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WOLFSBERG. Unter dem Begriff „Arbeit“ werden meist nur bezahlte Tätigkeiten, also Erwerbsarbeiten, subsumiert. Unbezahlte Arbeit hingegen, die in den Bereich der Hauswirtschaft fällt, wird kaum miteinbezogen und deswegen oft nicht als „echte“ Arbeit gewertet. Kochen, putzen, bügeln, einkaufen sind Beispiele für Tätigkeiten aus diesem Bereich, die noch immer häufig als „typisch weiblich“ bezeichnet werden, obwohl sie die Gesamtbevölkerung betreffen. Neben diesen materiellen Tätigkeiten umfasst Hauswirtschaft aber viel mehr, eben auch soziale – immaterielle – Bereiche. Darunter fallen zum Beispiel Beziehungsarbeit, Erziehung, Pflege, die Koordination von Terminen, die Planung von Veranstaltungen oder der Freizeit. Bei der unterschiedlichen Wertung von Erwerbs- und Hausarbeit wird meist nicht bedacht, dass ohne die unbezahlte Hausarbeit auch die bezahlte Arbeit nicht möglich ist. Beide bedingen einander.
Ist der Arbeitsaufwand für Hausarbeit messbar? Im Rahmen von Zeitverwendungsstudien kann ungefähr dargestellt werden, wie viel Zeit unterschiedliche Bevölkerungsgruppen mit verschiedenen Tätigkeiten pro Tag verbringen. Solche Erhebungen wurden in Österreich bislang 1981, 1992 und zuletzt in den Jahren 2008/2009 durchgeführt. Grundsätzlich gaben bei der letzten Erhebung 92,2 Prozent der Frauen und 74,3 Prozent der Männer an, Tätigkeiten im und rund um den Haushalt durchzuführen. Zwar liegt der Anteil der Männer unter dem der Frauen – im Vergleich zur Statistik aus den 1980er-Jahren führen aber mittlerweile mehr Männer Tätigkeiten im Haushalt durch. Damals waren es nur ein Viertel der Männer, die Hausarbeit erledigten. Der zeitliche Aufwand hat sich im Vergleich zu den 1980er-Jahren 2008/2009 für Frauen geringfügig vermindert auf vier Stunden pro Tag, bei Männern blieb er mit rund 1,5 Stunden pro Tag ungefähr gleich. In der Zeitverwendung 2008/09 wird der gesamte Aufwand für unbezahlte Arbeit angegeben. Diese unbezahlte Arbeit setzt sich aus Hausarbeit, der Betreuung von Kindern, der Pflege von Kranken oder Gebrechlichen, und auch ehrenamtlicher Arbeit beim Roten Kreuz, der Feuerwehr oder auch Kirchen, zusammen. Zwei Drittel dieser unbezahlten Arbeit verrichten Frauen, ein Drittel Männer. Dies steht beinahe konträr zu den Zahlen aus dem Bereich der bezahlten Arbeit. Der Schluss der Zeitverwendungserhebung war: Hausarbeit ist nach wie vor Frauensache. Die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung bei Hausarbeit ist also weiterhin üblich. Zwar steigt der Anteil der Männer, die im Haushalt mithelfen, an, mehr Zeit investieren dennoch Frauen in die Hausarbeit. Interessant ist etwa die Tatsache, dass Frauen unter 20 Jahren nur rund eine halbe Stunde länger im Haushalt tätig sind als Männer im selben Alter. Im Vergleich: Die Differenz zwischen den Geschlechtern liegt bei den 40- bis 59-Jährigen bereits bei mehr als zwei Stunden. Das könnte daran liegen, dass die ältere Generation noch mehr an traditionellen Rollenmustern festhält
„Hauswirtschaft fällt dann auf, wenn sie ausfällt!“ An der Landwirtschaftlichen Fachschule Buchhof wird die Vermittlung von Hauswirtschaft selbst als auch des Wertes, den Hauswirtschaft besitzt, groß geschrieben. Das versuchen die Lehrerinnen und auch Direktorin Elfriede Größing den Schülern weiterzugeben. „Leider wird der Wert der Hauswirtschaft erst dann erkannt, wenn die Arbeiten nicht oder unzureichend erledigt werden“, meint Beate Hausbichler, die neben der LFS Buchhof auch an der Fachschule St. Andrä das Fach „Ernährung und Haushalt“ unterrichtet. „Die Burschen dort sind sehr interessiert und lernen den Wert der Arbeit zu schätzen.“ Rosa Ellersdorfer, die unter anderem Ernährung, Küchenmanagement und Service unterrichtet, betont die Weitergabe von einer gesunden Lebensweise durch Hauswirtschaft: „Die frische Zubereitung vom Essen ist wichtig. Alles, was im Gegensatz dazu billig produziert wird, ist oft auch gesundheitsschädlich. Dabei geht es nicht nur um das Kochen an sich, sondern auch um die Vermittlung von allem, was dazugehört, wie Kuchenführung oder regelmäßig zu essen.“ Gerlinde Poms, die Textil- und Kreativdesign unterrichtet, fügt hinzu: „Hauswirtschaft ist prägend bei der Kindererziehung. Angefangen von der Wohnraumgestaltung, über die Bekleidung bis zur Ernährung wird die Gestaltung dieser Bereiche der Hauswirtschaft an die Kinder weitergegeben. Bei vielen Familien müssen beide Eltern berufstätig sein, da werden am ehesten bei der Hauswirtschaft Abstriche gemacht.“ „Die Gesellschaft muss ein größeres Bewusstsein dafür entwickeln, dass man die Führung des Alltags genauso lernen muss und dass Hauswirtschaft für Lebensqualität steht. Dinge wie Kochen, Finanzmanagement, Zeitmanagement, der Umgang mit Ressourcen und einen Blick für Nachhaltigkeit zu entwickeln, sind einige der Aspekte der Hauswirtschaft, die oftmals nicht wahrgenommen werden, obwohl sie sehr wichtig sind“, sagt Direktorin Elfriede Größing. „Es kommt niemand an der Hauswirtschaft vorbei, es gibt kein Entkommen, aber im positiven Sinn.“ Aufgrund der demographischen Entwicklung – die Bevölkerung wird immer älter – werden Bereiche der Hauswirtschaft wichtiger werden. „Soziale Kontakte, Pflege, Botengänge, Einkaufstouren für ältere Personen – das ist ein großer Bereich an hauswirtschaftlichen Dienstleistungen, der sich hier ergibt“, so Größing. Ein Projekt, das die LFS Buchhof und der Maschinenring Wolfsberg seit einigen Jahren im Bereich der Hauswirtschaft betreiben, macht genau das: Bei „FrauenPower“ können sich LFS-Buchhof-Absolventen melden und ihre hauswirtschaftlichen Kenntnisse anbieten. Diese werden dann an Personen vermittelt, die in einem hauswirtschaftlichen Bereich Entlastung brauchen – gegen Bezahlung. Der Großteil der Hauswirtschaft geschieht aber – auch aus Kostengründen – unbezahlt. Den Tag der Hauswirtschaft kann man zum Anlass nehmen, um sich den Wert derselben bewusst zu machen.
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