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Um die Kulturszene war es wegen der Corona-Pandemie über ein Jahr sehr ruhig, es gab kaum Veranstaltungen. Wie ist es Ihnen in diesem Jahr ergangen?
Die ersten Monate waren echt hart und haben mir einige schlaflose Nächte bereitet. Niemand wusste, wie es weiter geht. Es ging von hundert auf null, es war wirklich zäh. Aber ich bin weit davon entfernt zu jammern. Es haben sich dann verschiedene Möglichkeiten aufgetan, so wurde ich zu ein paar Festivals eingeladen. Und ab August in Verbindung mit der staatlichen Unterstützung hatte ich auch eine kleine Basis, ich habe ja auch einen Kredit zu bedienen. Aber es hat gepasst.
Sie sagten in einem Interview mit den Unterkärntner Nachrichten einmal, Sie können von der Musik sehr gut leben. Also war es in der Corona-Zeit nicht so?
Wie erwähnt, ich habe überlebt. Man muss es aber relativieren. Ich bin ein sehr einfacher, positiver und genügsamer Mensch. Ich freue mich, wenn sich das normale Leben ausgeht. Im künstlerischen, freischaffenden Leben gibt es immer Auf und Ab. Aber ich bin noch da und guter Dinge. Aber es war schon teilweise sehr knapp.
Waren die staatlichen Hilfsmaßnahmen für Künstler ausreichend?
Bei mir ist es sich gerade ausgegangen. Ein paar Aufträge, die hereingetröpfelt sind, und die Maßnahmen der Bundesregierung hielten mich über Wasser. Ich erhielt auch vom Land Kärnten ein Arbeitsstipendium, und so ist es sich ausgegangen. Natürlich ist es immer super, wenn es ein bisschen mehr ist, aber ich finde, es war sehr in Ordnung. Wenn man sich bemüht hat, ist man mit den Förderungen gut durchs Leben gekommen.
Ende Mai kamen die ersten Lockerungen. Sie standen ja schon anlässlich der Eröffnung des St. Pauler Kultursommers auf der Bühne. Wie war es, nach so langer Zeit wieder vor Menschen aufzutreten?
Unglaublich schön, weil gerade in der Musik ist das Miteinander unersetzlich. Es ist viel, viel schöner und intensiver als über irgendwelche Zoom- oder Skype-Sessions. Es war schön, die Menschen wieder zu spüren. Ich muss aber ehrlich sagen, obwohl ich ein sehr entspannter Mensch bin, war ich diesmal ausgesprochen nervös. Ich habe davor richtig gefiebert, weil ich vor dem St. Pauler Kultursommer lange Zeit keine Live-Auftritte erlebt hatte. Man merkt, wenn die Routine weg ist, dass man auch richtig nervös werden kann. Aber in Summe war es ein tolles Erlebnis und wunderschön dabei zu sein. Und natürlich war es schön, auch wieder andere Menschen wie die Alt-Lavanttaler Trachtenkapelle und den bekannten Psychotherapeuten Arnold Mettnitzer zu treffen.
Was glauben Sie, wie lange wird es dauern, bis alles wieder richtig anläuft?
Ich glaube, dass es gar nicht mehr so »normal« wird wie vorher, weil doch ein Umdenken bei den Menschen – auch bei mir – stattgefunden hat. Bis es sich wieder einpendeln wird, glaube ich, dauert es sicher noch Monate, wenn nicht Jahre.
Sie stehen in den kommenden Wochen trotzdem ein paar Mal in unserer Region auf der Bühne. Was steht auf dem Programm?
Ich freue mich total, gleich über der Koralpe in St. Stefan ob Stainz mit dem Vocal-Ensemble »Il Canto Novosibirsk« aus Sibirien am 20. Juni auf der Bühne zu stehen. Neben mir wird Eduard Kutrowatz das Ensemble begleiten.
Danach gibt es von mir und Eduard Kutrowatz ein spannendes Duokonzert beim St. Pauler Kultursommer. Wir werden Stücke von Bach bis Bartok interpretieren und spielen. Da sind auch Stücke dabei, die ich noch nicht gekannt habe. Es sind aber auch bekannte Melodien dabei, wie »Ave Maria« oder die »Pezi«-Titelmelodie. Das passiert am 10. Juli.
Aller guten Dinge sind drei. Was ist der dritte Auftritt?
Am 25. Juli sind der Schauspieler August Schmölzer, die Cellistin Julia Hofer und ich zu Gast im Garten des ehemaligen Kapuzinerklosters für eine Matinee. Es ist ein sehr gesellschaftskritisches Programm. Und wir werden dabei auch das eine oder andere Lied singen.
Sie sind also auch Sänger?
(Lacht.) Gemeine Frage, eine Fangfrage? Nein, ich bin kein Sänger. Ich werde Überstimmen singen. Es ist jetzt zwar kein Kabarett, aber bei so einem Programm muss nicht alles perfekt sein. Ganz unter dem Motto: Traut euch zu singen unter der Dusche oder auf der Bühne.
Wie haben Sie die Zeit in der Corona-Krise verbracht?
Es gab Phasen, in denen es wirklich nichts gab. Andererseits gab es auch Konzerte, zum Beispiel im Juni, Juli. Ich wurde von einer Veranstalterin für vier musikalische Wanderungen gebucht. Das war ein tolles Erlebnis.
Aber es gab natürlich auch Zeiten, in denen überhaupt nichts los war. Ich habe extrem viel Zeit mit der Familie verbracht, was wunderschön war. Ich war auch sehr viel im Garten, seit zwei Jahren bin ich begeisterter Hobbygärtner. Und ich habe sehr viel am Instrument weitergebracht, dafür hatte ich vor der Krise nicht so viel Zeit. Ich konnte mich dadurch sehr gut weiter entwickeln. Ich hoffe, ich wurde dadurch ein besserer Musiker.
Haben Sie die Zeit auch dafür genutzt, an einer eigenen CD zu arbeiten?
Nachdem ich schon seit Jahren davon spreche, ist eine CD nun tatsächlich in Vorbereitung. Ich habe zwar bei 100 bis 150 CD mitgewirkt, aber für eine eigene hatte ich nie die Zeit. Außerdem bin ich sehr breit aufgestellt und brauchte sehr viel Zeit, um mich zu entscheiden, was gibt man auf so eine CD. Es ist geplant, die CD im November im Liszt-Zentrum mit Kutrowatz und Julia Hofer am Cello aufzunehmen. Es werden eher ruhige Stücke sein. Es geht vor allem um das Auf und Ab im Leben. Ich werde dabei versuchen zu verarbeiten, was die vergangenen Monate so alles passiert ist.
Sie waren immer viel im Ausland unterwegs, USA, Israel, Frankreich. Wie ist es, nach solchen – teilweise auch großen Konzerten – zurück ins Lavanttal zu kommen und vor 50 Leuten zu spielen?
Es ist etwas ganz Besonderes in der Heimat zu spielen. Es macht beim Publikum aber nicht so einen Unterschied. Die Menschen schätzen es, wenn jemand authentisch ist und die Herzen erreicht. Für mich ist es sogar schwieriger, auf kleinen Bühnen zu spielen, weil es viel persönlicher ist. Es macht für mich aber keinen Unterschied, ob große oder kleine Bühne.
Macht es einen Unterschied, ob Bühne oder Studio? Wo arbeiten Sie lieber?
Studio heißt für mich arbeiten, und ist zwischendurch auch sehr wichtig für mich. Aber ich bin definitiv lieber auf der Bühne. Jemand sagte zu mir einmal: »Das Saxophon wurde dir in die Wiege gelegt, du bist für die Bühne geboren.« Live spielen ist meins. Deswegen wird die CD auch live in Reiding aufgenommen.
Wollen Sie auch wieder Konzertreisen unternehmen?
Es hat sich durch Corona vieles geändert und man überdenkt viele Sachen. Es muss nicht jeder um die ganze Erdkugel fliegen und, damit man super ist, in Amerika spielen. Es ist auch so wertvoll, vor den Menschen zu Hause zu spielen. Man muss nicht überall dabei sein. Aber es ist ein Teil von mir, das Rausgehen und im Ausland zu spielen. Das ist auch wichtig, weil man dann bei der Rückkehr die Heimat wieder viel mehr schätzt.
Wollten Sie schon immer im Lavanttal bleiben oder haben Sie sich schon einmal überlegt, ins Ausland zu übersiedeln?
Ich habe mich bewusst für das Lavanttal entschieden. Obwohl: Einmal war ich schon kurz davor, nach Amerika zu gehen. Ich war damals in einer Gegend auf einer Halbinsel, wo mich die Menschen schon fast bekniet haben, mich dort anzusiedeln. Bei meiner Rückkehr war dann aber ganz klar, dass mein Lebensmittelpunkt im Lavanttal ist.
Und warum fiel die Entscheidung auf die Saualm als Lebensort?
Ich brauche für das Komponieren viel Ruhe. Das habe ich dort, da kann ich auftanken. Es gibt in der Umgebung viele großartige Leute. Das Reisen geht mir aber auch ab.
Wie sehen Ihre langfristigen Pläne aus?
Meine CD soll im kommenden Jahr um die Osterzeit herauskommen. Mir ist es wichtig, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Es ist auch ein Ziel, meine eigenen Sachen unter die Menschen zu bringen.
Sie haben viele Preise gewonnen. Gibt es eine Auszeichnung, die Sie noch gerne hätten?
Ich definiere mich nicht über Preise, aber es ist eine Motivation für die eigene Arbeit. Sie sind eine Bestätigung für die Arbeit. Das New York-Festival war ein Wahnsinn. Ich war der einzige Europäer, der nominiert war, die anderen waren Walt Disney und FOX. Und dann gewinne ich es. Ich konnte es im ersten Moment nicht glauben.
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