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Lavanttal. Die Sichtbarkeitsverordnung abschaffen und ausreichend Zonen für die Windkraftnutzung ausweisen – so lauten zwei zentrale Forderungen der Interessengemeinschaft Windkraft, die in der Vorwoche präsentiert wurden. Während Franz Dorner, Mitinitiator des Windparks Bär-ofen, zustimmt, lehnt Christian Schuhböck, Generalsekretär der Naturschutzorganisation »Alliance für Nature«, die Forderungen »striktestens« ab.
Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, stellte ein »Sofortprogramm Windkraft« für Kärnten vor: Mit 55 Prozent Erneuerbaren-Anteil am Gesamtenergieverbrauch, der 2019 25 Terawattstunden (TWh) betrug, sei Kärnten Spitzenreiter aller Bundesländer. Bis zur Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien und Klimaneutralität sei es aber auch für Kärnten noch ein weiter Weg. Knapp die Hälfte des Energieverbrauchs – 11,3 TWh – werde in Form von Fossilen wie Erdöl, Erdgas und Kohle bereitgestellt. Im Winter sei das Land nach wie vor auf teure Stromimporte von Fossilen und Atomenergie aus dem Ausland angewiesen.
140 Windräder bis 2030
»Für leistbare Strompreise und den raschen Ersatz von Erdgas ist die Windenergie die kostengünstigste Alternative. Je mehr Windräder, desto günstiger kann der Strom für die Bevölkerung werden«, so Moidl, der forderte: »Bis 2030 könnten in Kärnten 140 Windräder stehen, die die Energiemenge des Gasbedarfs in Kärnten durch sauberen heimischen Windstrom ersetzen.« Mit der heutigen Windkrafttechnologie und den bestehenden Windressourcen verfügt Kärnten über ein Potenzial für 400 Windräder, die eine Strommenge von 6,3 TWh erzeugen könnten. Der IG-Windkraft-Geschäftsführer: »Um die Windkraft in Kärnten wirklich nutzen zu können, müssen die untaugliche Sichtbarkeitsverordnung abgeschafft und ausreichend Zonen für die Windkraftnutzung ausgewiesen werden.« Würden die Rahmenbedingungen so gestaltet, wie sie in anderen Bundesländern bereits umgesetzt seien, könne Kärnten durch den Windkraftausbau einen großen Sprung in Richtung Energieunabhängigkeit machen.
Größte Angriffspunkt
Über Einsprüche gegen den Windpark Bärofen wurde im März am Bundesverwaltungsgericht in Wien verhandelt, das Urteil steht aus. laut Dorner ist der größte Angriffspunkt gegen das Projekt die Sichtbarkeitsverordnung: »Sie war das Hauptthema bei der Verhandlung. Diese Bestimmung, die es so nur in Kärnten gibt, macht keinen Sinn. In der Landesverfassung ist aber festgehalten, dass das Landschaftsbild nicht verändert werden darf. Die Verordnung muss weg, damit Energie erzeugt werden kann.«
Derzeit ist es so, dass Windräder aus einer Entfernung bis zu 25 Kilometer nicht sichtbar sein dürfen, bis 2016 waren es 40 Kilometer. Dorner: »Auf der Weinebene sind Windräder damit nicht möglich. Nur auf der steirischen Seite durften sie gebaut werden.« Am Bär-
ofen musste aufgrund des Gesetzes ein Windrad mit einer Höhe von nur 80 Metern geplant werden, die weiteren sieben Räder sind bis zu 110 Meter hoch. Allerdings: Um so niedriger ein Windrad, je geringer seine Leistung. »Wenn die Klimakrise mit den Unwettern so weiter geht, wird das Landschaftsbild ohne unser Zutun verändert«, sagt Dorner, laut dem auch die Stützen von Liften und Seilbahnen Eingriffe darstellen. Und weiter: »Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Man sollte aber mit Hausverstand an die Sache herangehen, sonst steht die Renaissance der Atomkraft vor der Türe.«
Massive Ablehnung
Ganz anders Christian Schuhböck von »Alliance für Nature«, dessen Organisation den Windpark Bär-ofen beeinsprucht: »Wir sind striktestens gegen die Abschaffung der Sichtbarkeitsverordnung und gegen die Ausweisung von Flächen für Windräder. Dabei handelt es sich nicht um Parks, wie sie irreführend genannt werden. Es sind Industrieanlagen auf den Bergen, die die Psyche, die Gesundheit und den Erholungswert beeinträchtigen und dem Kärntner Tourismus massiv schaden würden.« Die deutsche Öffentlichkeit sei über die Kärntner Windkraft-Pläne informiert. »Viele Urlauber würden nicht mehr kommen, denn sie suchen Gegenden, wo sie von Industrieanlagen, die sie daheim zuhauf haben, verschont bleiben«, sagt Schuhböck.
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