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Die Wolfsberger ÖVP verliert nach »Diskrepanzen« einen Gemeinderat: Martin Grassler tritt zurück Ausgabe 09 | Mittwoch, 2. März 2022

Der 34-jährige Selbstständige will auch aus der Partei austreten. Als Ursache seines Entschluss führt er private Gründe an und spricht von »Steinen«, die ihm die SPÖ in den Weg legen würde. Er bestätigt aber Gerüchte, wonach es Probleme innerhalb seiner Partei gebe.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Martin Grassler (l.) trat als Nummer sechs des Wolfsberger ÖVP-Teams (Bild r.) bei der Gemeinderatswahl im Februar des Vorjahrs an. Nun legte er sein Mandat zurück und will auch aus der Partei austreten, mit deren derzeitiger Ausrichtung er nicht einverstanden ist. Seinen Nachfolger will er aber zuvor bei der Einarbeitung unterstützen. Fotos: ÖVP, Rene Knabl

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Wolfsberg. Einen ihrer Gemeinderäte verliert die Wolfsberger ÖVP. Martin Grassler, der im Vorjahr als Nummer sechs der türkisen Wahlliste ins Stadtparlament einzog, legte sein Mandat zurück. Außerdem hat er die Absicht, aus der Partei auszutreten.

Anlässe für den Entschluss, seine Arbeit im Gemeinderat zu beenden, gibt es mehrere, wie der 34-jährige Selbstständige im Gespräch mit den Unterkärntner Nachrichten erklärte. Einige bergen durchaus Zündstoff und richten sich gegen die eigene Partei.

»Es geschah aus persönlichen Gründen«, so Grassler, »ich bin Vater geworden, meine selbstständige Tätigkeit nimmt mich in Anspruch. Dazu ist auch die Vorbereitung für die Arbeit in den Ausschüssen schwierig.« So würde die Wolfsberger SPÖ den ÖVP-Gemeinderäten »Steine in den Weg legen«, wenn Unterlagen erst kurz vor den Ausschusssitzungen zugänglich gemacht werden, wie Grassler sagt.

»Richtig ist aber, dass ich mit der derzeitigen Ausrichtung der ÖVP nicht mitgehen kann«
Martin Grassler, zurückgetretener Gemeinderat

»Manche Ordner haben 60 bis 70 Seiten. Wenn man für die Durcharbeitung mehrerer davon nur wenig Zeit hat, ist die Vorbereitung fast unmöglich. Und das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren«, so der 34-Jährige.

Wie in Wolfsberg zu hören ist, sollen die genannten Ursachen aber nicht die einzigen sein. Es heißt, Grassler habe Probleme mit ÖVP-Stadtrat Josef Steinkellner, der auch Gemeindeparteiobmann ist, und dem Wolfsberger Bezirksparteiobmann und Gemeinderat Johann Weber. Diese Reibungen seien der Anlass für sein Ausscheiden. Grassler: »Das würde ich so nicht sagen. Richtig ist aber, dass ich mit der derzeitigen Ausrichtung der ÖVP nicht mitgehen kann. Es gab Diskrepanzen.«

Austrittsabsicht
Einen bereits vollzogenen Parteiaustritt verneint der Wolfsberger. Die Frage, ob er die Absicht habe, die ÖVP zu verlassen, beantwortet Grassler aber so: »Ja.«

Dennoch will er seinen Nachfolger  »nicht im Regen stehen lassen. Ich werde ihn mit meinem gesammelten Wissen unterstützen und mithelfen, dass er sich einarbeiten kann.«

Steinkellner sagte in einer Aussendung zu Grassler Rücktritt: »In der ÖVP-Gemeinderatsfraktion kommt es zu einem personellen Wechsel. Gemeinderat Ing. Martin Grassler legt sein Gemeinderatsmandat aus beruflichen Gründen zurück. Er bleibt der Fraktion als Ersatzgemeinderat erhalten. Wir bedauern diesen Schritt, haben aber vollstes Verständnis für seine Situation.«

»Wir bedauern diesen Schritt, haben aber vollstes Verständnis für seine Situation«
Josef Steinkellner, ÖVP-Gemeindeobmann

Sein Nachfolger werde Jürgen Maier als Nächster auf der Liste. Maier war bereits  in der Vorperiode von 2015 bis 2021 als ordentlicher Gemeinderat und zuletzt als Ersatzmitglied im Gemeinderat tätig. Schließlich heißt es in der Aussendung: »Gemeindeparteiobmann Stadtrat Steinkellner und Fraktionsführerin Waltraud Beranek bedanken sich bei Grassler für seinen Einsatz und die geleistete Arbeit im Gemeinderat und in der Fraktion.«

Die Unterlagen-Frage
Steinkellner merkte gegenüber den Unterkärntner Nachrichten zu Grasslers »Steine«-Vorwurf weiters an, die Ausschussmitglieder der ÖVP hätten alle Unterlagen der Ausschusssitzungen in vollem Umfang von den Mitarbeitern der Stadtgemeinde zur Einsichtnahme erhalten, »auch mit ausführlichen Erklärungen«. Und: »Erweiterungen hinsichtlich der Tagesordnung kommen vor, damit nicht gleich wieder eine Sitzung einberufen werden muss und die Anliegen der Bürger rasch bearbeitet werden können«, so der Stadtrat.

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