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St. Paul. Bisher hat sich wenig gerührt. Doch in den nächsten Wochen soll es so weit sein: Das seit Jahrzehnten an der Fassade des Konviktgebäudes des Benediktinerstifts St. Paul prangende Hakenkreuz wird eine ergänzende Tafel erhalten, auf der der geschichtliche Hintergrund erklärt werden soll. Das sagt Pater Marian Kollmann, Administrator des Stifts St. Paul. Allerdings: Laut Manfred Morokutti, dem Vorsitzenden des »Mauthausen Komitees Kärnten/Koroška«, muss bei der Formulierung des Textes sensibel vorgegangen werden.
»Ich habe mit dem Bundesdenkmal telefoniert«, sagt Administrator Kollmann, »wir werden eine kleine Tafel dazugeben – als Mahnmal. Das soll in den nächsten Wochen geschehen. Wir habend das Thema nicht aus den Augen verloren, mussten uns zuletzt aber mit anderen Dingen befassen.«
»Der Gedanke einer Zusatztafel ist richtig, die Art und Weise erfordert aber Sensibilität«
Manfred Morokutti, Mauthausen-Komitee Kärnten
Die Tafel wird vom neuen St. Pauler Bürgermeister Stefan Salzmann (SPÖ) befürwortet, der wegen des Hakenkreuzes in der Vergangenheit bereits mit Kollmann in Kontakt stand.
Morokutti wäre grundsätzlich für eine Entfernung des Nazi-Symbols, kann aber nachvollziehen, dass die dadurch nötige Komplettsanierung der Fassade finanziell nicht leicht zu stemmen wäre. »Ich bin auch für eine Zusatztafel«, sagt der Komitee-Vorsitzende, »allerdings ist die Frage, was darauf geschrieben wird.« Der Text müsse Bewusstsein für die Geschehnisse der Vergangenheit schaffen und erklären, warum das Hakenkreuz an der Wand weiterhin zu sehen ist.
»Bei der Hintergrundbeleuchtung muss man aufpassen«, so Morokutti und nennt das Beispiel Villach, wo »belastete« Straßennamen mit Tafeln ergänzt wurden: »Der Gedanke ist richtig, aber die Art und Weise erfordert Sensibilität. Wenn man nur Tatsachen aus dem Leben dieser Personen auf die Tafeln schreibt, können die Texte als Würdigung missverstanden werden. Das ist eine Gefahr. In St. Paul soll aufzeigt werden, mit welchem Terror das Hakenkreuz in Zusammenhang steht.«
Nicht getilgt
Wie im Dezember berichtet, ist auch 75 Jahre nach Ende der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus dieses Emblem nicht getilgt. Die deutlich sichtbaren Konturen des Hakenkreuzes befindet sich an der Schmalseite des Konviktgebäudes, unter der Adresstafel »Lobisserplatz 7« und einem blechernen Hinweisschild mit der Aufschrift »Durchgang verboten«. Angebracht wurde es während der NS-Herrschaft, als im Konvikt eine »Nationalsozialistische politische Lehranstalt«, Napola, untergebracht war. Später wurde das auf Augenhöhe befindliche Nazisymbol entfernt. Geblieben sind aber die Umrisse des etwa 50 Zentimeter großen Emblems, die sich weiterhin deutlich auf der Konviktsmauer abzeichnen.
Administrator Kollmann hatte im damaligen Gespräch mit den Unterkärntner Nachrichten betont, dass es nicht einfach übermalt werden könne, da dadurch das Gesamtbild der Fassade zerstört würde. Ihre Komplettsanierung würde aber Unsummen kosten. Das Hakenkreuz solle als Mahnmal belassen und mit einer Informationstafel ergänzt werden.
Nun muss sie nur noch angebracht werden ...
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