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Wolfsberg, Klagenfurt. In den ersten neun Monaten des Jahres wurden im Bezirk Wolfsberg sechs Insolvenzverfahren (vier Konkursverfahren, ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung und ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung) eröffnet. Zusätzlich führten sieben weitere Insolvenzanträge mangels Vermögens der Schuldner nicht zu eröffneten Verfahren.
In Summe sind 13 Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 4,7 Millionen Euro insolvent. »Die Insolvenzen sind gegenüber dem Vorjahr (zehn Unternehmensinsolvenzen) um 30 Prozent gestiegen«, berichtet Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Kärnten. Die Insolvenzexpertin analysiert: »Die Anzahl der Abweisungen mangels kostendeckenden Vermögens ist gegenüber dem Vorjahr unverändert und die Zahl der Eröffnungen ist gegenüber dem Vorjahr um sechs Fälle gestiegen. Es zeigt sich, dass wieder mehr Eigenanträge gestellt werden.«
Verbindlichkeiten angestiegen
Die Passiva von 4,7 Millionen Euro sind gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs markant gestiegen (2019 – 0,3 Millionen Euro). Dieser Umstand ist der Tatsache geschuldet, dass größere Insolvenzen eher selbst angemeldet werden. Die Finanz- und Gesundheitskassen sind Hauptantragssteller bei eher kleineren Verbindlichkeiten, die seit Ausbruch der Coronakrise und bis auf Weiteres keine Insolvenzanträge mehr stellen. Dadurch gibt es in den ersten neun Monaten des heurigen Jahres weniger kleinere Insolvenzfälle, als noch im Vorjahr. Die drei größten eröffneten Insolvenzfälle sind das Konkursverfahren Metallbau/Schlosserei Salihovic Damir, St. Stefan, mit Verbindlichkeiten von rd. 1,5 Millionen Euro, das Konkursverfahren Fortis GmbH, Bad St. Leonhard, mit Verbindlichkeiten von rd. 1,3 Millionen Euro und das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung der MKM Service GmbH, Wolfsberg, mit Verbindlichkeiten von 0,8 Millionen Euro.
Verschleppung der Probleme
Durch das aktuelle Vorgehen der Verschleppung von Insolvenzen in Kombination mit der derzeit gültigen Fristverlängerung bei Insolvenzanträgen, ist davon auszugehen, dass die Insolvenzzahlen 2020 im Bezirk Wolfsberg mittelfristig nicht weiter massiv steigen werden. »Durch die aktuelle Handhabe seitens der Finanz- und den Gesundheitskassen, keine Insolvenzanträge zu stellen, wird kein Problem gelöst, sondern vielmehr die Tatsache von kränkelnden Unternehmen negiert. Durch diese Form der Insolvenzverschleppung werden die Probleme der gesamten Wirtschaft nur noch weiter vergrößert anstatt sie zu verringern«, fasst Wiesler-Hofer zusammen.
Privatkonkurse rückläufig
»Mit 38 eröffneten Verfahren liegen die ersten drei Quartale um 9,5 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Mittlerweile haben sich die Ausreißer wieder normalisiert. Der Rückgang hatte zur Jahresmitte schon 28 Prozent betragen«, berichtet Wiesler-Hofer.
Auch die Verbindlichkeiten sind um rund 46 Prozent von acht Millionen Euro auf 4,3 Millionen Euro gesunken. »Hier erkennt man deutlich, dass echte Private mit niedrigen Verbindlichkeiten die Schuldenregulierung beantragten. Der Anteil der ehemaligen Unternehmer beträgt 19 Prozent. Die durchschnittliche Verschuldung beträgt 116.216 Euro. Ein Blick auf die Struktur zeigt: 59 Prozent gehen auf das Konto von Männern, bei 41 Prozent der Fälle sind Frauen betroffen«, so Wiesler Hofer.
Und mit einem Blick auf das restliche Jahr meint Wiesler-Hofer: »Da Privatschulden nicht von heute auf morgen entstehen und es sehr unwahrscheinlich ist, dass tatsächlich so viele Personen weniger in finanzielle Schieflage gekommen sind, könnten die Anträge im letzten Quartal 2020 nachgeholt werden.«
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