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Frantschach: Lithium-Abbau: Bürgermeister Vallant fordert die Beantwortung wichtiger Fragen und eine UVPAusgabe 23 | Mittwoch, 8. Juni 2022

Günther Vallant, Bürgermeister von Frantschach-St. Gertraud, will eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt, um im Vorfeld detaillierte Informationen zu erhalten. European Lithium befürwortet das – für die Weiterverarbeitungsanlage im Tal.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Günther Vallant, Bürgermeister von Frantschach-St. Gertraud, will eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben, um Transparenz zu schaffen und im Vorfeld detaillierte Informationen zu erhalten. European Lithium befürwortet das ausdrücklich – allerdings für die Weiterverarbeitungsanlage im Tal. Spekulationsvorwürfe weist man zurück. European Lithium

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Frantschach-St. Gertraud. Jetzt gibt es Gegenwind für den geplanten Lithium-Abbau auf der Koralpe: Günther Vallant (SPÖ), Bürgermeister von Frantschach-St. Gertraud, fordert eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), ehe das Leichtmetall im Traudi-Stollen auf seinem Gemeindegebiet vom Unternehmen European Lithium gefördert wird. 

Vallant sagte zuletzt in einem ORF-Beitrag: »Australier (Anm.: gemeint ist European-Lithium-Eigentümer Tony Sage) investieren, Aktionäre werden den Gewinn abschöpfen. Und die Leidtragenden könnte die Bevölkerung vor Ort sein.« Er will jetzt, dass das Projekt einer UVP unterzogen wird,  um alle nötigen Informationen zu erhalten, bevor der Betrieb startet. Vallant zu den Unterkärntner Nachrichten: »Mit einer Umweltverträglichkeitsprüfung ist Transparenz verbunden. Mir geht es zum einen um den Transport des Materials von der Mine zum Talboden, der mit Lärm, Staub und viel Lkw-Verkehr verbunden sein kann, auch wenn Elektrofahrzeuge eingesetzt werden sollen.« Zum anderen sorgt sich der Bürgermeister um das Wintersportzentrum auf der Weinebene: »Wenn der Abbau genau dort durchgeführt wird, hat das Folgen, dann kann das Almhüttendorf zusperren.«

»Ich möchte eine UVP«

Diese Fragen über das geplante Vorgehen von European Lithium will Vallant im Vorfeld beantwortet sehen, »daher möchte ich eine UVP«. Die ist allerdings nicht zwingend notwendig, da der Lithium unter Tage vor sich gehen soll.

»Wenn es nichts zu verstecken gibt, warum sollte man sich dagegen wehren?«
Günther Vallant, Bürgermeister

Der Bürgermeister sagt aber auch: »Wenn es nichts zu verstecken gibt, warum sollte sich das Unternehmen gegen die Prüfung wehren?«

Aus Kostengründen? Die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung ist nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell aufwendig. »Auch das benötigte MinroG-Verfahren (Anm.: die behördliche Prüfung zur Erteilung der Abbau-Bewilligung) ist nicht gratis. Dazu würde das gewonnene Lithium solche Gewinnspannen abwerfen, dass es sich auch für eine UVP ausgehen würde«, kontert der Bürgermeister, der weiter sagt: »Kostengründe lasse ich nicht gelten.«

»Deutet auf Spekulation«

Dazu käme der Zeitfaktor: Nach letztem Stand will European Lithium 2025 mit der Förderung beginnen. Vallant: »Der Stollen, das Lithium und der Aktienkurs sind da. Für mich deutet trotzdem alles auf Spekulation hin, nicht auf Nachhaltigkeit. Wie oft wurde bereits berichtet, dass der Abbau jetzt startet? So geht es seit zehn Jahren, jetzt ist es wieder so.« 

Laut ihm liegt auch kein genehmigungsfähiges Projekt vor: »Ich hatte Kontakt mit dem Land Kärnten und dem zuständigen Ministerium. Bei beiden war kein eingereichtes Konzept bekannt.«

Allerdings brachte der ORF-Beitrag, der am 29. Mai in »ZIB am Sonntag« gesendet wurde, Bewegung in die Angelegenheit. 

»Wie oft wurde bereits berichtet, dass der Abbau jetzt startet?«
Derselbe glaubt an »Spekulation«

Vallant: »Ich hatte seit drei Jahren keinen Kontakt mit European Lithium. Jetzt haben sie sich gemeldet, in einigen Tagen gibt es einen Termin mit dem Vorstandsvorsitzenden Dietrich Wanke, der uns ein Konzept präsentieren soll.« Danach will Vallant über das weitere Vorgehen entscheiden.

»Wir begrüßen eine UVP für die Weiterverarbeitung des Rohmaterials« 

Die Unterkärntner Nachrichten konfrontierten European Lithium mit den Aussagen von Bürgermeister Günther Vallant. Hier die Antworten.

Wie steht European Lithium zur Durchführung einer UVP? Ist man dazu bereit, auch wenn es offenbar rechtlich nicht nötig wäre?
In Wolfsberg ist ein untertägiges Abbauverfahren geplant. Das heißt, dass sich die benötigte Infrastruktur größtenteils unterhalb der Oberfläche befinden wird. Es handelt sich um einen mechanischen Prozess, dabei werden keine aus Umweltsicht bedenklichen Stoffe freigesetzt. Wir begrüßen ausdrücklich eine Umweltverträglichkeitsprüfung für die Weiterverarbeitung des Rohmaterials in batteriefähiges Lithium im Tal.

Wäre der Abtransport des Materials mit Lärm, Staub und viel Lkw-Verkehr verbunden, wie Bürgermeister Vallant fürchtet?
Der Lkw-Verkehr vom Berg ins Tal wird auf das geringstmögliche Maß beschränkt. Das Rohmaterial wird bereits auf dem Berg einem ersten mechanischen Verarbeitungsschritt unterzogen, um die Materialmenge beim Weitertransport in das Tal wesentlich zu reduzieren. Das batteriefähige Lithium soll dann mit der Bahn weiter transportiert werden, hier ist das Lavanttal durch die Bahnanbindung ein Betriebsstandort mit Zukunft.

Bürgermeister Vallant sagte, er habe Kontakt mit dem Land Kärnten und dem zuständigen Ministerium aufgenommen. Bei beiden wäre kein genehmigungsfähiges Konzept für den Lithium-Abbau bekannt. Ist das so und wenn ja, warum gibt es keine Projekteinreichung?
Wir besitzen 54 Explorations- und elf Abbaulizenzen für Wolfsberg. Derzeit arbeiten wir an der Finalisierung der Endgültigen Machbarkeitsstudie, die dem Schutz der Aktionäre (darunter sind auch Kärntner bzw. Österreicher) und der Sicherheit der (möglicherweise auch österreichischen) Geldgeber dient. Wir stehen in Kontakt mit dem Land Kärnten und dem zuständigen Ministerium. Das ist uns wichtig, schließlich wollen wir ja auch Arbeitsplätze schaffen in einer Region, die von Industriejobs lebt, aber derzeit ein Abwanderungsgebiet ist, wie auch jüngst in einem ORF-ZIB2-Beitrag festgehalten wurde. 
Wir müssen jedoch auch respektieren, dass bei den zuständigen Stellen derzeit viele wichtige Themen am Tisch liegen und ein Vorankommen Zeit benötigt. Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn Bürgermeister Vallant uns bei den Gesprächen mit dem Land Kärnten unterstützt. Kärnten kann mit dem Projekt zu einer Vorzeigeregion hinsichtlich europäischer Rohstoffunabhängigkeit werden.

»European Lithium selbst will so bald wie möglich mit dem Abbau beginnen«
European Lithium zum »Spekulations«-Vorwurf

Vallant meint auch, der Beginn des Lithium-Abbaus sei immer wieder verschoben worden, daher glaube er, das Projekt sei »Spekulation«.
European Lithium hat bisher mehrere Millionen Euro in die Exploration des Bergwerks investiert und würde das nicht tun, wenn das Unternehmen nicht an den Erfolg des Projekts glauben würde. Bei jedem Bergwerksprojekt – und ich kann das aus 30-jähriger Erfahrung sagen – muss man prinzipiell langfristig denken. 

In den vergangenen Jahren hat die Pandemie Verzögerungen verursacht – dadurch konnten beispielsweise internationale Experten wie etwa aus Südafrika nicht einreisen, die jedoch für den Abschluss der Endgültigen Machbarkeitsstudie notwendig sind. Derzeit müssen wir Veränderungen der Material- und Energiepreise in unsere Planungen einkalkulieren. Technisch gesehen ist aus jetziger Sicht ein Abbau ab Ende 2024 möglich, es handelt sich dabei aber um ein Zieldatum, das sich durch externe Faktoren verschieben kann. European Lithium selbst will so bald wie möglich mit dem Abbau beginnen.

Laut Bürgermeister Vallant soll in einigen Tagen ein Gespräch mit European Lithium, bzw. CEO Dietrich Wanke, stattfinden. Wird es dazu kommen? Und wenn ja, was soll besprochen werden?
Dietrich Wanke verbringt derzeit die meiste Zeit des Jahres in Wolfsberg. Wir haben immer ein offenes Ohr für den Bürgermeister, um uns zum Thema Lithiumabbau auszutauschen.

Dietrich Wanke (l.), CEO von European Lithium. Die Beantwortung seiner Fragen sieht Bürgermeister Günther Vallant (r.) als Voraussetzung, ehe der Lithium-Abbau auf der Koralpe starten kann. KK, European Lithium

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