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Daniel Roßmann: »Ich hatte auch schon Podcasts mit einer Reichweite von 1,3 Millionen Zuhörern«Ausgabe 19 | Mittwoch, 8. Mai 2024

Der Gründer der Podcastwerkstatt, Daniel Roßmann, spricht mit den Unterkärntner Nachrichten, wie er auf die Idee kam, Podcasts zu machen, wie sie erfolgreich werden, warum er eine Künstleragentur gründete und worauf sich die Lavanttaler demnächst freuen dürfen.

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Ursprünglich waren Sie Betriebsschlosser bei einem Lavanttaler Unternehmen und ab 2016 Pressesprecher des RZ Pellets WAC. Wie kam es zu dem Wechsel in eine doch völlig neue Branche?
So neu war die Branche gar nicht. Ich habe beim WAC schon Inhalte für verschiedene Medien produziert und auf eine gewisse Art mache ich das jetzt auch. Mit dem Unterschied, dass ich es für verschiedene Auftraggeber mache und nicht nur für einen.

2020 haben Sie sich vom WAC verabschiedet und wechselten in die Selbstständigkeit. Warum der Wechsel?
Der WAC war für mich eine sehr gute Schule mit wirklich allen Höhen und Tiefen. Nach der ersten Europaleague-Gruppenphase 2019 wollte ich mich in eine andere Richtung entwickeln, und ich sah die Phase nach dem größten Erfolg des Vereins als guten Zeitpunkt für mich, einen anderen Weg einzuschlagen.

Sie hatten 2018 Ihren ersten Podcast. Wie ist es dazu gekommen?
In Deutschland waren Podcasts im Jahr 2018 schon im Kommen, und ich hatte mit einem guten Freund die Idee, mit bekannten Personen in ein Restaurant oder in ein Gasthaus zu gehen und ein Gespräch mit ihnen aufzuzeichnen. Das Setting war laut, unruhig, chaotisch – also das Gegenteil von dem, was man machen sollte. Aber wir wollten es versuchen – und es hat geklappt. Mit Toni Polster waren wir am Trainingsplatz bei der Wiener Viktoria, mit Michael Häupl in seinem Stammlokal neben dem Wiener Rathaus. Bei Lotte Tobisch, der Grand Dame des Wiener Opernballs, waren wir sogar zu Hause in ihrem berühmten Salon und haben über ihre Zeit nach 1955 in Wien und ihre Freundschaft mit dem Philosophen Theodor W. Adorno gesprochen.

Wie viele Zuhörer hatten Sie bei Ihrem ersten Podcast?
Wir hatten pro Episode ca. 20.000 Zuhörer, was damals schon ein Wahnsinn war. Aus beruflichen Gründen meines Podcast-Partners – er ist jetzt Mitarbeiter im Bundeskanzleramt – mussten wir das Projekt leider einstellen. Aber meine Hoffnung lebt, dass wir es irgendwann fortführen.

Wie haben sich die Zuhörerzahlen erhöht?
Wir haben mit bekannten Personen wie Toni Polster oder Jazz Gitti über Themen gesprochen, die sonst in keinem Medium behandelt wurden. Ich denke, dass das einen Teil des Erfolgs ausgemacht hat.

Und wegen des Erfolgs haben Sie schließlich die Podcastwerkstatt gegründet?
2019 bekam ich einen Anruf aus der Redaktion der Tageszeitung »Der Standard«. Man wollte einen Podcast starten und sie brauchten Unterstützung. Da hab ich schließlich zugesagt und schon neben meiner noch laufenden Tätigkeit beim WAC den ersten kleinen Auftrag angenommen.

Was bietet Ihre Podcastwerkstatt an?
Wir beginnen viele Projekte mit einem Workshop, schreiben dann Konzepte und setzen sie gemeinsam mit den Unternehmen um. Wir produzieren den Podcast entweder in Studios oder direkt bei den Unternehmen vor Ort. Mittlerweile produzieren wir auch Videos, und ab Juni darf ich an der FH Oberösterreich als Lehrender eine Lehrveranstaltung durchführen.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie?
Aktuell sind wir zu fünft. Bei größeren Projekten holen wir Freelancer ins Team, die uns bei bestimmten Tätigkeiten unterstützen.

Sie entwickeln auch Podcast-Formate für verschiedene Unternehmen oder Personen des öffentlichen Lebens. Wer gehört dazu?
Zu den bekannteren Unternehmen gehören bestimmt die OMV, die Nationalparks Austria, die Stadt Wien, mehrere Ministerien oder das Nachrichtenmagazin »profil«. Bekannte Persönlichkeiten sind dann eher als Gäste in den verschiedenen Formaten dabei.

Wie viele Zuhörer haben Sie bei Ihren Formaten?
Das variiert recht stark. Der Podcast mit Christoph Strasser, dem Ultra-Radprofi, wurde bis jetzt 1,3 Millionen Mal gehört. Aber auch das neue Format von »profil« hatte einen sehr guten Start: Über 100.000 Downloads in den ersten zwei Monaten haben in Österreich noch nicht viele Podcast-Formate erreicht.

Welche sind besonders erfolgreich?
Aus meinem Haus ist es ganz klar der Podcast mit Christoph Strasser. Dieses Format wächst seit drei Jahren konstant und damit machen wir auch die höchsten Umsätze mit gebuchter Werbung.

Was braucht es für einen guten Podcast?
Authentische Personen, die etwas zu erzählen haben. Das ist meiner Meinung nach unabhängig vom Thema. Ist die Erzählung gut, wird sie ein Publikum erreichen.

Sie haben mit Carmen Außerhuber die Agentur AR-Management gegründet. Was hat Sie dazu bewegt?
Carmen hat mit ihrer Agentur für Content-Strategie »MARIAH« schon in der Podcastwerkstatt für Strukturen gesorgt. In der Management-Agentur braucht es zwei Bereiche. Der eine Bereich umfasst die Struktur des Unternehmens, im anderen Bereich geht es um die Betreuung der Künstler und Veranstalter. Wir ergänzen uns sehr gut, weshalb das auch so gut funktioniert.  

Ihre Agentur vermittelt Künstler und Vortragende. Wen haben Sie unter Vertrag?
Wir arbeiten mit Wolfgang Feistritzer, der als Petutschnig Hons auf den Bühnen im gesamten DACH (Anm.: Deutschland, Österreich, Schweiz) steht, mit dem Keynote-Speaker und Ultra-Cycling-Profi Christoph Strasser und Wolfgang Huber, einem Nachwuchskabarettisten aus Oberösterreich, zusammen. Es gibt noch weitere, denen wir entweder beratend oder mit verschiedenen Dienstleistungen zur Seite stehen.

Welche Leistungen bietet die Agentur?
Für Veranstalter ist es die Vermittlung der Künstler. Für unsere »Schützlinge« kümmern wir uns um alles, was mit der Person auf der Bühne zusammenhängt. Dazu zählt auch Medienarbeit, Tourbegleitung und vor allem das Buchen von Auftritten.

Sie haben den bekanntesten Bauer Österreichs, Petutschnig Hons, bereits zwei Mal in die Artbox gebracht, Ende Mai kommt der Extrem-Radfahrer Christoph Strasser ins Lavanttal. Auf wen dürfen sich die Lavanttaler künftig noch freuen? 
Wir führen bereits Gespräche mit Veranstaltern und Künstlern und überlegen verschiedene Konzepte. Nachdem die neue Artbox in Frantschach-St. Gertraud mittlerweile über die Grenzen Kärntens hinaus bekannt ist und dort einige der besten Kabarettisten des Landes auftreten, kann ich mir vorstellen, dort in Zukunft noch mehr und noch größere Veranstaltungen durchzuführen.

Ihre beiden Unternehmen sind nicht in Kärnten angesiedelt. Warum haben Sie sich für Graz bzw. Wien entschieden?
Die allermeisten Auftraggeber sind nicht aus Kärnten. Da würde es keinen Sinn machen, wenn wir im südlichsten Teil Österreichs ansässig wären und von dort aus in alle Richtungen anreisen müssten.

// zur Person

Daniel Roßmann (37) wechselte nach einer Lehre als Betriebsschlosser in der Johann Offner Werkzeug Gmbh zur Firma Morianz GmbH in St. Andrä, wo er für den Zusammenbau von Pelletsheizungen zuständig war. In dieser Zeit absolvierte er die Berufsreifeprüfung, studierte anschließend  in Klagenfurt Medien- und Kommunikationswissenschaften und arbeitete zunächst neben dem Studium und danach Vollzeit beim Wolfsberger Bundesligaverein RZ Pellets WAC. Seit 2020 ist er selbstständig und führt zwei Unternehmen, die Podcastwerkstatt und die AR-Management OG.

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