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Mostbarkeiten-Obmann Hans Köstinger: »Es gab auch schon Teilnehmer von den Cayman Islands«Ausgabe 17 | Mittwoch, 24. April 2024

Der Granitztaler Hans Köstinger (71) ist Gründungsobmann des Vereins Mostbarkeiten und spricht anlässlich des Jubiläums über die Entstehung und Entwicklung des Vereins, 30 Jahre Mostbarkeiten-Messe am Zogglhof und wie es um die Zukunft des Vereins bestellt ist.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Michael Swersina Von Michael Swersina m.swersinano@spamunterkaerntner.at
Bild links: Hans Köstinger steht dem Verein Mostbarkeiten seit der Gründung vor 30 Jahren als Obmann vor. Bild rechts: Hoben die Mostbarkeiten aus der Taufe (v. l.): Reinhold Stöckler, Josef Klingbacher, Ludwig Sternweiß, Dominikus Spendl und Hans Köstinger stießen nach der Gründung an.Fotos: UN/much (1), UN-Archiv

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Sie haben vor 30 Jahren den Verein Mostbarkeiten gegründet. Wie kam es dazu?
Eigentlich starteten wir bereits im Jahr 1988, damals mit dem Verein Mostland St. Paul. Aufgrund der Landesausstellung in St. Paul im Jahr 1991 haben sich die Bauern, Wirte und Buschenschank-Betreiber zusammengeschlossen, um gemeinsam die Ausstellung vorzubereiten. Nachdem die Landesausstellung ein voller Erfolg war, statt der geplanten 150.000 Besucher kamen über 300.000, gab es eine positive Stimmung in St. Paul. Pater Nikolaus, der damalige Administrator des Stifts, hatte die Idee, in St. Paul etwas zu entwickeln. Und so entstand der Vorschlag eines Kompetenzzentrums für die Obstverarbeitung am Zogglhof. In diesem Zusammenhang wurde dann 1994 der Verein Mostbarkeiten gegründet.

Warum kam es zur Neugründung eines Vereins?
Wir bekamen den Zogglhof vom Stift kostenlos zur Verfügung gestellt, mussten ihn aber sanieren. Um an EU-Gelder zu kommen, benötigten wir ein Projekt und einen Verein als Betreiber. Dafür haben wird den alten Verein auf den neuen Verein Mostbarkeiten umorganisiert. Wir haben an die zehn Millionen Schilling investiert. Das Gebäude würde heute sicher nicht mehr stehen, wenn wir nicht eingezogen wären. Erst kürzlich haben wir den Pachtvertrag um 20 Jahre verlängert.

Die Mostbarkeiten-Messe feiert heuer Jubiläum. Seit 30 Jahren gibt es die Veranstaltung am Zogglhof bei St. Paul. Welche Bilanz können Sie zum Jubiläum ziehen?
Die erste Messe fand im Jahr 1994 statt. Wir hatten damals gerade das Obergeschoss im Zogglhof fertig saniert. Es war eine sehr stimmige Veranstaltung, bei der neben den regionalen Ausstellern auch schon Aussteller von außerhalb des Lavanttals mit dabei waren. Wir waren vom großen Besucherandrang völlig überrascht. Es war aber noch eine kleine Messe, wir hatten nicht einmal einen Platz, um den Besuchern auch ein kulinarisches Angebot zu bieten.

Wie hat sich die Messe über die Jahre verändert?
Dass es die Mostbarkeiten in dieser Form noch immer gibt, ist den Organisatoren zu verdanken, die die Veranstaltung immer wieder den Erfordernissen angepasst haben und behutsam versucht haben, neue Aktivitäten zu setzen. Ein Beispiel: Vor längerer Zeit wurden die Busreisen sehr populär und wir haben das schließlich am Zogglhof integriert. Wir haben auch gesehen, dass die Leute Interesse an der Produktion von Most und Schnäpsen haben und so wurden  auch  Fachseminare – z. B. Schnapsbrennen, angeboten. Auch bei der Verkostung hat sich einiges getan. Anfangs machten wir nur eine regionale Verkostung. Das hat sich mit der Zeit entwickelt und danach wurde mit der Landwirtschaftskammer die Landesverkostung durchgeführt. Als sich der Landesverband der Kammer von der Messe verabschiedet hat, haben wir 1999 mit der Alpen-Adria-Verkostung begonnen. Wir hatten rasch Einreicher aus ganz Österreich. Heuer hatten wir 1.200 Proben unter anderen aus Thüringen und Bayern, der Schweiz, Südtirol, Friaul und Slowenien. 

Gibt es auch Einsendungen von weiter her oder Übersee?
Das kommt auch immer wieder vor. Im Vorjahr hatten wir Essig von den Cayman Islands und Litschi-Fruchtsaft aus Südafrika. Wir hatten aber auch schon Essig aus den USA und Liköre aus Griechenland bei der Messe.

Ab wann konnten Sie den ganzen Zogglhof nutzen?
1998 konnten wir schon das gesamte Gebäude nutzen. Wir haben dann mit der Kulinarik bei der Mostbarkeiten-Messe begonnen. 

Vor 25 Jahren haben wir uns auch sehr stark Richtung Produktion orientiert und einen Brennkessel sowie eine Abfüllstraße angeschafft. Damals hatten wir auch mit der Essigproduktion begonnen. Dafür wurden rund 200.000 Euro investiert. Die Essigproduktion war für uns sehr wichtig, denn damit haben wir den Jungbauern eine Aufgabe gegeben und konnten sie in unsere Gemeinschaft integrieren.

Wie haben sich die Besucher- und Teilnehmerzahlen bei den Mostbarkeiten über die Jahre verändert? 
Zunächst war es eine sehr regionale Veranstaltung. Wenn über tausend Besucher kamen, waren wir schon froh. Aber wir hatten damals ohnehin ein Platzproblem. Mit den Jahren hat sich das schon gewaltig entwickelt und ist zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region geworden. Durch die Alpen-Adria-Verkostung haben wir Aussteller und Teilnehmer auch aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Südtirol.  Da hat sich wirklich sehr viel getan und die Mostbarkeiten-Messe ist auch zu einem Wirtschaftsfaktor in der Region geworden, von dem alle profitieren. Produzenten die mit Proben kommen, besuchen ja auch die Gasthäuser oder übernachten hier. So profitiert jeder davon. Alleine bei der Alpe Adria Verkostung sind 70 Leute da, um  die Veranstaltung abzuwickeln.  Hinzu kommen noch die Produzenten und zahlreiche Besucher. 

Was können die Besucher in diesem Jahr erwarten? 
Es wird natürlich wieder ein großes Zelt mit zahlreichen Ausstellern und Produzenten verschiedenster Art geben. Auch klassische Obstverarbeitungsgeräte werden gezeigt. Neben den Angeboten an Schnäpsen, Fruchtsäften, Most und Essig, werden regionale Produzenten mit Honig, Brot, Kleinkunstwerken, Wein uvm. vertreten sein. Im Obergeschoss, im Mostmuseum, werden den Gästen kulinarische Schmankerl angeboten und im zweiten Obergeschoss findet die Urkundenverleihung statt. Heuer wird Landeshauptmann Peter Kaiser die Urkunden persönlich an die Prämierten überreichen. 

Der Verein Mostbarkeiten setzt neben der Most-, Schnaps- und Safterzeugung auch auf Essig-Produkte. Wie wichtig ist dieser Bereich für den Verein?
Wir haben ständig versucht, die Produktpalette auszuweiten. Wir hatten stellten ursprünglich Überlegungen an, eine Apfelsektanlage zu installieren. Doch dann wurde Sekt plötzlich ein Billigprodukt und wir hätten ihn nie so günstig wie die großen Konzerne produzieren können. Also wurde uns vorgeschlagen, etwas mit Essig zu machen. Durch einen Lehrlingswettbewerb des Clubs der Kärntner Köche kamen wir mit dem Unternehmen Kotanyi in Kontakt, die Gewürzessig in ihr Programm aufnehmen wollten. Und so entstand bei uns die Produktpalette Gewürzessige.

Wie ist es um die Zukunft der Erzeuger bestellt? Gibt es noch ausreichend Nachfolger?
Da sind wir gut aufgestellt und haben viele junge und motivierte Landwirte und Nachfolger bei den Betrieben. Wir können mit Stolz behaupten, dass heuer bei der Mostmesse Produzenten-Familien dabei sind, bei denen drei Generationen im Betrieb mitarbeiten.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Produktion aus?
Das wird wirklich noch sehr  spannend werden. Ein Beispiel: Wir haben Obstsorten, die, als ich jung war, knapp vor Allerheiligen zu ernten waren. Mittlerweile erfolgt die Ernte  davon schon fast einen Monat früher. Dann gibt es aber auch wieder Apfelsorten, wie den Kronprinz, der noch immer zur gleichen Jahreszeit reif ist. Was natürlich generell nicht gut ist, sind die warmen Temperaturen und dass es kaum einen Winter gibt. 

// zur Person

Hans Köstinger (71) wurde in Granitztal geboren, wo er auch die Pflichtschule absolvierte. Direkt nach der Schule begann er am elterlichen Hof zu arbeiten und hat sich seither der Landwirtschaft, und dabei dem Obstbau, verschrieben. 
Köstinger ist mit Irmgard verheiratet und hat zwei Töchter, Elisabeth und Martina.

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