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KAT-Zug-Kommandant Inkret: »Die Kameraden aus dem Tal haben fast 24 Stunden durchgearbeitet«Ausgabe 39 | Mittwoch, 25. September 2024

Rene Inkret war mit rund 100 Feuerwehrleuten aus dem Lavanttal und dem Bezirk Völkermarkt bei der Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich im Einsatz. Er berichtet über eine erfolgreiche Hilfsmission und die tolle Unterstützung der örtlichen Bevölkerung.

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Am Montag, 16. September, waren Sie als Kommandant mit dem KAT-Zug 5 im Katastrophengebiet in Niederösterreich im Einsatz. In welchem Gebiet waren Sie genau?
Der KAT-Zug 5 mit Mitgliedern aus dem Lavanttal und dem Bezirk Völkermarkt war in den Ortschaften Göllersdorf und Pottenbrunn mit insgesamt 120 Personen und 30 Fahrzeugen im Einsatz. Davon war rund die Hälfte der Kameraden aus dem Lavanttal. Bei den Fahrzeugen handelte es sich um Mannschaftstransporter, aber auch ein schweres Rüstfahrzeug mit Kran. Zusätzlich hatten wir noch zahlreiche Anhänger mit Hochwasserequipment. Mit  Thomas Kolussi hatten wir auch erstmals einen Notarzt mit dabei. Es war übrigens der erste Einsatz des Katastrophenzugs außerhalb Kärntens.

Sie sind um 3.30 Uhr abgereist. Wie war die Anfahrt und wie stellte sich die Lage im Katastrophengebiet bei Ihrer Ankunft dar?
Die Anfahrt dauerte fast fünf Stunden. Wir sind über die A2 bis Wien gefahren und danach in die uns zugeteilten Ortschaften.

Ich war als Vorkommando mit unserem Feuerwehrkurat Anselm Kassin und dem Stellvertreter des KAT-Zugs 5, Christoph Skubel aus Völkermarkt, etwas früher vor Ort, damit wir uns einen Überblick über die Lage verschaffen konnten.

Knapp vor Tulln wurde das Hochwassergebiet erstmals richtig sichtbar. Es hat nach wie vor stark geregnet und es gab zahlreiche Überschwemmungen und Straßensperren. Als ich ankam, gab es noch 10.000 Schadstellen, die abgearbeitet werden mussten.

Wie ging es dann weiter?
In Tulln war der Landesführungsstab untergebracht. Darin sind alle Einsatzorganisationen wie das Bundesheer, das Rote Kreuz, die Feuerwehr, Energieversorger, der Katastrophenschutz usw. vertreten. Dort gab es eine Lageunterweisung und es wurden uns die Aufträge zugeteilt.

Welche Aufgaben wurden dem KAT-Zug 5 zugeteilt?
Wir hatten nur mit Überschwemmungen zu tun. Es gab ja zahlreiche Bäche, die über die Ufer getreten waren. Ein weiteres Problem war, dass viel Wasser auf den Wiesen versickert ist und dann als Grundwasser in den Kellern nach oben gedrückt wurde. Unsere Aufgabe bestand hauptsächlich darin, Keller auszupumpen, Straßenzüge wasserfrei zu bekommen und Häuser zu säubern.

Wir bildeten drei Einsatzzüge, die dann zu den entsprechenden Einsatzorten geschickt wurden.

Wo waren Sie zum Beispiel im Einsatz?
Ein Einsatzort eines unserer Züge war bei der Justizvollzugsanstalt Göllersdorf. Dort stand der gesamte Keller mit einer Fläche von rund 800 Quadratmetern zwei Meter tief unter Wasser. Bis zum Abend hatten die Kameraden das Wasser entfernt und den Raum schlammfrei gemacht und gereinigt.

Wie lange stand der KAT-Zug in Niederösterreich im Einsatz?
Die Kameraden haben bis Montag Mitternacht durchgearbeitet. Danach haben wir auf Feldbetten in der Schule Göllersdorf übernachtet. Am Dienstagmorgen gab es noch ein Frühstück, und um 8 Uhr sind wir wieder Richtung Lavanttal aufgebrochen.

Wie hat die Koordination zwischen den Einsatzorganisationen funktioniert?
Für unseren Bereich gab es eine gemeinsame Einsatzleitung bei der Freiwilligen Feuerwehr Göllersdorf, die auch mit der Leitung betraut war. Die Zusammenarbeit hat bestens funktioniert. Wir hatten auch immer wieder Kontakt mit dem Landesfeuerwehrkommando in Kärnten.
Während des Einsatzes wurde die Kräfte vom Roten Kreuz mit Verpflegung versorgt.

Gab es Probleme mit Schaulustigen bzw. Menschen, die sich nicht an Warnungen hielten?
Es war schon Tag fünf der Katastrophe. Daher waren die Menschen schon sehr diszipliniert. Was sehr schön war, das war die Hilfsbereitschaft der Menschen. So eine Hilfsbereitschaft habe ich noch bei keinem Großeinsatz erlebt.  Am Morgen sind Leute zu uns gekommen und haben uns mit Essen versorgt. Das war beachtlich. Es hat alles sehr gut funktioniert, aber es war natürlich ein sehr fordernder und emotionaler Einsatz.

Konnten die Kärntner Kameraden unfallfrei nach Hause zurückkehren?
Es gab einen kleinen Unfall. Ein Kamerad stürzte über eine Stiege, erlitt dabei aber zum Glück nur leichte Verletzungen. Schäden an den Gerätschaften gab es natürlich einige. Aber das ist bei einem solchen Großeinsatz normal. Da werden Geräte über Stunden unter widrigsten Bedingungen beansprucht.

Am Abend sind Sie wieder im Lavanttal eingerückt. Warum dauerte der Einsatz nur einen Tag?
Es war immer so geplant, dass wir nur für einen Tag in Niederösterreich sind und danach von frischen Kräften aus Kärnten abgelöst werden.

Ein Tag reicht völlig aus, wenn man so lange und hart arbeitet. Wir sind um 3.30 Uhr in Wolfsberg abgereist und haben bis 24 Uhr durchgearbeitet.

Wir sind dann am Dienstag zurückgekommen. Es sind ja alles freiwillige Helfer, und zwei Tage Abwesenheit sind auch mit dem Arbeitgeber noch einfach abzuklären.

Wie sind die Feuerwehren im Lavanttal bezüglich Hochwasser n aufgestellt?
Wir sind, was die Ablauforganisation, die Gerätschaften, die Ausbildung und die Erfahrung unserer Feuerwehrleute betrifft, sehr gut aufgestellt. Und aufgrund der in den vergangenen Jahren zunehmenden Unwetterereignisse, sind wir mittlerweile auch sehr einsatzerfahren.

Seit wann sind Sie Kommandant des KAT-Zugs 5 ?
Der KAT-Zug 5 wurde 2014 formiert. Ich wurde damals zum stellvertretenden Kommandanten bestellt. Seit 2021 übe ich die Funktion des Kommandanten aus.  

Wie viele Lavanttaler Feuerwehrleute sind beim Katastrophenzug dabei?
Insgesamt gibt es eine Stärke von rund 400 Mitgliedern, davon etwa die Hälfte aus dem Lavanttal.

Gab es bereits viele Einsätze des Katastrophenzugs?
Man kann sagen, dass wir ein bis zwei Mal pro Jahr zu Hilfe gerufen werden. Dazu kommt noch eine Pflichtübung pro Jahr.

Seit wann sind Sie bei der Feuerwehr und welche Funktionen üben Sie aus?
Ich bin Ortsfeuerwehrkommandant-Stellvertreter der FF Reideben. Darüber hinaus bin ich Kommandant des KAT-Zugs 5 und Mitglied des Landesfeuerwehrkommandos. Außerdem bin ich beim Österreichischen Bundesfeuerwehrverband in der Arbeitsgruppe für internationale Katastropheneinsätze. Es geht ja auch für den KAT-Zug in Kärnten in Richtung internationale Einsätze, dabei speziell um Waldbrände.

Wie steht es um den Nachwuchs der Feuerwehren im Tal?
Ich kann natürlich nicht für alle Wehren des Lavanttals sprechen. Aber wir in Reideben haben kein Problem mit dem Nachwuchs, und ich glaube auch nicht, dass die Wehren im Tal Probleme haben. Auch die Jugendfeuerwehren tragen ihren Teil dazu bei.

Ich möchte mich abschließend bei den Arbeitgebern im Lavanttal und den Familien der Feuerwehrleute bedanken, die es uns ermöglichen, im Ernstfall rasch vor Ort zu sein und uns die Zeit für Aus- und Weiterbildungen geben. Ohne diese Unterstützung wäre unsere Arbeit nicht möglich.

Ein Video des KAT-Zug-Einsatzes in Niederösterreich gibt es HIER zu sehen.

// Zur Person
Rene Inkret ist 43 Jahre alt und seit seinem 15 Lebensjahr Mitglied bei der Feuerwehr.  
Seine erste Feuerwehr war die FF St. Johann, aktuell ist er stellvertretender Kommandant der FF Reideben und Kommandant des KAT 5-Zugs.
Inkret ist mit Petra verheiratet und hat mit ihr ein Kind, Tochter Mia (6 Jahre).

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