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Wolfsberg. Die Beteiligten hüllen sich in Schweigen, doch die Anzeichen sind unverkennbar: Das Wolfsberger Schloss Bayerhofen scheint einen neuen Besitzer zu haben. Die mehr als zwei Jahre währende Suche nach einem Käufer hat damit wohl ein Ende.
Einen Hinweis liefert der Grundbucheintrag des Schlosses: Der ist derzeit mit einer »Plombe« versehen, was laut den Richtlinien bedeutet, es wurde bereits ein Grundbuchsgesuch eingebracht, die Eintragung ist aber noch nicht erfolgt. Hintergrund dessen ist meist, dass sich Käufer und Besitzer handelseins sind, die Kaufsumme aber noch nicht überwiesen wurde. Dazu ist das Schloss vor wenigen Tagen plötzlich von allen Immobilien-Plattformen im Internet verschwunden.
»Ein Interessent wollte Pflegebetten installieren, das Projekt wurde aber verworfen«
Hans-Peter Schlagholz, Wolfsberger Bürgermeister
Eine Bestätigung des erfolgreichen Abschlusses steht derzeit aus, auch der Name des Käufers ist (noch) nicht durchgesickert. Mit dem Verkauf betraut ist der Klagenfurter Immobilienmakler Bernhard Bolesch, der auf Anfrage der Unterkärntner Nachrichten keinen Kommentar abgeben wollte.
Für die Hausverwaltung des Schlosses ist die Wolfsberger Immobilienmanagerin Barbara Rappitsch zuständig. Sie bestätigt einen Verkauf nicht und beruft sich auf ihre Schweigepflicht. Von Insidern ist dagegen zu hören, dass das Geschäft in Kürze »über die Bühne gehen soll«.
Interessenten
Der Wolfsberg Bürgermeister Hans-Peter Schlagholz weiß nichts von einem Verkauf, aber von zwei Kärntner Unternehmern, die sich für das Schloss interessiert hätten. »Einer wollte Pflegebetten installieren, das Projekt soll aber verworfen worden sein.«
Der Preis des historischen Gebäudes, das seit 2017 zum Verkauf stand, wurde lange mit »auf Nachfrage« angegeben. Zuletzt kam es zu einem Strategiewechsel und er wurde auch öffentlich genannt: 1,1 Millionen Euro.
Dafür gibt es aber auch eine Menge: Ein Schloss, das urkundlich erstmals im Jahr 1239 erwähnt wurde und von einer weitläufigen Grünanlage umgeben ist. Die Gesamtgrundfläche beträgt 12.349 Quadratmeter, in Teilen des 2.292 Quadratmeter großen Schlosses wurden zuletzt Wohnungen vermietet. Allerdings: Bayerhofen steht teilweise unter Denkmalschutz, der bei eventuellen Umbauten zu beachten ist.
Die Geschichte des Schlosses ist beachtlich: Da seine Mauern möglicherweise bereits im 9. Jahrhundert entstanden, zählt es zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Sein ursprünglicher Zweck war die Sicherung der Brücke über die Lavant. Als erster bekannter Besitzer wird Chunrad der Payer angeführt, dessen Familie das Schloss bis 1539 besaß. In diesem Jahr ging es an Klaus Amon, Pfleger des Bistums Bamberg in Hartneidstein. Seine Tochter heiratete den Wolfsberger Gewerken Matthias Freydl, dem das heutige Aussehen des Schlosses zu verdanken ist. Denn Freydl baute es aus und um.
Zu dieser Zeit wurde Wolfsberg vom Protestantismus erreicht, dem auch Freydl und seine Frau anhingen. In der Folge wurde Schloss Bayerhofen zu einem Zentrum der Anhänger Martin Luthers, von hier aus wurde der evangelische Glaube im Land gefördert.
Die Gegenreformation änderte alles. Ein errichtetes Bethaus und ein evangelischer Friedhof mussten abgetragen werden – unter militärischer Bewachung.
Wechselvolles Schicksal
1777 brannte das Schloss teilweise nieder, 1803 wurde es von Max-Christoph Freiherr von Waidmannsdorf an Anton-Thadeus Taurer von Gallenstein verkauft. Damals befand es sich in »verwahrlostem Zustand«, wie es in den Chroniken heißt. Bereits 1807 ging es in den Besitz von Franz-Xaver Schnerich über, dessen Nachkommen das Gebäude restaurieren ließen und es 2017 zum Verkauf anboten.
Dass zuletzt nur noch wenige Wohnungen genutzt wurden, der ummauerte Park mehr oder weniger sich selbst überlassen blieb, machte nicht alle Wolfsberger glücklich. Ein Besitzerwechsel könnte jetzt einen Neuanfang bedeuten.
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