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Es gibt immer wieder Kritik am Kurs der Grünen in der Bundesregierung. Glauben Sie, dieser Umstand wird Einfluss auf die Landtagswahl in Kärnten haben?
Für mich ist klar, diese Landtagswahl ist eine Klimawahl. Mit uns bekommt der Klimaschutz endlich wieder seine Stimme zurück. Dabei geht es darum, die Herausforderungen, die wir in unserem Bundesland haben, zu meistern. Es ist höchste Zeit für die Energiewende, mit der Politik von gestern wird man die Aufgaben von morgen nicht lösen. Auf Bundesebene ist mittlerweile schon vieles gelungen: der Ausbau der erneuerbaren Energien, das Klima-Ticket, die Abschaffung der kalten Progression, die ökosoziale Steuerreform und die Wertanpassung der Familienbeihilfe. Auf diesen Erfolgen kann man aufbauen. Was Kärnten jetzt braucht, ist vernünftige Politik, die mutig vorangeht.
Wie beurteilen Sie die Arbeit der Grünen in der Bundesregierung? Was ist daran gut, was schlecht?
Seit die Grünen Teil der Bundesregierung sind, ist vieles gelungen. Diese Regierungsbeteiligung trägt eine starke grüne Handschrift, und wir zeichnen uns durch pragmatische und faire Sachpolitik aus. Die starke Justizministerin Alma Zadic hat der Korruption im Land den Kampf angesagt und schützt die unabhängige Justiz. Leonore Gewessler hat das größte Investitionspaket zum Ausbau der erneuerbaren Energieträger vorgelegt – eine Milliarde pro Jahr. Damit hat die Energiewende einen Schub bekommen, wie noch nie zuvor in Österreich. Werner Kogler sorgt mit seinem Verhandlungsgeschick für Stabilität in der Regierung und dass die Schwächsten in unserer Gesellschaft nicht zurückgelassen werden. Klar ist aber auch: Als Teil einer Regierung sind beide Koalitionspartner gefordert, Kompromisse zu schließen.
Wird den Kärntner Grünen der Sprung in den Landtag wieder gelingen, nachdem sie bei der Wahl 2018 den Einzug nicht mehr schafften?
Wir werden für jede Stimme laufen, denn der Klimaschutz muss zurück in den Kärntner Landtag. Und nur eine Stimme für die Grünen ist auch eine Stimme für den Klimaschutz in Kärnten. Das ist den Kärntnern bewusst. Daher sind wir optimistisch, den Wiedereinzug zu schaffen.
Wie soll die Rückkehr gelingen?
Wir setzen auf die richtigen Themen: Neben dem Klimaschutz, der unsere Jahrhundertaufgabe ist, geht es auch um den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Stärkung der regionalen Wirtschaft, moderne Schulen und Kindergärten sowie die Energiewende, die das Leben in Kärnten letztendlich wieder leistbar machen wird.
Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Kärntner Grünen?
Das Wahlkampfbudget beträgt 450.000 Euro. Nachdem wir aktuell nicht im Landtag vertreten sind, wird der Wahlkampf zur Gänze von der Bundespartei vorfinanziert. Die Summe müssen wir nach der Wahl zurückzahlen.
Wie prognostizieren Sie das Wahlergebnis der einzelnen Kärntner Parteien?
Wir fokussieren uns tatsächlich darauf, unser Ziel, nämlich den Klimaschutz wieder zurück in den Landtag zu bringen, zu erreichen. Wie die Wahl ausgehen wird, wird sich am 5. März zeigen.
Sehen Sie die Kandidatur von Vision Österreich als Konkurrenz, die den Grünen schaden könnte?
Alle Parteien, die genug Unterstützungserklärungen sammeln, werden am 5. März legitim zur Wahl stehen. Jetzt ist jedenfalls nicht die Zeit, uns mit unserer politischen Konkurrenz zu beschäftigen, sondern jetzt ist die Zeit, sich für anstehende Herausforderungen zu wappnen um Kärnten in eine gute Zukunft zu führen.
Wie beurteilen Sie die Arbeit von Landeshauptmann Peter Kaiser?
Ich schätze seine Arbeit, wünsche mir aber ein mutigeres Vorgehen und größere Visionen, um Kärnten klimafit und energiesicher zu machen.
Was muss sich in Kärnten ändern?
Der Klimaschutz und die Energiewende müssen in Zukunft an erster Stelle stehen. Die Klimakrise ist längst in Kärnten angekommen – auch im Lavanttal erleben wir immer häufiger Starkregen, Hitzeperioden und Trinkwassermangel. Und dabei muss uns bewusst sein: Die Klimakrise lässt sich nicht verwalten, wir müssen Klimaschutz aktiv gestalten. Und das schaffen wir nicht mit altem Denken – die Politik von gestern kann die Herausforderungen von morgen nicht lösen. Deswegen braucht es dringend frischen Wind und mutige und vernünftige Politik.
Was ist in Kärnten gut, wie es ist?
Der politische Stil hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Das politische Klima hat sich beruhigt, und die Gesprächskultur ist offener geworden. Diese Entwicklung ist definitiv positiv.
»Eine Koalition mit der FPÖ schließen wir aus«
Michael Hirzbauer, Kandidat der Grünen
Warum engagieren Sie sich politisch?
Es gibt so viele Themen, über die wir sprechen müssen, um uns als Gesellschaft gegenseitig wieder Halt und Richtung zu geben und aufeinander aufzupassen. Denn insbesondere die vergangenen drei Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Nichts ist mehr, wie es war. Gerade auch der Krieg in der Ukraine zeigt, wie verletzlich wir in unseren dringendsten Grundbedürfnissen sind: Energie, Wärme, Sicherheit, Leistbarkeit, Wohnen und Essen. Ich merke das auch in meinem persönlichen Umfeld – diese unsichere Welt hinterlässt eine Leere, ein Vakuum, und das führt dazu, dass viele von uns große Sorgen und Angst davor haben, wie es weitergeht. Da stellt sich für mich die Frage, wie wir gesellschaftlich und vor allem auch politisch damit umgehen. Und genau diese Frage motiviert mich in meinem politischen Engagement. Aus meiner beruflichen Erfahrung als Familienintensivbetreuer weiß ich, dass es in einer solchen Situation Zuspruch und aufrichtige Anteilnahme für die verschiedenen Bedürfnisse braucht. Und das möchte ich mit meiner politischen Tätigkeit leisten.
Was ist ihr politisches Ziel?
Dass wir das Lavanttal und ganz Kärnten klimafit machen. Dass wir in unserer Energiegewinnung vollkommen autark werden und unser Denken auf eine nachhaltige Zukunft ausrichten. Dafür stehe und arbeite ich. Im Sommer habe ich mit dem Team der Wolfsberger Grünen ein umfassendes Konzept für den Hohen Platz vorgelegt, mit dem die Innenstadt aufgewertet und klimafit gestaltet werden kann. Es würde mich sehr freuen, wenn dieses Projekt verwirklicht wird.
Was wollen Sie im Kärntner Landtag für das Lavanttal bewirken?
Als Bezirkssprecher der Grünen ist mir seit jeher der Austausch mit den Leuten besonders wichtig. Mein Anspruch ist es dabei, möglichst viele Bedürfnisse zu hören und die Menschen einzubinden. Für das Lavanttal wäre eine gute Anbindung an den Zentralraum wichtig, besonders die Koralmbahn wird Unterkärnten und vor allem dem Lavanttal neue Chancen eröffnen, die es auch auf der Landesebene zu stärken gilt. Das betrifft verschiedene Bereiche wie die regionale Wirtschaft oder auch die Mobilität. Persönlich sehe ich speziell im Sozialbereich auf Landesebene dringenden Handlungsbedarf. Die Landesregierung hat hier versagt, ganze Sektoren stehen mittlerweile akut vor dem Kollaps, ich meine damit nicht nur die bekannten Probleme in der Pflege, sondern z. B. auch die Kinder- und Jugendhilfe. Selbst große, vom Land abhängige Anbieter können die Kosten nicht mehr stemmen, Einrichtungen oder Abteilungen werden geschlossen statt ausgebaut, auch in unserem Bezirk, wo die Probleme von Familien ebenfalls zunehmen. Es braucht hier endlich wirksame Maßnahmen, um die Schwächsten nicht zurückzulassen.
Der Kärntner SPÖ werden Verluste vorhergesagt, der FPÖ Zugewinne. Wenn es sich rechnerisch ausginge: Können Sie sich eine Koalition der Grünen mit den Freiheitlichen vorstellen?
Eine Koalition mit der FPÖ schließen wir aus.
Wie stehen Sie zu Windrädern im Lavanttal?
Kärnten braucht einen ausgewogenen Energiemix, zu dem auch die Windkraft gehört, denn die Energiekrise zeigt uns deutlich, wie wichtig regionale Energieversorgung ist. Und dafür ist die Energiewende schlicht und einfach unabdingbar. Jedes Windrad ist ein weiterer Schritt aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und auch vom Ausland. Gerade in Kärnten haben wir viel Potenzial, das momentan einfach nicht genutzt wird. Das müssen wir dringend ändern, damit wir unseren Kindern und Enkelkindern eine gute, lebenswerte Zukunft hinterlassen können. Was aber auch klar ist: Entsprechende Lösungen müssen jedenfalls immer gemeinsam mit der Bevölkerung erarbeitet werden, um lokal mit einer entsprechenden Gesetzgebung reagieren zu können.
// Zur Person
Michael Hirzbauer wurde 1986 in Wolfsberg geboren und wuchs in St. Andrä auf. 2004 maturierte er am BORG Wolfsberg, danach studierte er in Wien und Graz Ägyptologie, Erziehungs- und Bildungswissenschaften. Hauptberuflich ist er als Angestellter in der Familienintensivbetreuung im Raum Wolfsberg, Völkermarkt und Klagenfurt tätig, nebenberuflich Lehrbeauftragter am Institut für Geschichte an der Universität Klagenfurt. Seit 2016 engagiert er sich bei den Wolfsberger Grünen, seit dem Vorjahr ist er ihr Bezirkssprecher. Hirzbauer lebt in einer Partnerschaft: »Keine Kinder, ein Hund.«
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