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Die Schlammschlacht am Ende des WahlkampfsAusgabe 9 | Mittwoch, 3. März 2021

Der Wolfsberger Stadtrat Loibnegger warf seiner früheren Partei vor, in ihren Reihen würden »verheiratete Männer Frauen obszön belästigen«. Die FPÖ bestreitet das. Und: Kurz vor der Wahl nahm ein anonymer E-Mail-Schreiber die Stadtwerke ins Visier.

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Wolfsberg. Erst lief er gesittet ab. Doch am Ende des Wolfsberger Wahlkampfs lagen die Nerven blank, und für kurze Zeit begann eine Schlammschlacht, die zeigte, wie tief die aufgerissenen Gräben in der Gemeinde sind.

Deutlich wurde das in der FPÖ. Seit in der Stadtzeitung »Wolfsberg News« – wie berichtet – ein Interview mit dem früheren blauen Stadtrat Johannes Loibnegger erschienen war, in dem er den Wählern offen den SPÖ-Spitzenkandidaten Hannes Primus empfahl, kam es zu einem Schlagabtausch mit Isabella Theuermann, Spitzenkandidatin der FPÖ. Sie warf Loibnegger vor, er hätte sich durch einen peinlichen Vorfall selbst disqualifiziert. Der Angesprochene drohte darauf in der Gemeinderatssitzung am 18. Februar mit dem Besitz von Informationen, die andere zum Schweigen bringen könnten. Noch am selben Abend trat Loibnegger aus der FPÖ aus. 

»Wenn ich weiter denunziert werde, werde ich die Informationen verwenden«
Johannes Loibnegger, früherer FPÖ-Stadtrat

Am 23. Februar meldete er sich nochmals zu Wort. In einem an die Unterkärntner Nachrichten gerichteten E-Mail warf er Theuermann vor, sie hätte »in Ihrer Partei verheiratete Männer, die nachweislich Frauen obszön belästigen«. Und: »Dass da aber noch mehr im Argen liegt, zeigt vielleicht auch das ›Verständnis‹ einer Kandidatin, anders Denkende in eine Psychiatrie einweisen« zu wollen. Das hatten wir vor vielen Jahren schon mal, wo Leute, die anders dachten, anders aussahen oder parteipolitisch anders dachten, im glimpflichsten Fall nur weggesperrt wurden.« 

Wir fragten bei Loibnegger nach, wer die »Belästiger« in den Reihen der FPÖ seien. »Das sage ich nicht«, antwortete der frühere Stadtrat, der sich bei der jetzigen Wahl nicht mehr auf der Kandidatenliste seiner Partei befand. 

Den Vorwurf der »Psychiatrieeinweisung« erklärte Loibnegger so: »Wenn ich anderer Meinung bin und jemand schreibt, ich würde in die Psychiatrie gehören, finde ich das sehr bedenklich. Eine Dame, die sich auf der FPÖ-Wahlliste befindet, hat das geschrieben.« Auch in diesem Fall wollte er den Namen nicht preisgeben.

Auf die Frage, ob er die im Gemeinderat erwähnten »Informationen« verwenden werde, sagte er: »Das kommt darauf an. Wenn alles in klaren Bahnen abläuft, ist es für mich erledigt. Wenn ich weiter denunziert werde, dann werde ich sie verwenden.« Um welche Informationen es sich handelt und gegen wen sie sich richten, wollte er abermals nicht mitteilen. Sein Schlusssatz: »Lassen wir es auf sich beruhen. Die richtigen Personen werden sich schon angesprochen fühlen und hoffentlich dementsprechend handeln.«

Theuermann meinte, sie wisse nicht, welche (belastenden) Informationen Loibnegger besitzen könnte und sprach von »leeren Drohungen«. Auch den Vorwurf, von verheirateten FPÖ-Mitgliedern würden Frauen belästigt, wies sie vehement zurück.

Anonyme Vorwürfe

Einen weiteren Tiefpunkt erlebte der Wahlkampf am Montag, 22. Februar. An diesem Tag erreichte die Redaktion der Unterkärntner Nachrichten, die Rechtsabteilung der Stadt und alle Bürgermeisterkandidaten ein anonymes E-Mail. Der Inhalt: Ein Bündel von (unbewiesenen) Vorwürfen gegen die Wolfsberger Stadtwerke, Bürgermeister Primus, seinen Vorgänger Hans-Peter Schlagholz sowie zwei Mitarbeiter des Unternehmens. Der Inhalt weist darauf hin, dass es sich beim Absender um einen Insider handeln könnte. Um es zu versenden, wurde ein im Internet verfügbares Gratis-Programm genutzt, das jede Rückverfolgung ausschließt. Tags darauf ging das Schreiben in der Redaktion auch per Brief ein – ebenfalls anonym. Jemand wollte ganz sicher gehen ...

Da der Verfasser unbekannt ist, geben wir den Inhalt nicht wieder. Primus sagte zum Mail: »Anonyme Schreiben kommentiere ich nicht.« Am 25. Februar sprach FPÖ-Kandidatin Theuermann in einer Aussendung von »schockierenden Vorwürfen« und forderte Primus zur Stellungnahme und Aufklärung auf. Da sie in ihrem Schreiben detailliert auf den Inhalt des Mails einging, kann es ebenfalls nicht zitiert werden.

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