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Wolfsberg. Erstmals seit zwei Jahren ist die Arbeitslosigkeit in Österreich wieder gestiegen. Im April waren österreichweit 331.156 Menschen ohne Arbeit, das sind um 1,2 Prozent mehr als im April des Vorjahrs.
In Kärnten geht man den Österreich-Trend nicht mit: Hier ist die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs um 0,5 Prozent gesunken. Im Bezirks Wolfsberg waren Ende April 2023 951 Personen ohne Beschäftigung, das ist um eine Person mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt damit im Bezirk wie im Vorjahr bei 4,4 Prozent – österreichweit liegt der Wert bei 6,2 Prozent. Der Wolfsberger AMS-Regionalstellenleiter Klaus Leopold sagt: »Die guten Zahlen der vergangenen Jahre halten an und wir liegen nach wie vor weit unter den Werten vor der Corona-Pandemie.«
»In der Baubranche hat sich die Situation geändert. Da könnten die Zahlen wieder steigen«
Klaus Leopold, AMS-Regionalstellenleiter
Auch wenn sich derzeit wenige Menschen auf Arbeitssuche befinden: Das könnte sich bald ändern. »In der Baubranche hat sich die Situation aufgrund der gestiegenen Kosten, aber auch der geänderten Regeln für die Kreditvergabe verändert. Derzeit werden noch viele Aufträge abgearbeitet, aber wie es danach aussehen wird, kann derzeit nicht gesagt werden. In diesem Bereich könnten die Zahlen wieder steigen«, so Leopold.
Viele Arbeitslose über 50 Jahre
Die Menschen, die derzeit noch arbeitslos gemeldet sind, sind Personen, die meist nur schwer zu vermitteln sind. 48 Prozent der Arbeitslosen sind über 50 Jahre alt und viele davon verfügen maximal über einen Pflichtschulabschluss. »Viele sind ungelernte Arbeitskräfte und kommen oft aus einem Beruf, bei dem sie schwere körperliche Tätigkeiten verrichten mussten und sind daher auch körperlich nicht mehr so fit. Die sind dann nur sehr schwer zu vermitteln«, sagt Leopold.
897 offene Stellen
Die Arbeitslosenzahlen sind erfreulich, viele Betriebe sind derzeit aber verzweifelt auf der Suche nach Arbeitskräften. Im April gab es im Bezirk Wolfsberg 897 offene Stellen. Vor allem in der Metall- und Elektrobranche ist man auf der Suche nach Mitarbeitern, aber auch in der Gastronomie werden Arbeitskräfte benötigt. »Durch den Arbeitskräftemangel in vielen Berufen haben viele die Branchen gewechselt und sind von der Gastronomie abgewandert«, meint Leopold.
Weitere Gründe für den Arbeitskräftemangel sind laut Leopold die demografische Entwicklung, aber auch, dass viele Menschen statt Vollzeit nur noch Teilzeit arbeiten wollen. Außerdem ist heute nicht mehr nur der Lohn ein Kriterium für die Entscheidung für einen Arbeitgeber, es zählen auch Faktoren wie Dienstgeberattraktivität, Arbeitszeitmodell, Wertschätzung für die Mitarbeiter uvm. Um die Betriebe darauf einzustellen, gibt es die AMS-Businesstour, bei der Unternehmen bezüglich der Personalwirtschaft geholfen wird, Fördermöglichkeiten aufgezeigt, Tipps für die Arbeitgeberattraktivität gegeben werden uvm.
Ab in die Selbstständigkeit
Erfolgreich verläuft das Unternehmensgründungsprogramm, bei dem Arbeitslose beim Schritt in die Selbstständigkeit unterstützt werden. Leopold erzählt: »Es werden zunächst die Realisierbarkeit der Geschäftsidee und die -chancen erhoben. Danach gibt es eine Unterstützung bei der Erstellung des Businessplans und bei der Gründung.«
Rund 50 bis 70 Personen nehmen die Beratung im Rahmen des Programm pro Jahr in Anspruch, 40 bis 50 gründen danach auch tatsächlich ein Unternehmen. Gegründet werden meist Einzelunternehmen in sämtlichen Bereichen. So gibt es Gründungen im Metallsektor, im Baunebengewerbe, aber auch als Friseurin oder Kosmetikerin. Viele der neu gegründeten Unternehmen haben mittlerweile auch schon Arbeitskräfte eingestellt.
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