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Wolfsberg. Im Bürgermeister-Büro im Wolfsberger Rathaus stehen ein paar Kartons am Boden und Papiere stapeln sich da und dort. »Ich bin noch nicht ganz ein- und er ist noch nicht ganz ausgezogen«, lacht Hannes Primus, der morgen, Donnerstag, zum neuen Bürgermeister der Stadtgemeinde Wolfsberg angelobt wird. Mit »er« meint Primus seinen Vorgänger Hans-Peter Schlagholz (SPÖ), der nach neun Jahren im Amt seine Funktion kürzlich vorzeitig zurücklegte. »Wir machen uns mit dem Ein- und Ausräumen aber keinen Stress«, so Primus, der auch die Möblierung im Büro so belassen will, wie sie ist.
Wie es dazu kam, dass der studierte Netzwerktechniker in Schlagholz’ Fußstapfen tritt? »Es hat sich in den vergangenen beiden Jahren so entwickelt«, erzählt Primus. Er war mit Schlagholz häufig gemeinsam auf Terminen und Veranstaltungen unterwegs: »Da kamen dann Bemerkungen aus der Bevölkerung, nach dem Motto ›Ah, da kommen der alte und der zukünftige Bürgermeister‹.«
Die Familie als Stütze
Als die Sache konkret wurde, besprach sich Primus zuerst mit seiner Familie: »Sie stehen zu einhundert Prozent hinter mir. Ich bin ein sehr stolzer Familienvater und glücklicher Ehemann.« Seine Frau Andrea (42), die bei den Wolfsberger Stadtwerken für die Bereiche Freizeit, Märkte und Marketing zuständig ist, bezeichnet er als »riesige Stütze«. Das Ehepaar ist seit 2003 verheiratet und lebt mit seinen drei Kindern Chiara (19), Nicoletta (15) und Fabio (8) in Schilting.
Primus maturierte am BORG Wolfsberg und war nach dem Bundesheer einer der ersten Studenten an der Fachhochschule Kärnten. Das Studium der Telematik und Netzwerktechnik schloss er 2001 ab. Danach arbeitete er neun Jahre lang in Graz für zwei Unternehmen. Schließlich zog es ihn wieder zurück in die Heimat, wo er seit knapp elf Jahren als IT-Koordinator im LKH Wolfsberg tätig ist. Von diesem Job ließ sich Primus für seine neue Aufgabe als Bürgermeister karenzieren. Am 31. Juli hatte er seinen letzten Arbeitstag: »Es ist ein komisches Gefühl, denn ich habe dort wirklich gerne gearbeitet.«
Digitales Wolfsberg
An Arbeit wird es Primus aber auch in Zukunft nicht mangeln, im Gegenteil. Als Bürgermeister will Primus dafür eintreten, dass »Wolfsberg weiterhin lebenswert bleibt«. Außerdem möchte er jene Projekte, die sein Vorgänger begonnen hat, weiter verfolgen, wie etwa die zweite Baustufe am Hohen Platz. Ihm selbst liegt die Digitalisierung (Stichwort »Smart City«) besonders am Herzen: »Das ist mir allein schon aufgrund meiner Ausbildung ein besonderes Anliegen.«
Sich selbst beschreibt der Neo-Bürgermeister als ruhigen und geradlinigen Menschen, der Konflikte lösungsorientiert angeht. Als Führungskraft setzt er auf Teamgeist und die Zusammenarbeit auf Augenhöhe: »Mit mir kann jeder offen und ehrlich sprechen. Unpopuläre Maßnahmen setze ich nur als letzten Schritt.«
Sein politischer Werdegang
Seine politischen Sporen verdiente sich Primus zuerst in der SPÖ-Sektion St. Jakob, beim Bund sozialdemokratischer Akademiker, Künstler und Intellektueller und in der Wolfsberger Stadtpartei. Ab 2009 war er Gemeinderat, von 2013 bis 2018 Landtagsabgeordneter und danach wieder Gemeinderat. Über seine Zeit im Landtag sagt er: »Es war eine schöne Zeit und eine Ehre dieses Amt ausüben zu dürfen, aber ich bin Kommunalpolitiker. Hier kenne ich die Menschen und kann etwas bewegen.«
Schattenseiten der Politik
Die Politik hat aber auch ihre Schattenseiten. Was Primus stört, sind Beschimpfungen in den sozialen Medien: »Der Stil hat sich geändert, und das ist nicht gut. Meine Tür steht immer offen, mich kann man persönlich kontaktieren. Ich lese solche Postings schon, werde aber nie angreifen.« Er sucht lieber das persönliche Gespräch.
»Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, für die Bevölkerung da sein zu dürfen«
Hannes Primus
Amtsführender Bürgermeister
Die politische Arbeit beschreibt Primus als »intensiv und anstrengend«. In vielen Gemeinden Österreichs herrscht allgemein nicht gerade ein »G’riss« um den Bürgermeistersessel. »Man ist sieben Tage in der Woche im Dienst und für alles verantwortlich. Finanziell schneidet man in der Privatwirtschaft wohl besser ab«, gibt Primus zu bedenken. Doch für ihn überwiegt die Freude und Leidenschaft für seine neue Aufgabe: »Wenn sich für jemanden eine solche Chance ergibt, dann sollte er sie unbedingt ergreifen. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, für die Bevölkerung da sein zu dürfen.«
Folgen der Coronakrise
Eine große Aufgabe werden coronabedingt die Finanzen der Stadtgemeinde sein: »Hier kann man noch nicht genau sagen, was auf uns zukommt.«
Privat erlebte er den Beginn der Coronakrise wie viele andere: »Ich wollte zuerst nicht wahrhaben, was sich gerade alles ändert. Ich war zwei Wochen im Home-Office und froh, dass meine Familie auch zu Hause war.« Trotz der momentan unsicheren Entwicklung ist sich Primus sicher, dass es wieder bergauf gehen wird: »Irgendwann muss es wieder einen Alltag mit Fußball, Festen und Konzerten geben.« Mit der morgigen Angelobung ist Primus vorerst bis Februar 2021 Bürgermeister von Wolfsberg.
Am 28. Februar 2021 muss er sich der Wahl stellen. Um dann auch die folgenden sechs Jahre das Oberhaupt der Stadtgemeinde sein zu dürfen, will er hart arbeiten und die Nähe zu den Bürgern suchen: »Ich werde viel unterwegs und draußen bei den Leuten sein. Die Entscheidung liegt am 28. Februar aber einzig bei den Wolfsberger Wählern.«
Steckbrief:
Name: Hannes Primus.
Alter: 44.
Wohnort: Schilting.
Familie: verheiratet mit Andrea (42), drei Kinder: Chiara (19), Nicoletta (15) und Fabio (8).
Studium: Telematik und Netzwerktechnik.
zuletzt ausgeübter Beruf: IT-Koordinator am LKH Wolfsberg (karenziert seit 1. August 2020).
Hobbys: Familie, Mountainbiken mit dem E-Bike, fischen, garteln, wandern und Schwammerlsuchen.
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