma FCC Austria Abfall Service abgeholt. Klingt einfach, ist es aber nicht.
Probleme, Probleme ...
Das vom Land Kärnten verordnete System stieß von Beginn an auf Skepsis, immer wieder wurden Beschwerden laut: Gelbe Säcke erreichten einzelne Haushalte nicht, waren sie endlich da, rissen sie beim Befüllen ein. Viele wissen nun nicht, wo sie Nachschub bekommen, wenn die zehn zugesandten Säcke verbraucht sind. Die Frage, wo man sie aufbewahren soll, wollte mancher Wolfsberger dadurch lösen, dass er sie zum Recyclinghof brachte. Dort wurden sie aber nicht angenommen, weil die Gelben Säcke grundsätzlich für die Hausabholung bestimmt sind. Darauf landeten sie bei einer der weiterhin bestehenden Müllinseln, wo sie nichts zu suchen haben, dazu mussten sich Stadtwerke-Mitarbeiter Beschimpfungen erboster Bürger anhören.
Ängste gingen um: Man würde Ungeziefer anlocken, wenn die Säcke wochenlang bei den Häusern lagern. Etliche Wolfsberger wussten nicht recht, was genau darin deponiert werden darf, was zu falschem Inhalt führte. Schließlich hatten viele Probleme, die Müll-App zu finden, mit der über die Abholtage informiert wird. Das letzte Problem ist mittlerweile politisch gelöst: Wie berichtet wurde in der Sitzung des Gemeinderats am 23. Februar ein ÖVP-Dringlichkeitsantrag beschlossen, wonach die Stadtwerke einen analogen Müllkalender für die Abholung des Gelben Sacks erstellen und ihn in Papierform an alle Haushalte schicken werden. Außerdem werden die Daten auch in den »Wolfsberg News« veröffentlicht.
Der Wolfsberger Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) sagt jetzt: »Es gibt Startschwierigkeiten, etwa dass Lkw des Entsorgers FCC nicht in die Siedlungen hineinkommen. Aber wir helfen der Firma und werden alle Probleme lösen. Nach einer Anlaufphase wird es funktionieren.« Primus war in der Vergangenheit anzumerken, dass er vom Gelben Sack nicht begeistert ist. Ist das so? »Ich bin nicht zu 100 Prozent überzeugt«, so der Bürgermeister, »aber ich unterstütze es. Jedes System funktioniert so gut, wie sich die Menschen daran halten. Bei Umstellungen gibt es immer Probleme, wir werden sie aber bereinigen.«
»Ich bin nicht zu 100 Prozent überzeugt, aber ich unterstütze das System des Gelben Sacks«
Hannes Primus, Bürgermeister Wolfsberg
Gereinigt werden müssen übrigens auch weiter die Wolfsberger Müllinseln, die in der Vergangenheit regelmäßig überquollen: Der Gelbe Sack sollte Erleichterung schaffen, die Inseln werden aber immer noch für illegale Entsorgungen missbraucht.
Die ÖVP-Fraktionschefin Waltraud Beranek meint auf die Frage, ob das System funktioniert: »Ich sehe die Fotos auf Facebook. Aber aus meiner Warte sind die Müllinseln in Neudau, wo ich lebe, jetzt sauberer.« Bei ihr würden sich keine Beschwerdeführer melden, der Umgang mit dem Gelben Sack werde sich »einpendeln. Der Müllkalender in Papierform wird dabei helfen.«
An »Einpendeln« glaubt auch FPÖ-Stadträtin Isabella Theuermann, die aber anfügt: »Man merkt, es funktioniert noch nicht und es gibt viele Probleme.« Die Bürger müssten über die Abholung der Säcke und ihren erlaubten Inhalt besser informiert werden. Auch sie steht zum papierenen Müllkalender: »Alles, was der Information der Bürger dient und sie unterstützt, ist zu begrüßen«, so Theuermann.
Herrscht »Chaos«?
Auch wenn FCC die Gelben Säcke abholt: Die Müllentsorgung ist in Wolfsberg Sache der Stadtwerke, die in diesem Fall Leidtragende sind. Deren Geschäftsführer Christian Schimik sagt auf die Frage, ob »Chaos« herrsche: »Bei der Einführung neuer Systeme tritt Erklärungsbedarf und die Notwendigkeit zu begleitenden Systemfeineinstellungen auf. Am Beginn der gesetzlich verordneten Einführung des neuen Systems gab es viele telefonische Nachfragen in den Stadtwerken, die mittlerweile fast vollständig abgeebbt sind. Aufgrund der vielen Gespräche mit den Bürgern konnten aufgetretene Themen zielgerichtet einer Bearbeitung zugeführt werden.«
Die Probleme beschreibt Schimik so: »Die Herausforderungen bei der Einführung lagen vor allem in der Kommunikation der Abholtermine und der Versorgung mit Säcken. Die Abholtermine werden mittlerweile über die Müll-App und die Website der Stadtwerke kommuniziert. Zukünftig wird es diesbezüglich auch eine Information in Papierform geben.« Wer weitere Säcke braucht, kann sie gratis im Recyclinghof abholen.
Schimik: »Vereinzelt kommt es leider noch zu hohen Fehlwurfquoten. Dies führt dazu, dass die FCC die Säcke nicht mitnimmt.« Sie werden mit dem Aufkleber »Fehlwurf« markiert und beim Haushalt zurückgelassen.
Die Anzahl der Anfragen liege »im erwarteten Rahmen«. Laut dem Geschäftsführer würden aber die meisten Anrufer das System unterstützen, da es die Sammelinseln entlaste und für das Klima gut sei. Er bestätigt, dass der Recyclinghof die Säcke nicht annimmt: »Das neue System ist ein Abhol- und kein Bringsystem. Die FCC wurde von der ARA beauftragt die Gelben Säcke bei Haushalten abzuholen bzw. die Gelbe Tonne vor Ort zu entleeren. Somit ist eine Ablieferung von Gelben Säcken im Recyclinghof nicht vorgesehen.« Ausgenommen seien Haushalte »außerhalb des Pflichtentsorgungsbereichs«, die ihren gesamten Müll weiter bei den Stadtwerken abliefern dürfen.
Die Entsorgungsdisziplin der »überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung« ist laut Schimik »vorbildlich« – bis auf einen »verschwindend kleinen Teil«, der den Müll gesetzeswidrig ablagert – auch an den Sammelinseln. Schimik: »Ein neuer Trend ist die missbräuchliche Nutzung der Altpapiercontainer zur Entsorgung des Gelben Sacks«, was die Kosten steigere. Zur Befürchtung, die Säcke könnten Ungeziefer anziehen, sagt er, aufgrund der kurzen Laufzeit kann noch »keine belastbare Bewertung« vorgenommen werden. Allerdings: »Aus anderen Gemeinden, die den Gelben Sack bereits seit Längerem einsetzen, sind keine relevanten Störungen durch Tiere bekannt«, so Schimik.
// INFO
Was in den Gelben Sack gehört:
Leichtverpackungen: Plastikflaschen (PET-Flaschen, Kunststoffflaschen für Wasch-, Putz- oder Körperpflegemittel), Getränkekartons (Tetra Pak), Joghurt- und andere Becher, Schalen und Trays für Obst, Gemüse, Take Away etc., Folien und Folien-Verpackungen, Verpackungen von Schnittkäse, Wurst etc., Chips-Sackerl oder -Dosen.
Metallverpackungen: Verpackungen aus Metall oder Aluminium, Getränke- und Konservendosen, Tierfutter-Dosen, Kronkorken.
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