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St. Andrä. Er zitiert Gedichte und Textpassagen großer Klassiker der Weltliteratur genauso aus dem »Effeff« wie leicht frivole Witze und Rudnigger-Gedichte. Wenn er anfängt, Geschichten zu erzählen, könnte man ihm stundenlang zuhören. Die Rede ist von Helmut Lechthaler (70). Der Schustersohn aus Bad Eisenkappel kam als Lehrling ins Dampfkraftwerk nach St. Andrä und obwohl er »furchtbar« Heimweh hatte und später auch eine gebürtige Bad Eisenkapplerin heiratete, blieb er mit seiner Familie in St. Andrä.
Erste Rolle als Schafhirte
Durch seinen Vater, der ihm und seinen Geschwistern schon als Kind immer Balladen vorlas, kam er bereits früh in Kontakt mit der Literatur. Seine erste Theaterrolle hatte er in einem Hirtenspiel in der Hauptschule Eisenkappel – und wie es sich für den begeisterten Theatermann gehört, kann er seinen Text als Schafhirte noch heute auswendig. »Es war jedoch nur ein kurzer Absatz. Dann musste ich mich auf der Bühne schlafen legen und dort liegen bleiben, bis das Stück aus war«, schmunzelt Lechthaler.
Der Vereinsmensch
In St. Andrä freundete sich der Lehrling mit Arthur von Laszowski an, der ihn 1967 als Richter im Stück »Ruine Rabenstein« auf die Bühne im Kinosaal St. Andrä holte. Dort lernte er Niko Schwab kennen, dann ging es Schlag auf Schlag. Lechthaler war Teil der Theatergruppe »Kulturaktiv«, später spielte er beim Spielkreis Wolfsberg. Außerdem sang er bei den Jaklinger Sängern, spielte Querflöte bei der Feuerwehrkapelle und war Akteur beim Fasching in St. Andrä. Bei der Laienspielwoche im Schloss Krastowitz lernte er Regisseur Ludwig Skumautz und Sommerspiele-Urgestein Hansi Prilasnig kennen und kam so 1981 nach Eberndorf. »Als ich zu den Sommerspielen kam, beendete ich aus Zeitgründen etwa das Singen in Jakling«, so Lechthaler und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: »Rückblickend lässt sich aber wohl sagen, dass ich bei so ziemlich jedem Verein dabei war – außer den Trachtenfrauen.«
Seine Bekanntheit führte auch dazu, dass er immer wieder gefragt wurde, ob er bei Veranstaltungen nicht »ein bisschen was sprechen könnte«. Nun moderiert Lechthaler bereits seit Jahrzehnten verschiedenste Veranstaltungen, darunter den Kirchtag in seinem Heimatort Bad Eisenkappel. »Der lustigste Ort, an dem ich einmal einen ganzen Tag lang moderiert habe, war die Kompostieranlage in Klagenfurt. Dort gab es eine Präsentation von Kompostiermaschinen«, erzählt der Tausendsassa aus dem Nähkästchen. Nebenbei sei erwähnt, dass Lechthaler bis zu seiner Pensionierung als Leiter der (später privatisierten) Lehrwerkstätte bei der ÖDK arbeitete und eine Periode lang Vizebürgermeister von St. Andrä war.
»Die Wirtin« im Stiftshof
Heute genießt er mit seiner Frau Helga, mit der er seit 45 Jahren verheiratet ist und zwei Kinder hat, die Zeit mit seinen vier Enkeln – wenn er nicht gerade, so wie jetzt, für die Sommerspiele Eberndorf probt. Heuer steht die Komödie »Die Wirtin« von Carlo Goldoni auf dem Spielplan. »Ich bin als neureicher Graf einer von drei Männern, die die Wirtin umwerben«, erklärt Lechthaler. Erstmals wird er dabei heuer auch zum Mikrofon greifen, denn es werden im Laufe des Stücks einige Italo-Hits zum Besten gegeben. Das ist auch für den erfahrenen Theatermann eine neue Herausforderung. Geprobt wird immer ab Ostern in Klagenfurt, seit vergangener Woche auf der Bühne im Stift Eberndorf. Die Premiere findet heuer am 4. Juli statt, gespielt wird bis zum 16. August jeden Dienstag, Donnerstag und Freitag.
Sein Antrieb
Was ihn nach all den Jahren noch immer antreibt, auf der Bühne zu stehen? »Das frage ich mich manchmal auch«, lacht Lechthaler und fügt dann ernst hinzu: »Es geht sicher zum Teil um Anerkennung. Sie ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Außerdem will ich meine sozialen Kontakte pflegen und gehe einfach gerne auf Menschen zu.«
Und wenn dann einmal wirklich Zeit zu zweit bleibt, nutzen Helga und Helmut Lechthaler diese für ihr liebstes gemeinsames Hobby – sie besuchen eine Theatervorstellung im Stadttheater Klagenfurt oder in Graz, wo sie seit Jahrzehnten Abonnenten sind.
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