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Vor zehn Jahren beschlossen: Jetzt will St. Andrä endlich den Gehweg in Gemmersdorf bauen Ausgabe 22 | Mittwoch, 27. Mai 2020

Politik, St. Andrä, Gemeinderat

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St. Andrä. Zwar ohne Gesichtsmasken, aber mit dem verordneten Mindestabstand hielten die Gemeinderäte von St. Andrä am 19. Mai ihre erste Sitzung des Jahres ab. Anders als in anderen Lavanttaler Kommunen – wir wollen keine Namen nennen – herrschte ein amikales Klima, das auch durch schlechte Nachrichten nicht getrübt wurde.

Das Positive zuerst: Die Gemeinde hat 2019 rund 25,9 Millionen Euro eingenommen und 25,4 Millionen ausgegeben. Das ergibt einen Überschuss von 548.342 Euro, zu dem man sich wechselseitig gratulierte. Der Schuldenstand liegt derzeit bei rund 1,7 Millionen Euro oder 174 Euro pro Einwohner – um einen Euro mehr als im Jahr davor. Kein schlechter Wert.

»1.000 Liter Wasser für 1,50 Euro – dafür bekommt man nicht einmal ein kleines Bier!«
Günther Drescher, Gemeinderat

Da störte es auch nicht, dass die Freizeitanlage St. Andräer See einmal mehr ein Minus erwirtschaftete: Einnahmen von 98.785 Euro standen Ausgaben von 209.994 Euro entgegen. Allein das Personal kostete im Vorjahr 153.000 Euro. Bürgermeister Peter Stauber (SPÖ) kommentiert es so: »Wir müssen unsere Gemeinde attraktiv gestalten, dafür braucht es Investitionen. Wir sind ja nicht auf Rendite aus, sondern für die Bürger da. Und dann kostet die Freizeitanlage eben 50.000 oder 100.000 Euro im Jahr.«

Reizthema Eislaufplatz

Nicht gut kam allerdings die gesunkene Frequenz am Kunsteislaufplatz vor dem Rathaus an. Nachgefragt wurde, warum er nicht von allen Schulen besucht wird und weshalb einige nach Wolfsberg ausweichen. Die Aufforderung, man möge doch mit den Schuldirektoren sprechen, sorgte für eine kurze Diskussion. Stadtrat Martin Mayerhofer (FPÖ), der kurz später zurücktrat, meinte pragmatisch: »Wird schon werden.«

Werden wird jetzt auch der Gehweg Gemmersdorf/Paierdorf. Vor zehn (!) Jahren beschlossen, wird der 600 Meter lange Weg mit einem finanziellen Aufwand von 240.000 Euro nun endlich errichtet.  Über den Bau war ÖVP-Stadtrat Heinz Schlatte erfreut, nicht aber über die Art der Finanzierung: »145.000 Euro kommen aus einem Topf, der für die Weiterentwicklung der Gemeinde gedacht ist. Das ist ein Wermutstropfen.«

Stauber konterte, der Weg diene der Sicherheit der Kinder. Zehn Jahre habe die Umsetzung deshalb gedauert, weil es nicht einfach gewesen sei, alle notwendigen Grundstücke in die Hand zu bekommen. Neo-Gemeinderat Manfred Probst (ÖVP, er wurde für den ausgeschiedenen Christian Rassi in der Sitzung angelobt) fand den Gehweg »super, denn dort werden 100 km/h gefahren«.

Wasser und Kanal teurer

Einstimmig beschlossen wurde auch die Indexanpassung für Wasser und Kanal, für die Bürger nun um rund zwei Prozent mehr zahlen müssen. Ein Vorgang, der vom Land Kärnten empfohlen und von St. Andrä jedes Jahr durchgeführt wird. Grüne-Gemeinderat Günther Drescher nutzte die Gelegenheit für eine Rede über die Geringschätzung des Wassers, das pro 1.000 Liter nur 1,50 Euro kostet (»Dafür bekommt man nicht einmal ein kleines Bier!«), und den Raubbau an der Natur.

Schon davor hatte Drescher das Ausscheiden dreier junger Gemeinderäte angeprangert: Christian Rassi (ÖVP), Christoph Schlatte (SPÖ) und Mario Traussnig (FPÖ) haben in den vergangenen Monaten ihre Mandate an den Nagel gehängt. »Warum sind die Jungen mit dieser Art von Politik unzufrieden?«, fragte Drescher, und beantwortete die Frage mit einem Hieb gegen die Corona-Politik der Bundesregierung gleich selbst: »Wir haben vergessen, was unsere Väter erkämpft haben. Da schimpfen wir Wladimir Putin oder Viktor Orbán – und bei uns sieht es nicht viel anders aus!« Stauber: »Jeder hat seine Meinung, aber wir müssen die Gesetze vollziehen. Welche Schlüsse man aus den Maßnahmen zieht, bleibt jedem selbst überlassen.«

Gemeinderat Franz Baumann (FPÖ) warf die Frage auf, wie Stauber zum Plan stehe, Wasser aus Traundorf zu beziehen und  durch eine geplante Leitung über die Jauntalbrücke ins Lavanttal zu leiten. Der Bürgermeister wies auf die Versorgungsprobleme hin und und sagte: »Ich bin mit den Bürgermeistern von Wolfsberg und Frantschach-St. Gertraud, Hans-Peter Schlagholz und Günther Vallant, einig, dass wir eine Leerverrohrung machen sollten. Die ÖBB liefern einen Kostenvoranschlag, im Sommer soll die Entscheidung fallen.« Sie werde wohl nicht einstimmig sein, da nicht alle Gemeinden des Tals dafür seien, »trotzdem hoffe ich, es kommt zustande«. 

ThemenBürgermeister Stauber erklärte im Gemeinderat, warum das Projekt eine Dekade Vorbereitung benötigte. Schulterklopfen herrschte nach der Verlautbarung des positiven Jahresabschlusses. Dass die Freizeitanlage 100.000 »Miese« schrieb, störte die Harmonie nicht.

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