Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

Georg Fejan: »Die Impfung ist aus meiner Sicht der einzige Ausweg aus der Corona-Pandemie«Ausgabe 44 | Mittwoch, 3. November 2021

Bezirkshauptmann Georg Fejan (47) spricht mit den Unterkärntner Nachrichten über die aktuelle Corona-Situation und die Maßnahmen, über 3G am Arbeitsplatz, einen Lockdown für Ungeimpfte und wie das Lavanttal im Vergleich zu anderen Bezirken in Österreich steht.

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Artikel

Wie sieht es im Lavanttal aktuell mit den Zahlen der Corona-Infizierten  aus? 
Mit Stand vom 29. Oktober liegt die Sieben-Tages-Inzidenz bei 318. In den vergangenen sieben Tagen gab es im Bezirk 167 Neuinfektionen. Im Schnitt gibt es rund 25 Neuinfektion pro Tag im Lavanttal. Insgesamt gab es seit Ausbruch der Pandemie 78 Menschen, die an oder durch Corona verstarben, und 4.229 Infizierte.

Wie sind diese Zahlen im Vergleich mit anderen Bezirken?
Aktuell steigen die Zahlen überall stark an. Das Lavanttal befindet sich dabei auf einem guten Mittelfeldplatz. Über die gesamte Pandemie betrachtet liegt das Lavanttal im Drittel mit den wenigsten Infektionen. Auch in Kärnten stehen wir im Vergleich mit anderen Bezirken sehr gut da.

Wie ist die Belegung der Intensivbetten im Lavanttal? 
Neun infizierte Personen werden derzeit im LKH auf der Normalstation behandelt, auf der Intensivstation liegen aktuell vier Personen, wovon nur noch eine infiziert ist. 

Bei der Impfquote liegt das Lavanttal aber österreichweit ziemlich weit hinten, im untersten Viertel. Woran liegt das?
Das ist ganz schwer zu sagen. Es gab zu Beginn der Impfaktionen in Österreich Gebiete, die priorisiert wurden. Auch die regionalen Unterschiede im Bezirk – hohe Impfquoten im oberen Lavanttal, niedrigere im unteren Tal – sind schwer erklärbar. 

Ich hätte eigentlich gedacht, dass die Impfquote im Lavanttal höher sein würde, da es einen hohen Anteil an älterer Menschen gibt, die zum Großteil mittlerweile vollimmunisiert sind.

Im Sommer sah es mit den Neuinfektionen schon sehr gut aus.  Worauf führen Sie die jetzige Steigerung zurück?
Da sind mehrere Faktoren dafür verantwortlich: Die Maßnahmen wurden gelockert, es gab Veranstaltungen, es gab überwiegend keine Maskenpflicht mehr, die Menschen waren wieder auf Urlaub und im Ausland, und der Anteil der Nichtgeimpften ist nach wie vor zu hoch. 

Der größte Teil der Neuinfektionen in den vergangenen Wochen betraf Gruppen, die noch nicht geimpft werden konnten oder bei denen die Durchimpfungsrate gering ist, wie zum Beispiel bei den Schülern. Viele Fälle sind in den vergangenen Wochen an den Schulen entstanden. Der Altersschnitt der Infizierten hat sich gesenkt. Früher waren eher ältere Menschen betroffen – die sind nun geimpft. Nun erwischt es die Schüler, da sind die meisten noch ungeimpft. Die  Impfquote bei den Zwölf- bis 18-Jährigen ist noch sehr gering.

Finanzminister Gernot Blümel hat kürzlich gemeint, die Pandemie sei vorüber. Was glauben Sie, wie lange hält uns die Pandemie noch in Atem? 
Das ist eine medizinische Frage. Meiner Einschätzung nach wird uns die Pandemie sicher noch über den Winter begleiten. Alles weitere ist reine Spekulation. Die Erfahrungen zeigen, dass durch die Erhöhung der Impfquote alles rascher in die Normalität übergehen kann.

Fast ganz Österreich und damit auch das Lavanttal steht bei der Corona-Ampel auf rot.  Drohen Gemeinden im Lavanttal  nun Ausreisetests? 
Derzeit nicht. Die Ausreisetests sind immer im Kontext mit der Gesamtbezirksinzidenz zu sehen. Wir haben natürlich in den einzelnen Gemeinden unterschiedliche Zahlen. Speziell bei kleineren Gemeinden gibt es immer wieder Ausreißer nach oben, aber bezirksweit gesehen gleicht sich das aus. Es gibt auch keine großen Cluster im Lavanttal.  

Außerdem wird auch mehr getestet als früher, das führt auch zu höheren Zahlen. Die infizierten Personen mit vollem Impfschutz haben in der Regel aber einen leichten Verlauf und genesen rascher. 

Wie ist die Disziplin im Lavanttal bezüglich der Corona-Vorschriften. Gab  es viele Anzeigen wegen Verstößen gegen die Corona-Auflagen?
Überwiegend war die Disziplin sehr gut. Es gab immer wieder Kontrollen durch die Polizei und die Gesundheitsbehörde, Anzeigen gab es nur vereinzelt. Auch Kontrollen in der Nachtgastronomie wurden durchgeführt: Dabei hat sich gezeigt, dass die  Kontrolle der 3G-Nachweise sehr gut eingehalten wurde. Speziell die Wirte in der Nachtgastronomie waren sehr bemüht, auf die Einhaltung der Regeln zu achten.

Wie läuft das Contact Tracing im Bezirk? Geht es problemlos oder ist es schwer, Daten zu bekommen?
Die Bezirkshauptmannschaft hat zusätzlich 14 externe Personen bekommen, die uns beim Contact Tracing unterstützen. Außerdem haben wir auch schon um eine Assistenzleistung durch das Bundesheer angesucht. Es gab ja bereits in der Vergangenheit Unterstützung durch das Heer. Dann sind die Zahlen gesunken und viele Soldaten wurden ins Burgenland abgezogen. Bis Ende Juni wurden wir  täglich von vier Soldaten unterstützt.

Das Contact Tracing funktioniert derzeit sehr gut. Alle unsere Mitarbeiter sind sehr gut »eingeschossen«. Wir beobachten aber, dass die Betroffenen bei den Angaben ihrer Kontakte immer weniger auskunftsfreudig werden. Das ist aber das Um und Auf, um die richtigen Informationen zu bekommen.

Nun wurde 3G am Arbeitsplatz eingeführt. Wie wird das kontrolliert? 
Vom Gesetz her ist der Dienstgeber dafür verantwortlich. Es ist aber auch möglich, stichprobenartig Kontrollen durch die Gesundheitsbehörde zu machen. Dafür können wir dann auch  die Polizei heranziehen.  

Ist Ihrer Meinung nach ein Lockdown für Ungeimpfte möglich bzw. sinnvoll?
Über die Sinnhaftigkeit werde ich mich als Vollzieher nicht äußern. In der Vollziehung ist es aber  sehr schwierig. Flächendeckende Kontrollen sind mit den gegebenen Ressourcen nie möglich. Man kann sich dabei nur auf stichprobenartige und schwerpunktmäßige Kontrollen konzentrieren.

Wer sollte eigentlich einen solchen  Lockdown für Ungeimpfte kontrollieren? 
Derzeit sind dafür die Gesundheitsbehörden und die Polizei vorgesehen.

Jetzt kommt die Adventzeit, in der es immer zahlreiche Events gibt. Wie sieht es damit im Lavanttal aus? Gab es schon Anmeldungen für Krampusläufe oder Adventmärkte? 
Ich habe gehört, dass in einzelnen Gemeinden des Lavanttals Weihnachts- bzw. Adventmärkte stattfinden sollen. Viele warten aber  noch die weitere Entwicklung der Situation ab. 

Die Schulen haben uns auch schon wegen der Schulbälle angesprochen. Nach den derzeit gültigen Regeln wären sie erlaubt. Was in den kommenden Wochen kommt, kann man aber noch nicht sagen. Falls die Bälle erlaubt sind und stattfinden, wird von der Bezirkshauptmannschaft aber empfohlen, die Regeln strenger als die Verordnung vorschreibt handzuhaben, zum Beispiel auch negative PCR-Tests von geimpften Personen zu fordern. Perchtenläufe wären nach den jetzigen Vorgaben nicht verboten, wahrscheinlich unter Einhaltung der Vorgaben aber schwer durchzuführen.

Sind Sie eigentlich geimpft? 
Ja, ich bin vollimmunisiert. Die Impfung ist aus meiner Sicht auch der einzige Ausweg aus der Pandemie. Wir sehen in der Gesundheitsbehörde, dass die Impfung sehr gut wirkt und erfolgreich ist. Ich kann nur raten, sich impfen zu lassen. Ich möchte noch einen Appell an die Bevölkerung richten: Es ist derzeit von großer Bedeutung, sich an die geltenden Maßnahmen zu halten. Es zahlt sich aus, um sich selbst und auch andere zu schützen. 

Gibt es noch Impfangebote im Lavanttal, abgesehen von den niedergelassenen Ärzten, wie zum Beispiel einen Impfbus oder Impftage?
Das kann ich derzeit noch nicht sagen. Ich rechne damit, dass sich aufgrund der Verschärfungen hoffentlich noch viele Menschen dafür entscheiden werden, sich doch noch impfen zu lassen. 

Sie stehen persönlich seit fast zwei Jahren an vorderster Front im Kampf gegen Corona. Wie groß ist diese Belastung für Sie, aber auch für Ihre Mitarbeiter in der Bezirkshauptmannschaft eigentlich?
Die Belastung ist nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen, die in der Bezirkshauptmannschaft mit Covid zu tun haben, riesengroß. Es ist eine riesige Arbeitsbelastung, die für viele oft auch über das Wochenende hinausgeht. 

Dann kommt noch dazu, dass der Umgang mit den Betroffenen immer schwieriger wird. Es ist irrsinnig schwer, auf dem Laufenden zu bleiben, da sich die Vorschriften manchmal täglich ändern.

Die Mitarbeiter leisten hier Gewaltiges. Über einen so langen Zeitraum hat es bei uns noch nie eine Krise gegeben. Viele haben dabei schon über ihre Grenzen gehen müssen.

Das alles wäre ohne die Unterstützung der externen Kräfte, speziell des Bundesheers, nicht bewältigbar gewesen.

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren