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Thürn. Bereits seit einiger Zeit wurde gemunkelt, dass die Milliardärin Heidi Goess-Horten (79) sich für das Schloss Thürn interessiere. Wenig später machten in Wolfsberg Gerüchte die Runde, sie habe das Schloss gekauft. »Wir haben immer wieder Fahrzeuge von Frau Horten zum Schloss fahren sehen. Da macht man sich dann schon seine Gedanken«, meint eine Dame aus Siegelsdorf, die nicht genannt werden will.
Nun wurde offiziell bestätigt: Schon Anfang Juli hatte »Gräfin« Goess-Horten Interesse am Schloss bekundet. Danach wurde der Verkaufsprozess eingeleitet, der vom Wolfsberg Unternehmensberater Gerhard Dorner im Lavanttal koordiniert wurde. »Die Verhandlungen sind unkompliziert verlaufen. Es waren sehr intensive Monate, und ich bin froh, dass nun alles unter Dach und Fach ist«, meint Dorner. Mitte August wurde der Kaufvertrag unterschrieben, Anfang dieser Woche erfolgte die Übergabe. Über den Kaufpreis gibt es keine Auskunft, und auch darüber, wie es mit dem Schloss weitergehen soll, wird nichts verraten. Nur so viel ist bekannt: Für die Nutzung des Schlosses und der umliegenden Gründe wird derzeit ein Konzept ausgearbeitet.
Für Vorbesitzer Hellmut Longin war es wichtig, einen Käufer zu finden, der das Schloss schätzt und erhalten will. Mit Goess-Horten sei ihm das gelungen. Auch der Wolfsberger Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) zeigt sich erfreut darüber, dass der Fortbestand des Schlosses gesichert ist. Gegenüber Goess-Horten sprach der Bürgermeister die Bitte aus, bei künftigen Baumaßnahmen im Schloss Unternehmen aus der Region zu berücksichtigen.
Zur Person Heidi Goess-Horten
Heidi Goess-Horten, geborene Jelinek, Witwe des 1987 verstorbenen deutschen Unternehmers Helmut Horten, ist eine österreichische Milliardärin, Mäzenin und Kunstsammlerin. Horten ist seit 1971 Vizepräsidentin des Stiftungsrats der Helmut-Horten-Stiftung, die unter anderem mit Zuwendungen an medizinische Forschungseinrichtungen das Gesundheitswesen fördert. Sie gilt als passionierter Eishockey-Fan und ist seit 2010 Ehrenpräsidentin des Klagenfurter Eishockeyvereins KAC. 2018 erhielt sie das Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, im Vorjahr wurde ihr der Kärntner Landesorden in Gold verliehen.
Goess-Horten ist eine bekannte Kunstliebhaberin. Ihre Sammlung umfasst rund 700 Gemälde, Grafiken und Skulpturen, deren Versicherungswert die 500-Millionen-Euro-Marke längst überschritten haben soll, wie man hört. Es handle sich um »eine der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen«, wie Agnes Husslein, Ex-Chefin des Belvedere, betont.
Schloss Thürn
Das heutige Schloss ist aus einem Wehrturm entstanden. Urkundlich erwähnt wurde ein Wehrbau erstmals im Jahr 1243. Er steckt noch im Kern des quadratischen Bergfrieds aus dem 14. Jahrhundert, der die stark gegliederte Ostseite des Schlosses dominiert. Im Obergeschoss befindet sich eine Kapelle mit freigelegten Fresken und einem wunderbaren Blick auf die gegenüberliegende Koralpe.
Ursprünglich war Schloss Thürn als reiner Wehrbau errichtet worden. 1675 gelangte es in kirchliche Hände, 1859 zogen Jesuiten in die freigewordene Residenz ein.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat die Kärntner Landesregierung Schloss Thürn angemietet, und 1947 wurde der Schulbetrieb der landwirtschaftlichen Fachschule in den Räumen des Schlosses eröffnet. Die stetig steigende Schülerzahl führte 1959 aber zu einem Schulneubau in St. Andrä.
Von 1972 bis zum heutigen Tag wurde Schloss Thürn durchgehend als Familienwohnsitz der jeweiligen privaten Eigentümer genutzt.
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