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St. Andrä. Am Mittwoch, 8. Oktober, ging ein »Runder Tisch« zum Thema »Asylheim Lamm« im Rathaus der Bischofsstadt über die Bühne, bei dem über die umstrittene Flüchtlingsunterbringung diskutiert wurde (wir berichteten). Dabei war auch die Kärntner Flüchtlingsreferentin Sara Schaar (SPÖ), die sich mit diesen Worten für die Schließung aussprach: »Wir sind sehr bemüht, Alternativen zu finden. Dann wird es das Asylheim Lamm in dieser Form nicht mehr geben.« Kurz darauf, am 22. Oktober, trat sie als Landesrätin zurück.
Nun ist Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) für das Flüchtlingswesen zuständig – und er beurteilt die Sachlage anders. Laut ihm ist es derzeit nicht möglich, das Asylheim Lamm aufzugeben, da es keine alternative Unterbringungsmöglichkeit für die Bewohner gibt.
»Wir können es uns in der jetzigen Situation nicht leisten, das Quartier aufzugeben«
Daniel Fellner, Landesrat
Das Thema beschäftigt die Lammer Bevölkerung seit langem. Im Oktober lebten in der Ortschaft knapp 90 Einwohner, in der Unterkunft waren zu dieser Zeit 47 Personen aus 18 Nationen – 26 Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren, sowie 20 Frauen und ein Kind – untergebracht. Das Messerattentat in Villach am 15. Feber, bei dem ein Syrer (23) einen 14-Jährigen getötet und fünf Personen teils schwer verletzt hatte, steigerte die Verunsicherung der Bewohner weiter.
Resolution und ein Vorfall
Nachdem die Ängste der Lammer an die Stadtpolitik herangetragen worden waren, beschloss der St. Andräer Gemeinderat am 11. Juni eine Resolution an das Land Kärnten, in der die Schließung des Heims gefordert wurde.
Danach kam es zu einem Vorfall, der den Protest noch lauter werden ließ: Am 17. August verletzte ein syrischer Bewohner (20) einen 18-Jährigen, ebenfalls aus Syrien, mit einem Messer so schwer, dass das Opfer intensivmedizinisch behandelt werden musste. Ein Großeinsatz der Polizei war die Folge: Eine Vielzahl bewaffneter Beamter erschien im Ort, über dem ein Polizeihubschrauber kreiste.
Ein Anwohner beschrieb es beim »Runden Tisch« so: »Was wir am 17. August miterleben mussten, war unzumutbar, ich hatte Angst um meine Familie.« Eine neben dem Heim lebende junge Frau sagte: »Jemanden in so eine Situation zu bringen – Wahnsinn.« Auch sie fürchtete um ihre Kinder. Die Anrainer forderten damals einhellig die Schließung des Asylheims – möglichst sofort.
Schaar skizzierte bei der Veranstaltung die rechtlichen Bedingungen so: Der Bund weist dem Land Kärnten eine Anzahl an Asylwerbern zu, die nur zu 50 Prozent erfüllt wird.
Lamm sei ein Heim mit Vollversorgung, die Bewohner erhalten etwa zwei Monate lang Unterkunft und drei Mahlzeiten täglich, bis sie in die Teilversorgung überwiesen werden. Einrichtungen mit Vollversorgung seien allerdings rar. »Wir können daher nicht zusagen, dass wir die Lammer Asylwerber woanders unterbringen. Wir suchen aber nach neuen Quartieren«, sagte Schaar, die ein Ende des Heims zumindest in Aussicht stellte.
Nun ist Fellner mit dem Referat für Flüchtlingswesen betraut. Auf die Frage, ob er die Suche nach einem alternativen Standort fortsetzt und im Erfolgsfall das Asylheim Lamm aufgeben will, antwortet er: »Prinzipiell werden in Frage kommende Unterkünfte natürlich immer in Betracht gezogen. Solche ergeben sich tatsächlich aber selten, auch aktuell haben wir keine Unterkünfte, auf die wir zurückgreifen bzw. ausweichen könnten. Für den Standort Lamm bedeutet das, dass wir es uns in der jetzigen Situation nicht leisten können, das Quartier aufzugeben.«
Es sei nicht nur Aufgabe, sondern auch gesetzliche Verpflichtung des Landes, Schutzsuchende aufzunehmen und sicher unterzubringen. »Die Betten in Lamm werden derzeit noch dringend benötigt«, so Fellner.
Keine Alternative in Aussicht
Konkrete neue Standorte seien derzeit nicht in Aussicht. Laut dem Landesrat ist es nicht einfach, »ein bzw. mehrere große Quartiere in Vollversorgung zu finden. Aktuell gibt es nur vereinzelt wenige Einmeldungen von bisherigen Quartiergebern zu eventuell neuen kleinen Quartiersstandorten.«
Beim »Runden Tisch« im Okto-ber entstand der Eindruck, Schaar sei mit der Arbeit des Heimbetreibers in Lamm nicht völlig zufrieden. Fellners Sicht: »Grundsätzlich funktioniert die Zusammenarbeit zu beiderseitiger Zufriedenheit«, es gebe regelmäßig Gespräche. Und: »Das Quartier selbst ist in einem durchaus guten Zustand und vergleichbar mit den anderen Quartieren in Kärnten.« Die Abgelegenheit werde aber von den Bewohnern am häufigsten kritisiert.
Kann es sein, dass diese abgeschiedene Lage des Asylheims Aggressionen unter den Bewohnern anheizt? Fellner: »Die Lage bezeichnen viele nicht als ideal. Es ist eine ausgesprochen idyllische Lage, mit dem Nachteil abgeschieden und – mit öffentlichen Verkehrsmitteln – schwer erreichbar zu sein. Wir haben aber ein Einvernehmen mit dem Quartiergeber, den Transfer mindestens einmal täglich zur Verfügung zu stellen.«
Kärnten sei aber – schon aufgrund seiner Gesamtschau – dezentral, und es gebe viele andere Quartiere in abgeschiedenen Orten. »Da wir bemüht sind, Quartierstandorte möglichst klein und übersichtlich zu gestalten, finden sich diese eben auf ganz Kärnten verteilt wieder«, so der Landesrat.

Von Horst Kakl
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