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Bernhard Taudes und Rainer Schöfl retteten Mädchen im letzten Moment: »Hier ging es um Sekunden«Ausgabe | Mittwoch, 9. August 2023

Fast hätte zwei Mädchen das »Bergen« ihrer Kopfhörer aus der Lavant das Leben gekostet. Nur durch das beherzte Einschreiten von Lavanttaler Polizeibeamten konnten die Mädchen nach 45 Minuten im Wasser in letzter Sekunde doch noch geborgen werden.

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Wolfsberg. Dramatische Szenen spielten sich am Samstag, 29. Juli, in der Lavant im Bereich Einmündung Weißenbach ab. Zwei 14-jährigen Mädchen sprangen laut eigenen Aussagen in die an diesem Tag reißende Lavant, um einen Kopfhörer, der ins Wasser gefallen war, zu »retten«. Dabei wurden sie von der Strömung erfasst und rund 200 Meter mitgerissen, ehe sie sich an einen zwischen zwei Felsen verkeilten Baumstumpf klammern konnten und um Hilfe riefen. Passanten hörten die Schreie und alarmierten umgehend die Polizei.

»Ich sah, dass ein Mädchen nicht mehr lange durchhalten wird. Es zählte jede Sekunde«
Rainer Schöfl, Gruppeninspektor

Als erste trafen Bezirksinspektor Bernhard Taudes (40) und Gruppeninspektor Rainer Schöfl (49) von der Polizeiinspektion Wolfsberg am Einsatzort ein. Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden Mädchen bereits seit rund 30 Minuten im Wasser und hatten sich an besagten Baumstumpf geklammert, damit sie vom Fluss nicht mitgerissen werden. Doch ihre Kräfte schwanden immer mehr dahin. Schöfl erzählt: »Als wir ankamen, sah ich, dass sich ein Mädchen nur noch mit letzter Kraft an den Stumpf klammern konnte und sie nicht mehr lange durchhalten wird. Es zählte jede Sekunde. Ich wollte selbst ins Wasser reingehen und die Mädchen ans Ufer holen. Aber rasch merkte ich, dass die Strömung durch die vorherigen Unwetter einfach zu stark war und wir uns eine andere Möglichkeit überlegen mussten, die Mädchen zu bergen.«

Sein Kollege Bernd Taudes fügt hinzu: »Nachdem wir nicht selbst ins Wasser konnten, haben wir uns sogenannte Wurfsäcke mit einem 20 Meter Seil geholt und sie den Mädchen zugeworfen. Sie konnten sich dann das Seil umbinden, und gemeinsam mit den anderen Rettungskräften haben wir die beiden ans sichere Ufer gezogen.«

Kurz nachdem die Mädchen in Sicherheit waren, drehte sich der Baumstumpf in den reißenden Wassermassen, was für die beiden katastrophale Folgen gehabt hätte. Am Ende kamen die Mädchen glimpflich davon. Sie erlitten Prellungen und Abschürfungen und waren durch die lange Zeit im Wasser unterkühlt. Sie wurden von der Rettung ins LKH Wolfsberg gebracht.

Taudes sagt: »Das Zusammenspiel mit den anderen Rettungskräften hat perfekt funktioniert. Insgesamt waren sechs Polizisten der Polizeiinspektionen Wolfsberg, St. Gertraud und St. Andrä, die FF St. Stefan, das Rote Kreuz und die Wasserrettung St. Andrä vor Ort. Auch der Polizeihubschrauber Libelle war im Einsatz. Der wäre wichtig gewesen, wenn es die Mädchen abgetrieben hätte.«

Obwohl beide Polizisten jahrelang Dienst in Wien versehen haben und dort von Falschparkern, Geschwindigkeitsübertretungen bis hin zu Morden, Raubüberfällen, Drogendelikten alle möglichen Straftaten gesehen bzw. bearbeitet haben, war der Einsatz an der Lavant für die Beamten etwas Besonderes. 

Schöfl meint: »Einen Einsatz wie diesen hatten wir beide noch nie. In Wien hatten wir es eher mit Bränden zu tun, und ich musste dabei auch schon mal in ein brennenden Haus, um Personen in Sicherheit zu bringen.« 

Die beiden Lebensretter

Bernhard Taudes absolvierte 2008 in Wien die Polizeischule und war danach bis 2013 im Streifendienst in der Bundeshauptstadt tätig. Seither ist Taudes auf der Polizeiinspektion Wolfsberg im Kriminaldienst beschäftigt. Seine Freizeit widmet der Vater von vier Kindern (3, 6, 7 und 11 Jahre) seiner Ehefrau und den Kindern, mit denen er auch immer wieder Reisen unternimmt.

Rainer Schöfl wurde im Jahr 2000 mit der Polizeischule in Wien fertig und arbeitete danach im Kriminaldienst. Seit 2016 ist er auf der Polizeiinspektion Wolfsberg. Schöfl ist verheiratet und Vater von Lukas Schöfl, der mit dem WAC bereits Erfahrung in der Fußball-Bundesliga sammeln konnte. Seine Freizeit verbringt Schöfl, der selbst ein begnadeter Tennisspieler war, mit allem, was mit Sport zu tun hat.

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