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Kärntner Landesrat Daniel Fellner lässt aufhorchen: »Mir gefallen Windräder nicht, ich hasse sie sogar«Ausgabe 42 | Mittwoch, 14. Oktober 2020

Der St. Andräer Daniel Fellner (43) ist seit 12. April 2018 Landesrat – und hat dieser Tage die Hälfte seiner Amtszeit hinter sich. Mit den Unterkärntner Nachrichten zog er Bilanz, sprach über die Absicht, das heimische Wasser zu schützen – und über die geplanten Windräder.

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Wie sieht Ihre Bilanz der ersten Halbzeit aus?
Ich bezeichne sie als sehr gut. Es macht wahnsinnig viel Spaß. Ein großer Vorteil war, dass ich viel Erfahrung mitbringen konnte. Beruflich komme ich aus dem Roten Kreuz (Anm.: Fellner war Leitstellenleiter beim Roten Kreuz, als Landesrat ist er für Gemeinden, Raumordnung, Orts- und Regionalentwicklung, Feuerwehren, Katastrophenschutz und Wasserwirtschaft zuständig), und der Katastrophenschutz ist genau meines. Das war vielleicht mit ein Puzzlestein dafür, dass große Herausforderungen, wie etwa Katastrophen, in den vergangenen Jahren sehr gut bewältigt wurden. Mein Hobby war immer die Gemeinde- und Kommunalpolitik. Als Kärntner Gemeindereferent tätig sein zu können, mit der Erfahrung der vergangenen Jahre, war, glaube ich, für keine der 132 Gemeinden ein Nachteil. Ich habe Verständnis für das Herzblut, das sie – manchmal in Kleinigkeiten – legen und dabei aber nicht wissen, wie sie es finanzieren sollen.

Welcher war der schönste Moment Ihrer bisherigen Amtszeit?
Die Sitzung der Lavanttaler Bürgermeister im Wolfsberger Rathaus, bei der wir uns einigten, den Technologiepark St. Paul gemeinsam umzusetzen, und die Unterschrift auf dem LOI (Anm.: Letter oft Intent, Absichtserklärung) vor einigen Wochen. Das wurde Jahre, wenn nicht Jahrzehnte diskutiert, die Zusammenarbeit, der wirtschaftliche Außenauftritt etc. Man stand schon oft vor der Unterschrift, aber es scheiterte immer an irgendetwas. Dass das jetzt gelungen ist, war mein schönster Moment, der Startschuss für den Technologiepark St. Paul.

Was gibt es Neues bei diesem Projekt?
Es gibt laufend Abstimmungsgespräche unter den Gemeinden. Die Nordflächen haben wir so gestaltet, dass die BABEG (Anm.: Kärntner Betriebsansiedelungs- und Beteiligungs-GesmbH) die Grundstücke alleine kauft und die Gemeinden bei der Infrastruktur  – Straßen, Stromleitungen – massiv unterstützt werden. Die Aufschließung wird den Gemeinden kaum etwas kosten. Heute gibt es wieder Gespräche, wie wir weitermachen. Bei den Südflächen sind wir in laufenden Verhandlungen mit dem Stift St. Paul. Sie laufen auch nach dem Wechsel an der Spitze des Stifts sehr gut.

Was war Ihr bitterster Moment?
Ein bitterer Moment war die Absage der Feuerwehr-Landesmeisterschaft, die heuer in St. Andrä hätte stattfinden sollen. Hunderte, ja Tausende Leute wären gekommen und hätten eine Leistungsschau der Spitzensportler des Feuerwehrwesens gesehen. Das stand schon fest, als ich noch Vizebürgermeister in St. Andrä war. Die coronabedingte Absage hat mir sehr weh getan.

Wie wurden Sie Landesrat?
Ich war Quereinsteiger in die Landespolitik, als ich Landesgeschäftsführer der SPÖ wurde. Diese geringe Erfahrung war aber ein großer Vorteil, denn ich hatte einen ganz anderen Zugang. So entstanden Wahlkämpfe, die für die SPÖ sehr gut liefen, mit teils kuriosen Ideen. Nach dem letzten Wahlkampf 2018 (Anm.: Landtagswahl) hatten wir ein sehr starkes Ergebnis. Danach saß ich mit Peter Kaiser in meinem Büro und wir sprachen darüber, wer in die Regierung einziehen könnte. Ich machte Namensvorschläge, er sagte plötzlich: »Wenn du ja sagst, wirst du es.« Es zog mir den Teppich unter den Füßen weg, ich erbat Bedenkzeit und fuhr nach Hause. Mein Wunsch war eigentlich, Bürgermeister von St. Andrä zu werden, ich wollte den Landesrat also erst nicht machen. Dann diskutierte ich die ganze Nacht mit meiner Frau, und sie hat mich bewogen, es zu machen. Sie sagte: »Das ist das Richtige für dich.« Zwei Tage später willigte ich ein.

Wie hat sich Ihr Leben seither verändert?
Der größte Unterschied ist, dass es kein Privatleben mehr gibt. Man ist immer mit seinem Job verbunden, es gibt keine Trennung zwischen Dienst- und Freizeit. Anfangs war ich mit meiner Familie in Restaurants und die Menschen holten mich während des Essens weg, um mit mir Fotos zu machen. Das war auch meiner Frau zu viel. Nie unbeobachtet zu sein, ist die größte Veränderung.

Was haben Sie sich für die zweite Halbzeit vorgenommen?
Ich arbeite intensiv an einem Projekt, um die Wasserversorgung der  Kärntner für die nächsten 100 Jahre zu sichern: Eine Wasserschiene für ganz Kärnten. Wir haben genug Wasser, aber es ist schlecht verteilt, auch Unterkärnten hat Probleme. Aber jetzt sind alle dafür, dass wir das machen, eine stabile Versorgung mit Trinkwasser. 
Weiters will ich eine Wasser-Carta, die in der Landesverfassung etabliert werden soll. Ich möchte, dass wir uns gewisse Grundregeln auferlegen, die in den höchsten gesetzlichen Rang gehoben werden, den es gibt, um Privatisierungen zu verhindern. Das muss im Keim erstickt werden, denn ich glaube, das ist eine Gefahr. Wir müssen unser Wasser mit Zähnen und Klauen verteidigen, denn das wird das Thema dieses Jahrhunderts. 
Ich glaube, ich stehe kurz vor dem Abschluss eines neuen Raumordnungskonzepts, was seit 2003 versucht wird. Das wird nicht jeder beklatschen, aber es ist wichtig und richtig. Grund und Boden ist nicht vermehrbar.

Sie wenden sich gegen die Zersiedelung. Was haben Sie dabei schon erreicht?
Ich glaube, ich kann in den nächsten Wochen oder Monaten den Abschluss eines neuen Raumordnungskonzepts schaffen. Dann muss der Schwerpunkt darauf gelegt werden, die Zersiedelung zu stoppen. Es gibt Widerstand, aber ich denke es ist gelungen, Verständnis für diese Problematik zu bewirken. Was jetzt kommt, wird nicht perfekt, aber ein erster Schritt sein. Denn die Zersiedelung schafft riesige Kosten, etwa bei Transport oder Energieversorgung, und es gibt kein soziales Leben mehr, weil die Menschen so weit auseinander leben. 

Stichwort Energie: Im Lavanttal wird heftig über die Windkraft diskutiert. Wie stehen Sie dazu?
Wir brauchen eine Energiewende. Mit der Sichtbarkeitsverordnung haben wir in Kärnten eine gute Regelung für Windräder. Mir persönlich gefallen sie überhaupt nicht, ich hasse sie sogar. Sie sind grausig. Windräder sollten nur dort aufgebaut werden, wo es ohne Förderungen funktioniert. Sie nur zu machen, weil es Förderungen gibt, ist eine Katastrophe. Dann braucht es Vereinbarungen, die die Betreiber verpflichten, sie rückzubauen, wenn es keine Förderungen mehr gibt und die Windräder nicht mehr betrieben und stehengelassen werden. Kärnten ist ein Sonnenland, wir brauchen mehr Photovoltaik. Aber sie soll auf Flächen entstehen, die schon verbaut sind, Gebäude oder Parkplätze, nicht in der freien Natur auf Ackerflächen. Aber: Wenn auf der Koralm auf der steirischen Seite schon Windräder stehen, dann habe ich noch irgendwie Verständnis, wenn genau dort auf Kärntner Seite auch einige errichtet werden. Aber bei unberührten Gebieten bin ich sehr skeptisch.

Was möchten Sie für das Lavanttal noch erreichen?
Das Schönste wäre, dass man sich  als Lavanttal wahrnimmt und nicht als einzelne Gemeinden. Die Gemeinden sollen in ihren besten Seiten gestärkt werden, andere Dinge sollen aber nur mehr gemeinschaftlich angegangen werden. Das ist mein Traumziel. Ich prophezeie dem Lavanttal eine rosige Zukunft, es wird eine der attraktivsten Gegenden Österreichs. 

In diesem Zusammenhang: Was erwarten Sie von der Koralmbahn?
In einigen Jahren fahren dort die Züge, dann ist Wolfsberg eine Stadt zwischen Wien und Venedig, wie Bürgermeister Gerhard Seifried einmal sagte. Wenn wir uns aber auf den ersten Zug nicht gut vorbereiten, fährt er vorbei und wir werden winken. Wenn man sich darauf vorbereitet, dass die Menschen dann im Paradies leben und in Klagenfurt oder Graz arbeiten können, wird das Lavanttal eine der attraktivsten Wohn- und Wirtschaftgegenden. Ich habe den Eindruck, jetzt denken alle Player im Tal genau so. Daher habe ich keine Angst vor dem angeblichen Sterben des ländlichen Raums.

Stichwort Lithiumabbau: Was erwarten Sie davon?
Es ist um dieses Thema ruhig geworden. Die Politik sollte es nicht verhindern, aber darauf achten, dass es keine nachteiligen Auswirkungen hat. In punkto Arbeitsplätze setze ich aber mehr auf den Technologiepark als auf Lithium. Der Park wäre imstande, das Lavanttal nachhaltig zu verändern.

Sie waren mit Tommy Schmid Gründungsmitglied des Vorläufers der »Neffen von Tante Eleonor«. Singen Sie noch?
Wir waren in unserer Jugend Fans der »Flying Pickets« und haben eine A-Capella-Gruppe namens »Teenage Slang« gegründet. Dann kamen wir drauf, dass »Teenage« nicht mehr passte und tauften uns auf »Voiceberg« um. Wir waren so erfolgreich, dass ich irgendwann mit meinen gesanglichen Künsten nicht mehr mitkam. Tommy musste mir jeden Ton eintrichtern, damit meine Qualität passte. Dann entschloss ich mich, nur mehr das Management zu machen, auch bei den »Neffen«. Irgendwann ging es aber zeitlich nicht mehr. Mittlerweile habe ich mit dem Singen aufgehört, ich möchte die Leute verschonen.

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