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Wolfsberg. »Dann sperre ich zu!« Trotz des bitteren Satzes, den Mehmet Çetinkaya gerade ausgesprochen hat, und den damit verbundenen düsteren Zukunftsaussichten behält er sein Lächeln. Dem Betreiber der mittlerweile einzigen Shisha-Bar in Wolfsberg, der »Vogue Lounge« in der Spanheimerstraße 3, droht nach nur wenigen Monaten schon wieder das Ende. Denn der Nationalrat hat am 2. Juli die bisher geltende Regelung der gesprengten VP-FP-Regierung gekippt und ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie beschlossen. Mit 1. November tritt es in Kraft. Ab diesem Tag dürfen in Lokalen nicht nur keine Nikotinstängel mehr gequalmt werden. Auch E-Zigaretten und Shishas – Wasserpfeifen, in denen Tabak mit allerlei Geschmacksrichtungen geraucht werden – haben ausgedient. Für die Shisha-Bars ein schwerer Schlag, sie müssen allesamt dicht machen – einzigartig in der gesamten EU.
Ohne Shishas geht nichts
Das gilt auch für Çetinkaya. Der aus der Türkei stammende und in Graz lebende Gastronom sagt zu den Unterkärntner Nachrichten: »Mit dem derzeitigen Geschäft kann ich existieren, aber ohne die Shishas – nein. Mit dem Getränkeausschank allein ist ein Überleben nicht möglich. Denn Kaffeehäuser gibt es in Wolfsberg genug.« Er wirft einen raschen Blick auf zwei Mädchen, die das Lokal betreten, und raunt seinem Kellner zu: »Ausweise kontrollieren!« Tatsächlich sehen die Beiden recht jung aus, Gäste von Shisha-Bars müssen aber mindestens 18 Jahre alt sein. Beim Jugendschutz verstehen die Behörden keinen Spaß mehr.
Sollte die »Vogue Lounge« ihre Pforten schließen müssen, wird das vor allem die junge Generation der Bezirksstadt treffen. Denn an den Tischen sitzen vor allem junge Burschen, das erste Gebot lautet hier: »Cool sein!« Das zweite auch.
Çetinkaya hat die Lounge erst im Spätherbst des Vorjahrs übernommen und versucht, alles richtig zu machen.
»Mit dem Ausschank allein ist das Überleben unmöglich. Kaffeehäuser gibt es genug«
Mehmet Çetinkaya, Shisha-Bar-Betreiber
»Ich habe mich vorher bei der Wirtschaftskammer erkundigt, ob ein Gesetz kommen könnte, das das Rauchen verbietet. Die Antwort lautete nein.« Dass ein kurzes Video die Regierung wie einen Luftballon platzen lassen würde, konnte damals natürlich niemand ahnen. Und dass die ÖVP das Rauchverbot, das sie noch im Dezember 2017 ablehnte, anderthalb Jahre später abnickt, erst recht nicht. Der Betreiber der »Vogue Lounge« hat aber noch eine letzte Hoffnung: Die Verfassungsklage, die gegen das Verbot läuft. Ist sie nicht erfolgreich, will Çetinkaya Wolfsberg den Rücken kehren: »Wenn ich zusperren muss, mache ich hier nichts mehr. Dann bleibe ich in Graz.« In diesem Fall spart er sich wenigstens das tägliche Pendeln zwischen der Bezirks- und seiner Heimatstadt ...
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