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Sie sind als Politneuling in die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen gegangen, sind mit Ihrer »Liste Wolfgang Gallant« auf Anhieb stärkste Kraft im Gemeinderat geworden und haben bei der Bürgermeisterwahl am meisten Stimmen erhalten. Was sagen Sie zu diesem Ergebnis?
Mit so einem Ergebnis habe ich nicht gerechnet. Es ist ein Wahnsinn, dass wir jetzt stimmenstärkste Kraft in unserer Gemeinde sind. Das gute Ergebnis und die hohe Wahlbeteiligung sind für mich ein klares Zeichen, dass die Bevölkerung eine Veränderung herbeisehnt.
Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück?
Die politische Arbeit in unserer Gemeinde war immer noch stark abhängig von der Parteizugehörigkeit. Auch vernünftige Vorschläge anderer Parteien haben im Rahmen der Mehrheitsverhältnisse kaum Eingang in die kommunale Politik gefunden.
Die Bevölkerung hat auf eine Bürgerliste als Alternative gewartet, um keine der typischen Parteien zu wählen. Mir war bewusst, dass der Wunsch nach Veränderung in der Bevölkerung groß ist. Dass dieser Wunsch schlussendlich so groß ist, war eine Überraschung für jeden.
Eines Ihrer Themen ist der Durchzugsverkehr in Lavamünd. Was war der Auslöser dafür, gegen den Verkehr vorzugehen?
Wenn man sich mit den vom Verkehr betroffenen Menschen unterhält und die einem dann von dem Lärm und dem Staub, den die Lkw hinterlassen, erzählen, wenn die Unternehmer beklagen, dass viele ältere Kunden aus Angst vor dem Ausparken wegen des Schwerverkehrs nicht mehr im Ort einkaufen oder ins Gasthaus gehen, wenn sich die Touristen in den Gastgärten wegen des Lärms nicht mehr unterhalten können, wenn kein einziger Schüler der Mittelschule Lavamünd mit dem Rad zur Schule fährt und wenn unsere praktische Ärztinnen einem von den negativen gesundheitlichen Auswirkungen erzählen, dann muss man sich einfach für eine Lösung einsetzen.
Sollten Sie Bürgermeister werden, wie stellen Sie sich eine Lösung des Verkehrsproblems in Lavamünd vor?
Wir brauchen einfach eine langfristige Lösung, die die Weiterentwicklung unseres Ortes nicht gefährdet. Die kurze Variante vom Land Kärnten, die uns angeboten wurde, ist einfach nicht tragbar. Sie löst das Problem nicht, sie verlagert es nur.
Wie wollen Sie das Land Kärnten dazu bewegen, eine Umfahrung zu bauen?
Ich glaube, ich habe bereits genügend Argumente aufgezählt, die eine Umfahrung für Lavamünd absolut rechtfertigen. Der übliche Weg sind Verhandlungen. Sollten diese scheitern, dann können sich die betroffenen Bürger nur mit Straßensperren wehren.
Wie hat der bisherige Bürgermeister Josef Ruthardt bezüglich des Verkehrsproblems agiert?
Unter Bürgermeister Ruthardt ist eine für mich akzeptable Routenführung mit einem technischen Büro ausgearbeitet worden, mit der die Lavamünder Bevölkerung sehr gut leben könnte.
Dadurch, dass er Angestellter der Straßenbauabteilung war, hat er sich leider nicht wirklich für eine Lösung einbringen können.
Wie ist eigentlich der aktuelle Stand bezüglich der Umfahrung und der Anbindung Sloweniens an Österreich?
Im Oktober 2020 gab es eine Verkehrsausschusssitzung im Land, und uns wurde gesagt, dass es vier Alternativen geben wird. Wir kennen diese vier Alternativen noch immer nicht. Das Land wollte sie eigentlich noch im Jahr 2020 präsentieren, aber anscheinend ist auch hier Corona dazwischen gekommen. Wir hoffen, dass uns die vier Alternativen bald präsentiert werden.
Gibt es von slowenischer Seite bereits Präferenzen?
Wir sind mit den Bürgermeistern in den slowenischen Nachbargemeinden ständig in Kontakt. Die haben nämlich das gleiche Problem wie wir. Es gibt bereits Pläne einer Streckenführung im Bereich des Autobahnanschlusses Celje nach Slovenje Gradec. Der Bau dieser Strecke hätte bereits im Jahr 2002 beginnen sollen. Bis jetzt ist aber noch immer nichts passiert. Die Weiterführung der Strecke Richtung Dravograd und dann Richtung Ravne wird laut Aussagen der slowenische Bürgermeister, wenn überhaupt, sicherlich nicht vor 30 Jahren passieren.
Sollte Lavamünd bevorzugt werden, wie möchten Sie dann vorgehen?
Das Wichtigste ist dann, die Varianten mit den betroffenen Bürgern zu diskutieren, um eine gemeinsame Lösung zu finden, die alle zufrieden stellt.
Welche weiteren Anliegen haben Sie neben dem Verkehr?
Das Verkehrsthema, das vom Land Kärnten gelöst werden muss, ist nur eines von vielen Themen. Wenn man den Bürgern zuhört, gibt es in unserer Gemeinde sehr viele gute Ideen und Visionen, die man sicher schnell und unkompliziert umsetzen kann. Die sinkenden Einwohnerzahlen und die wenigen Arbeitsplätze in der Gemeinde sind Themen, die ich rasch aktiv angehen will. Weitere Kernpunkte, die mir am Herzen liegen, sind eine sinnvolle Verkehrsanbindung über die Gemeindegrenzen hinaus, die Wertschätzung und Unterstützung der Vereine und Unternehmen im Ort sowie eine Offensive bei den Themen Bildung und Tourismus.
Was möchten Sie in Lavamünd verändern bzw. welche Visionen haben Sie für den Ort?
Wir wollen eine lebenswerte Gemeinde schaffen und versuchen, die Abwanderung zu stoppen, indem wir genügend Bauplätze für Familien zur Verfügung stellen. Als Gemeinde brauchen wir auch Gewerbeflächen. Mir ist wohl bewusst, dass wir so schnell keine großen Firmen unterbringen werden, aber es geht um unsere kleinen Gewerbebetriebe.
Hinsichtlich Familienfreundlichkeit wollen wir die Gemeinde als Bildungsstandort weiterentwickeln und Betreuungszeiten für die Kinder anpassen. Wenn erst einmal die Koralmbahn und der neue Bahnhof in St. Paul in Betrieb sind, braucht es eine vernünftige Lösung für die Verkehrsanbindung von Lavamünd und Ettendorf nach St. Paul, damit die Menschen weiterhin bei uns leben können. Hier haben wir einiges aufzuholen. Wir wollen auch den sanften Tourismus stärker ausbauen, doch dafür müssen wir den Schwerverkehr aus dem Ort bringen.
Sie gehen nun gegen den SPÖ-Kandidaten Raphael Golez in die Stichwahl um das Bürgermeisteramt. Wie ist Ihre Meinung von ihrem Gegenkandidaten?
Ich schätze Raphael sehr. Es bedarf einer Menge Mut, seine Partei in einer schwierigen Situation und mit seinem doch jungen Alter zu übernehmen. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit mit ihm und seiner Partei in den kommenden Jahren.
Sie sind ein Politneuling. Wie wollen Sie die Gemeinde Lavamünd führen?
Meine bisherigen Tätigkeiten und mein Beruf erfordern den Mut, Neues auszuprobieren und das Vertrauen, auf Erfahrungswerte zu setzen. Diese spannende Balance zwischen Innovation und Tradition soll auch meine Philosophie in der Arbeit für die Gemeinde sein.
In meiner Politik will ich in Zukunft wieder der Bevölkerung zuhören und verstärkt für ihre Anliegen da sein. Ich weiß, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und Menschen zusammen zu führen. Die fehlende Großpartei im Rücken sehe ich nicht als das großes Problem, in Zukunft sollen bei mir die Gemeinde und ihre Bürger im Vordergrund stehen und keine Parteiideologie.
Ihre Liste und die SPÖ haben im Gemeinderat die gleiche Anzahl an Gemeinderäten. Um die Mehrheit zu besitzen, bedarf es einer Koalition. Mögliche Varianten wären SPÖ/Liste Gallant oder ÖVP/Liste Gallant. Welche bevorzugen Sie oder setzen Sie auf das freie Spiel der Kräfte?
Wir wollen so schnell wie möglich mit allen Parteien erste Gespräche führen. Ziel ist es, so viel wie möglich gemeinsam zu schaffen. Ich hoffe, dass es durch unsere unabhängige Bürgerliste wieder zu einer Zusammenarbeit zwischen allen Parteien kommt. Ich würde mir wünschen, dass in Zukunft das Parteidenken ein wenige in den Hintergrund rückt und wir gemeinsam an den Themen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger arbeiten.
Sie haben einige junge Mitglieder bzw. Mitglieder, die vorher noch nicht politisch tätig waren, aber auch Leute auf der Liste, die bereits bei anderen Parteien Erfahrungen im Gemeinderat gesammelt haben. Wer wird für Ihre Liste in den Gemeinderat einziehen?
Nachdem wir gleich beim Erstantritt mit unserer Liste die meisten Stimmen bekommen haben, traue ich mich zu sagen, dass wir ein sehr gutes, dynamisches Team haben, das aus einer optimalen Mischung aus veränderungswilligen Jungen und älteren Erfahrenen besteht. Wir wollten so gut wie möglich die gesamte Breite der Bevölkerung abdecken. Ich freue mich sehr, dass gleich sieben Personen der Liste Wolfgang Gallant im Gemeinderat vertreten sind.
Wann haben Sie angefangen, sich für Politik zu interessieren?
Eigentlich schon immer. Während meiner Zeit als Gemeindefeuerwehrkommandant hatte ich vermehrt mit der Politik auf allen Ebenen zu tun. Aus dieser Zeit nehme ich vieles mit für meine zukünftige Arbeit für die
Gemeinde.
Sollten Sie Bürgermeister werden, möchten Sie das Amt haupt- oder nebenberuflich ausüben?
Ich blicke auf eine sehr erfolgreiche berufliche Laufbahn zurück. Nun war für mich der richtige Zeitpunkt gekommen, den Schritt in die Politik zu wagen. Als selbstständiger Unternehmer kann ich selbst entscheiden, wie viele Projekte ich annehme. Falls meine zukünftigen Aufgaben als Bürgermeister es erfordern, kann ich mir gut vorstellen, mein Amt auch hauptberuflich auszuüben.
Sie sind in Lavamünd bekannt, in anderen Teilen des Lavanttals aber – außer bei Insidern – eher unbekannt. Können Sie sich unseren Lesern kurz vorstellen?
Bodenständig, authentisch, ehrlich – so würde ich mich beschreiben. Ich bin 58 Jahre alt, zweifacher Vater, glücklicher Ehemann und blicke auf eine lange Zeit als Familienmensch, Unternehmer und aktives Vereinsmitglied zurück. Beruflich habe ich mit meinem Tischlereibetrieb ein breites Netzwerk aufbauen können und interessante Vorzeigeprojekte wie zum Beispiel die Mole West oder Das Fritz am Neusiedler See realisiert. Neben dem Beruf habe ich insgesamt 17 Jahre die Feuerwehren unserer Gemeinde mitgeprägt, davon neun Jahre als Gemeindefeuerwehrkommandant. Zuletzt war ich Mitinitiator und Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Schwerverkehr. Aus dieser Initiative heraus ist auch der Gedanke zur Gründung der Bürgerliste entstanden. Mit diesem reichen Schatz an Erfahrung möchte ich nun die Verantwortung in der Gemeinde übernehmen und gemeinsam mit den Bürgern glaubhaft die Zukunft unserer Gemeinde gestalten.
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