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Wolfsberg. Die Arbeitslosenquote im Bezirk Wolfsberg ist auf einem Rekordtief. Ende Mai waren im Lavanttal 832 Personen arbeitslos gemeldet, dies entspricht einem Rückgang von 28,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. »Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 3,8 Prozent«, freut sich AMS-Regionalstellenleiter Klaus Leopold.
Ein stärkerer Rückgang der Arbeitslosigkeit ist kaum mehr möglich, denn rund 50 Prozent der derzeit noch arbeitslosen Menschen im Bezirk haben gesundheitliche Einschränkungen und ein weiterer großer Teil sind ältere Personen. Fachkräfte seien laut Leopold derzeit so gut wie keine verfügbar. Weiters sei der Großteil der über 50-jährigen Arbeitslosen ungelernte Arbeitskräfte.
Viele offene Stellen
So groß die Freude beim AMS über die geringen Arbeitslosenzahlen ist, so groß sind auch die Probleme für Unternehmen neue Mitarbeiter zu finden. Leopold erzählt: »Derzeit geht es um Dienstgeberattraktivität, wie zum Beispiel keine Rand- und Wochenenddienste, Arbeitszufriedenheit, bessere Bezahlung, keine Saisonarbeit. Firmen, die sich gut präsentieren haben derzeit auch bessere Chancen Arbeitskräfte zu finden.« Die Arbeitnehmer haben in der aktuellen Situation eine große Auswahl an freien Arbeitsplätzen. Alleine im Lavanttal sind 835 sofort verfügbare offene Stellen beim AMS gemeldet, das sind 28,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs.
Unterstützung für Unternehmer
Das AMS unterstützt Unternehmen vor allem bei der Suche nach Arbeitskräften und ist für Beratungen auch stets bei den Unternehmen vor Ort anzutreffen. »Aufgrund der vielen freien Stellen, schauen sich die Leute genau an, was der Betrieb bietet. Dabei spielt nicht nur das Gehalt eine Rolle, sondern auch Arbeitszeitmodelle, Mitarbeiterorganisation und sonstige Benefits«, so der AMS-Regionalstellenleiter.
»Alleine im Bezirk Wolfsberg sind derzeit 835 offene Stellen beim AMS gemeldet«
Klaus Leopold, AMS-Regionalstellenleiter
Auch versucht das AMS individuelle Lösungen für Arbeitssuchende bzw. Unternehmen anzubieten. Das heißt: Es wird derzeit nicht nach Berufssparten vermittelt, denn Fachkräfte sind derzeit so gut wie keine verfügbar. Leopold erzählt: »Wir erstellen dabei ein Stellenprofil und gleichen es mit den Kompetenzen der verfügbaren Arbeitskräfte ab. Wenn es dann zum Beispiel eine 60-prozentige Übereinstimmung gibt, versuchen wir gemeinsam mit den Unternehmen mit individuell abgestimmten Maßnahmen die fehlenden Anforderungen auszugleichen.
Außerdem wird ein »Betriebliches Impulsprogramm« angeboten. Dabei geht es um Fragen im Bereich der Personalwirtschaft, Mitarbeitersuche und -organisation, Arbeitszeitmodelle usw. Denn: Unternehmen, die sich intensiv mit Personalwesen beschäftigen und ihr Unternehmen auf Social-Media-Plattformen gut präsentieren, haben weniger Probleme zu Arbeitskräften zu gelangen.
Facharbeitermangel
Probleme Personal zu finden gibt es in sämtlichen Bereichen, in denen Facharbeiter benötigt werden, denn es »gibt keine Facharbeiter, die vorgemerkt sind.« Ein gewisser Anteil ist hier der demografischen Entwicklung sowie dem Trend eine höhere Schule zu besuchen, zuzurechnen. Durch die Coronakrise, Lockdowns, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit haben sich viele Arbeitnehmer umorientiert und sind nun in einer anderen Branche tätig. »Ein Beispiel dafür ist die Gastronomiebranche. Dass die Branche beim Personal Probleme hat, ergibt sich aus fehlenden Neu- und Wiedereinsteigern, Personen die in der Pandemiezeit in andere Branchen gewechselt haben und Ausländer die nicht mehr nach Österreich zurückgekehrt sind. Diese Lücke mit dem Einbruch der Pandemiezeit schmerzt die Branche bis heute«, so Leopold.
63 Lehrstellen verfügbar
Bei den Lehrlingen ist ebenfalls ein starker Rückgang an Lehrstellensuchenden zu verzeichnen, der auch der demografischen Entwicklung geschuldet ist. 63 Lehrstellen sind im Bezirk Wolfsberg aktuell verfügbar. »Jugendliche, die derzeit noch auf Lehrstellensuche sind, sind entweder noch unschlüssig über ihren zukünftigen Berufswunsch oder haben Vermittlungseinschränkungen«, erzählt Leopold. Für die Jugendlichen mit Einschränkungen gibt es im Bezirk einige Einrichtungen, wie zum Beispiel autark, Jugend am Werk und promente, die die Jugendlichen betreuen und arbeitsfit machen wollen.
Auch Wirtschaftkammer hilft
Auch die Wirtschaftskammer hat Maßnahmen ergriffen, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. So gibt es zum Beispiel einen »Crashkurs Tourismus« um Quereinsteiger für diese Branche zu gewinnen. Weiters wurde aufgrund massiver Interventionen der Wirtschaftskammer das Saisonkontingent für die Beschäftigung Drittstaatenangehöriger in Kärnten von 82 auf 139 Kontingentplätzen erhöht. In den Saisonspitzen kann man heuer das Kontingent sogar um 50 Prozent – statt bisher 20 Prozent – erhöhen, sodass in Summe 208 Plätze zur Verfügung stehen.
Mit der Aus- und Weiterbildungsinitiative »BAU packt an« soll dem Arbeitskräftemangel in der Baubranche entgegengewirkt werden.
Die größte Herausforderung für die heimischen Unternehmen ist der Fachkräftemangel. Damit junge Menschen frühzeitig einen Einblick in die Berufswelt bekommen, gibt es kärntenweit eine Vielzahl an Schnupperlehren.
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