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Lavanttal, Wien. Der Kamper Energielandwirt Franz Dorner ist als Mitinitiator des Windparks Bärofen und Betreiber einer großen Photovoltaikanlage auf seinem Hof ein Vorkämpfer für erneuerbare Energien im Lavanttal. Mittlerweile österreichweit bekannt, besuchte ihn in dieser Woche ein Team des ORF-»Inlandsreports«, TV-Teams geben sich die Klinke in die Hand. Die Unterkärntner Nachrichten sprachen mit ihm über die geplanten Änderungen für Windräder und PV-Anlagen.
Was sagen Sie zum Vorstoß der Bundesregierung?
Franz Dorner: Es war höchst an der Zeit, denn es ist essenziell für die Energiewende. Nur mit mehr Ökostrom werden die Energiepreise sinken. Derzeit verbraucht Österreich alle 3,5 Tage einen Supertanker voll fossiler Energie, 400.000 Tonnen. Das verursacht unseren gewaltigen Co2-Ausstoß, wodurch das 1,5-Grad-Ziel fast nicht mehr erreichbar ist. Wenn nichts passiert, wird 2030 eine EU-Strafe von neun Milliarden Euro fällig.
Werden Sie nun gleich Ihr nächstes Projekt angehen?
Ich werde neuerlich einen Antrag für drei Hektar Photovoltaik auf meinem Hof stellen, der zuletzt abgelehnt wurde. Auch die Windkraft wird nun einen Schub erhalten, was aber notwendig ist, da solche Projekt zuletzt fast nicht realisierbar waren.
Die Kärntner Politik steht Photovoltaik auf Freiflächen und Windrädern skeptisch gegenüber.
Landesrätin Sara Schaar (Anm.: Sie lehnt Photovoltaikanlagen auf Freiflächen ab) und Landesrat Daniel Fellner (Anm.: Er sagte, »ich hasse Windräder«) müssen nun umdenken. Das Land wird vom Bund in die Pflicht genommen. Künftig müssen Flächen ausgewiesen werden, auf denen Windräder und PV-Anlagen entstehen können. Dazu gibt es die EU-Notverordnung, die seit 1. Jänner in Kraft ist und besagt, alle PV- und Windkraftprojekte, die sich im Genehmigungsprozess befinden, müssen binnen kürzester Zeit realisiert werden dürfen.
Wird das auch so passieren?
Ja, denn die EU rief 2020 den Klimanotstand aus. An der Energiekrise sieht man, dass durch die Versäumnisse der vergangenen 20 Jahre großer Handlungsbedarf besteht. Es ist besser, eine WKA (Anm.: Windkraftanlage) zu haben als ein AKW (Atomkraftwerk). Außerdem stärken viele dezentrale Kraftwerke die regionale Wirtschaft. Jetzt ist es dringend notwendig, mit den Steuereinnahmen aus den höheren Erträgen der Energiekonzerne den Netzausbau voranzutreiben, damit der von PV-Anlagen und Kleinkraftwerken erzeugte Strom auch überall ins Netz eingespeist werden kann.
Und das Landschaftsbild?
Ich sage es immer wieder: Wir müssen uns daran gewöhnen, unseren Energieverbrauch im Landschaftsbild zu erkennen. Die Aufhebung des Landschaftsbilds als Genehmigungskriterium für die Erzeugung erneuerbarer Energie ist ein essenzieller Punkt. In Kärnten steht sogar in der Verfassung, dass das Landschaftsbild nicht verändert werden darf. Das wird jetzt ausgehebelt.
Ich rufe aber auch alle auf, möglichst viel Energie einzusparen, denn der beste Klimaschutz ist die nicht verbrauchte Kilowattstunde. Digitalisierung und E-Mobilität verbrauchen sehr viel Strom. Allein für die Digitalisierung werden bis 2030 zusätzlich sieben Terawattstunden Strom gebraucht. Ein Windpark produziert im Schnitt 0,1 Terawatt, das heißt, wir brauchen nur für die Digitalisierung 70 Windparks. Der Windpark Bärofen kann 30.000 E-Autos pro Jahr mit Strom versorgen.
Wie sieht es mit Wasserstoff aus?
Er wird jetzt mit fossiler Energie erzeugt. Nur wenn er mit alternativer Energie hergestellt wird, hat er eine Zukunft.
Im Lavanttal gibt es breiten Widerstand gegen die Windkraft. Wird der jetzt aufhören?
Das glaube ich nicht. Aber mit der neuen Regelung wird vielen Beschwerden, denen jede sachliche Begründung fehlt, der Boden entzogen.
Sehen Sie Ihren Weg nun bestätigt?
Seit zwei Jahrzehnten arbeite ich auf diesem Gebiet, und jetzt wird meine gesamte Arbeit bestätigt. Früher wollte die Industrie von Photovoltaik nichts wissen, heute wird auf jedem Dach eine Anlage installiert.
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