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Wolfsberg. Vor rund einem Jahr, am 16. Mai 2021, verstarb die Wolfsbergerin Margarethe Simak im Alter von 94 Jahren. Seither ist viel geschehen: Die frühere Apothekerin hat der Stadt die von ihr zuletzt bewohnte Rikli-Villa im gleichnamigen Weg samt Inventar sowie einen Acker daneben vererbt, was Wolfsberg dankend annahm. Mittlerweile wurde die persönliche Habe der Verstorbenen mit großem Erfolg versteigert. Allerdings: Im Grundbuch steht Wolfsberg bis heute nicht. »Das ist ganz normal«, heißt es aus der Stadtgemeinde.
Ein aufmerksamer Leser der Unterkärntner Nachrichten hatte am 1. Mai einen Blick in den Grundbuchauszug der Rikli-Villa geworfen. Dabei zeigte sich: Als Besitzer ist nach wie vor Margarethe Simak eingetragen, einen Hinweis auf die Stadt Wolfsberg als neue Eigentümerin sucht man vergeblich. Seltsam, findet der Leser. Durchaus nicht, sagt die Stadt.
»Die Eintragung dauert noch etwas, es ist
im Laufen, alles ist in
bester Ordnung«
Aus der Stadt Wolfsberg zum fehlenden Grundbucheintrag
Eine Anfrage des Lesers wurde im Rathaus so beantwortet: »Die grundbücherliche Abhandlung von Verlassenschaftsverfahren dieser Größenordnung können oft geraume Zeit in Anspruch nehmen. Es wird vermutlich noch einige Zeit dauern.« Eine Anfrage der Unterkärntner Nachrichten beantwortete die Stadt Wolfsberg so: »Die Eintragung dauert noch etwas, es ist im Laufen, alles ist in bester Ordnung.« Ein Notar sei mit der Sache befasst. Offenbar kann man also geerbte Gegenstände bereits verkaufen, ehe man im Grundbuch als offizieller Besitzer vermerkt ist.
Eine Überraschung
Nach Margarethe Simaks Tod wurde die Stadt zu ihrer Überraschung darüber informiert, dass sie als Erbe im Testament aufschien. In einer rasch einberufenen Stadtratssitzung wurde bereits am 20. Mai 2021 einstimmig beschlossen, den Nachlass anzutreten und die Bedingungen der Verstorbenen zu akzeptieren. Denn mit dem Erbe verbunden war die Auflage, die Villa im Sinne der Verstorbenen zu erhalten und zu verwenden: Das Gebäude soll in Zukunft für kulturelle und soziale Zwecke genutzt werden. Wie das geschehen wird, darüber ist noch keine Entscheidung gefallen.
Sicher ist: Die Villa bedarf einer Renovierung. Dach und Fenster müssen erneuert werden, außerdem sind die Wände im Erdgeschoss feucht, da es keinen Keller gibt. Um Geld für die Bauarbeiten zu lukrieren, wurde im heurigen Februar eine Versteigerung durchgeführt. Unter den 294 Einzelposten befanden sich Sofas, Schränke, Teppiche, ein Vorlesegerät, Bücher und vieles mehr. Außerdem wurde der Schmuck Simaks feilgeboten. Die Auktion stieß auf großes Publikumsinteresse, der Erlös belief sich auf 90.755 Euro. Das am teuersten verkaufte Objekt war ein Ring mit Diamanten und einem Rubin, der 8.600 Euro brachte. Ein signiertes Gemälde auf Leinwand, das um 160 Euro ausgerufen worden war, wurde letztlich um 3.400 Euro versteigert.
Fragen sind zu lösen
Jetzt muss nicht nur zur Sanierung geschritten werden, auch Fragen sind zu lösen: Wo sollen die Besucher parken, wenn in der Villa Veranstaltungen durchgeführt werden? Wie und wo schafft man die nötigen Toilettenanlagen? Was geschieht im ersten Stock der Villa, der nur über eine Treppe erreichbar ist und daher für Events, die barrierefrei erreichbar sein müssen, eher schlecht geeignet ist? Und die vielleicht wichtigste Entscheidung: Wie lässt sich die Villa für soziale Zwecke verwenden? Ungeklärt ist bisher auch, was mit dem geerbten Grundstück passieren wird.
Simak war vor ihrem Tod seit vielen Jahren verwitwet und besaß keine nahen Angehörigen mehr. Von 1960 bis 1995 leitete die studierte Pharmazeutin die Apotheke »Weißer Wolf« am Hohen Platz. Und der Wille, sich für die Allgemeinheit einzusetzen, hatte in ihrer Familie Tradition. Die Verstorbene war die Urgroßnichte des einstigen Kaiserlichen Rates und Wolfsberger Bürgermeisters Alois Huth (1830 bis 1911), nach dem der Alois-Huth-Park vor dem ehemaligen, von ihm gegründeten Kindergarten Reding sowie eine Straße benannt sind. Der gebürtige Völkermarkter Huth, der nie heiratete, kaufte 1867 die Apotheke am Hohen Platz. Er war einer der größten Wohltäter der Stadt, der er von 1886 bis 1889 als Bürgermeister vorstand.
Wolfsberg hat die Erblasserin übrigens bereits gewürdigt: Ihre letzte Ruhestätte auf dem evangelischen Friedhof wurde zum Ehrengrab gemacht. Das Grab wurde umgestaltet und saniert, die Gemeinde bezahlt auch die Instandhaltung.
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