Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

Frantschach: Der unbeirrbare Verfechter alternativer Energie hat sein »Stromimperium« abermals vergrößertAusgabe 46 | Mittwoch, 16. November 2022

Auf dem Hof des Kamper Energielandwirts Franz Dorner ging vor wenigen Tagen eine weitere Photovoltaikanlage in Betrieb. Mit ihr können weitere 200 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die Unterkärntner Nachrichten sahen sich im Reich des »Energiekaisers« um.

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Artikel

Kamp. In den vergangenen 16 Jahren hat er mit der Photovoltaik-Anlage auf seinem Hof in Kamp in der Gemeinde Frantschach-St. Gertraud 13 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt und damit 10.000 Tonnen CO2 eingespart. Vor wenigen Tagen nahm Energielandwirt Franz Dorner eine weitere Anlage in Betrieb. Seit August wurden weitere 4.000 Quadratmeter Solarmodule installiert, die 200 Haushalte mit Strom versorgen können. Und ihm gehen die Projektideen nicht aus.

Mit den Unterkärntner Nachrichten machte der 64-Jährige einen Rundgang über seinen in 1.300 Metern Seehöhe gelegenen Hof. »Pro Jahr kann ich jetzt insgesamt 1,8 Millionen Kilowattstunden Strom liefern«, sagt er und deutet auf die gewaltige Modulfläche, die zuletzt an einen steilen Hang angebaut wurde. »Allein die neue Anlage produziert bis zu 750.000 Kilowattstunden pro Jahr.« Einfach zu bauen war sie nicht: Das Gelände ist so steil, dass der UN-Redakteur Mühe hatte, es zu erklimmen. Seine Schuhe erkannte er danach kaum wieder ...

»Pro Jahr kann ich jetzt insgesamt 1,8 Millionen Kilowattstunden Strom liefern«
Franz Dorner, Energielandwirt

Bis zu 22 Monteure waren an Spitzentagen im Einsatz, um Tragwerk und PV-Paneele sicher zu verankern. Dorners Aufwand: zwei Millionen Euro und jede Menge körperliche Arbeit.

Schwierige Umsetzung

Während er ein armdickes Kabel zeigt, das zur Ableitung des Stroms dient, erzählt er: »Das neue Projekt wurde bereits vor zwei Jahren vom Land genehmigt. Die Errichtung  konnte aber erst heuer am 20. August starten, weil ich lange eine Firma suchen musste, die es auf der steilen Fläche auch sicher umsetzen konnte.« Ebenfalls im August hat er einen neuen Trafo um 200.000 Euro angeschafft, der den erzeugten Strom von Niederspannung auf 20.000 Volt erhöht, um ihn transportfähig zu machen.

Dorner zeigt seine weitläufige PV-Anlage und die umfangreiche Technik. Er kennt sich aus: Wie ein Elektrotechniker erklärt er die einzelnen Funktionen der unzähligen Kabel, Schalter, Sicherungen. Dann: »Ich habe die Genehmigung, auf weiteren 1,5 Hektar Photovoltaik-Anlagen zu errichten. Kann ich aber nicht, weil die nötigen Ableitungen noch nicht existieren.« 

Bereits vor 16 Jahren, als er begann, seinen Hof mit dieser Art der Stromerzeugung auszurüsten, baute er eine Leitung, die bis zu 7,5 Megawatt fasst. Allerdings: Sie endet in Kamp. Die »Fortsetzung«, die von der Kelag betrieben wird, hat ein Leistungsvermögen von zwei Megawatt. Ende, Gelände.

Doch wer Dorner, Mitinitiator des Windparks Bärofen, kennt, der weiß, dass er sich damit nicht abfindet: »Wenn am Bärofen die
acht mittlerweile genehmigten Windräder gebaut werden, muss die Leitung verstärkt werden. Dann kann ich weitere PV-Anlagen installieren.« Er will seine Flächen hoch über Frantschach-St. Gertraud »so gut wie möglich nutzen, um Strom mit Sonnenenergie zu erzeugen und damit zum Erreichen der Klimaziele beizutragen«. Dafür hat er um die Nutzung von weiteren drei Hektar Fläche angesucht, was – wie berichtet – im Vorjahr von Land und Gemeinde abgelehnt wurde. Unbeeindruckt hat Dorner einen neuen Antrag gestellt. »Angesichts der derzeitigen Energiekrise werden wir nicht darum herumkommen, solche Projekte umzusetzen«, begründet er seine Hartnäckigkeit. Und er setzt fort mit einem Satz, den er nicht müde wird zu betonen: »Wir werden uns daran gewöhnen müssen, unseren Energieverbrauch künftig im Landschaftsbild abgebildet zu sehen«, was sowohl für Photovoltaik als auch für die Windkraft gilt.

Nächste Projekt: Energiespeicher 

Dorners nächstes Vorhaben: Er will eine große Halle, in der bereits alles vorbereitet ist, mit Lithium-Eisenphosphat-Blöcken in einen Energiespeicher verwandeln. »Es ist möglich, auf diese Weise bis zu zehn Megawatt Strom zu speichern. Vorerst will ich damit meinen Hof vom Stromnetz unabhängig machen, bei einem Vollausbau könnte man aber ganz Frantschach-St. Gertraud im Fall eines Blackouts für einige Zeit mit Strom versorgen«, so der Energielandwirt. Das ist allerdings Zukunftsmusik, denn die dafür erforderliche Anzahl an Speicherblöcken ist nicht gerade billig. 

Näher ist eine andere Idee: Dorner plant, die selbst erzeugte Energie zu nutzen, um Wasserstoff herzustellen. Er blickt von einem seiner vielen Überwachungsmodule, das er gerade eingehend kontrolliert hat, auf und sagt: »Bei der Erzeugung von Wasserstoff entsteht Wärme, mit der ich wieder den Wärmebedarf meines Hofes abdecken könnte.«

Bei Dorner sprudeln nicht nur die Ideen, er ist auch ein unbeirrbarer Verfechter alternativer Energieerzeugung: »Wenn Österreich 2030 zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgt werden soll und 2040 klimaneutral sein will, muss in die Erneuerbare investiert werden. Kärnten hat zu 98,5 Prozent erneuerbaren Strom – aber nur in den besten Zeiten. Im Winter, wenn die Stromerzeugung mit Wasserkraft eingeschränkt ist, importieren wir 1,5 Milliarden Kilowatt. Das sind 20 Windparks oder 1.000 Hektar PV-Fläche.« 

Dass er sich mit seiner Beharrlichkeit nicht nur Freunde macht, weiß er. Beeindrucken lässt er sich davon nicht.

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren