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Forstdirektor Bernhart Binder: »Die Koralmbahn begleitete mein gesamtes Berufsleben im Stift«Ausgabe 25 | Mittwoch, 19. Juni 2024

Der Forstdirektor des Stifts St. Paul, Bernhart Binder (64), erhielt in der Vorwoche das Silberne Ehrenzeichen der Republik. Mit den Unterkärntner Nachrichten sprach er über die Auszeichnung, seine Arbeit im Stift, wie er dazu kam und wann für ihn die Pension ansteht.

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Am vergangenen Freitag, 14. Juni, erhielten Sie das Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie? 
Es ist eine sehr schöne Anerkennung für meine Arbeit im Stift,  aber auch der Arbeit bei der forstlichen Staatsprüfungskommission, bei der ich 20 Jahre Mitglied war. Es ist auch eine Wertschätzung für die Mitarbeiter des Stifts, weil ohne sie hätte ich die vielen Arbeiten nicht leisten können. Ich sehe es auch als Anerkennung für die Behördenvertreter, Sachverständigen und Nachbarn, mit denen ich jahrelang sehr gut zusammengearbeitet habe. Und es ist auch eine Anerkennung für das Stift, weil es mir die Möglichkeit geboten hat, mich zu entfalten.

Ich habe zwar nie eine Auszeichnung angestrebt, aber ich nehme sie dankbar an.

Warum haben Sie sich für die Stiftshütte auf der Brandlalm für die Überreichung des Ehrenzeichens entschieden? 
Ich wollte eine Feier für alle Beteiligten machen, denen ich dankbar für die Unterstützung in den vergangenen 25 Jahren bin. Außerdem liegt die Stiftshütte mitten im Forstgebiet des Stifts, und in der Nachbarschaft liegt ein Grund von Christoph Habsburg-Lothringen, mit dem ich immer gut zusammengearbeitet habe. Es war mir ein Anliegen, die Verleihung nicht irgendwo anonym zu machen, sondern in der Region, damit auch die Mitarbeiter und Stiftsangehörigen dabei sein können.

Was ist die offizielle Bezeichnung für Ihre Funktion im Stift. Forstdirektor oder Wirtschaftsleiter?
Ich selbst nenne mich immer ganz gerne Forstmeister. Das ist der alttraditionelle Begriff. Seitens des Stifts bin ich irgendwann einmal als Forstdirektor ausgezeichnet worden, und unter den Benediktinerklöstern wird für die Funktion der Begriff Wirtschaftsdirektor verwendet.

Wie sind Sie zu dieser Funktion gekommen?
Da war ich schon sehr stark familiär vorbelastet. Bereits mein Vater war 45 Jahre bei der Hespa Domäne im Lavanttal, und meine Großväter waren als Förster beschäftigt. Nach meinem Studium an der Universität für Bodenkultur hätte ich eigentlich zu den Bundesforsten gehen sollen, wurde aber nach Kärnten zur Hespa Domäne geholt. Nach deren Verkauf wollte ich mich eigentlich beruflich verändern. Ich habe dann aber gehört, dass es eine offene Stelle im  Benediktinerstift in St. Paul gibt, und dafür habe ich mich  beworben. Mit 1. Juli 1998 habe ich in St. Paul angefangen und ab 1. Jänner 1999 war ich für die wirtschaftliche Leitung des Stifts verantwortlich.

Wie lange werden Sie dem Stift noch erhalten bleiben?
Der offizielle altersbedingte Pensionsantritt ist der 1. Mai 2025. Der Abt und ich werden jetzt einmal wegen der Nachfolge schauen, und es kann durchaus sein, dass ich noch einige  Zeit anhänge. 

Was fällt in Ihren Tätigkeitsbereich?
Dazu gehört einmal der Forstbetrieb mit etwa 2.600 Hektar Wald und eine Landwirtschaft mit 212 Hektar Ackerfläche, aber auch viele Wiesenflächen und eine Zinsweide. Dann fällt  der Jagdbetrieb in meine Zuständigkeit. Der erstreckt sich  von den Radarkuppeln auf der Koralpe über Wolfsberg, St. Paul bis nach Eberndorf – das Stift Eberndorf gehört auch zu uns. Das große Jagdrevier ist in St. Vinzenz.

Weiters gehören noch die Campingplätze am Gösselsdorfer und am Klopeiner See zum Stift St. Paul, und in Slowenien, in der Nähe von Marburg, verfügt das Stift über rund 65 Hektar Grundflächen mit etwa zehn Hektar Weinanbauflächen. Dort hat Erzherzog Johann die erste Rebschule auf Stiftsgrund eingerichtet.  

Das ist schon ein sehr vielfältiger Arbeitsbereich.
Es gehören auch die ganzen Kirchengebäude im Besitz des Stifts zu meinem Verantwortungsbereich. Wir verfügen über zwölf Kirchengebäude und das Haus Benedikt in Wolfsberg. Weiters gehört das Stiftsgymnasium mit rund 600 Schülern dazu, bei dem ich Geschäftsführer bin. 

Was waren die größten Herausforderung in den vergangenen 25 Jahren?
Sehr herausfordernd war die Koralmbahn. Seit meinem ersten Tag im Stift wurde geplant, und ich führte federführend die Verhandlungen. Dieses Projekt hat mein gesamtes Berufsleben in St. Paul begleitet. Daneben gab es natürlich viele weitere Projekte, wie die Sanierung des Stiftsgymnasiums, die Europaausstellung 2009, die Errichtung des Windparks auf der Steinberger Alpe gemeinsam mit der Almgemeinschaft. Aber auch  die Hochwasserschutzprojekte in St. Paul und am Gösselsdorfer See sowie die Planung des Technologieparks konnten auf Schiene gebracht werden.

Wie hat sich die Land- und Forstwirtschaft, auch im Hinblick auf den Klimawandel, verändert?
Die Auswirkung sind extrem. Da gab es Stürme, Hagel, Gewitter und Überschwemmungen, die große Schäden auf unseren Flächen und an den Gebäuden anrichteten. Die Extremereignisse häufen sich. Es gibt viel mehr Käferholz und durch Stürme und Schneefälle Bruchholz. Der Klimawandel kostet uns einiges. So brachen zum Beispiel 2002 auf der Lavamünder Alpe 35.000 Festmeter Holz aufgrund der Schneelast, 2006 waren 80 Hektar Wald von Hagelschlag betroffen.

Wie sieht es bei der Fischerei aus?
Derzeit recht schlimm. Das größte Problem der Lavant ist die Regulierung, wodurch sie eine sehr hohe Fließgeschwindigkeit aufweist und für viele heimische Fische nicht geeignet ist. Ende der 1990er Jahre tauchte der Kormoran (Anm.: Ein Vogel, der sich überwiegend von Fischen ernährt) auf, und dann gibt es noch den Fischreiher, der die Aufzuchtbecken leer räumt. Ganz eklatant ist aktuell der Fischotter. 

Ich bin froh, dass sich Landesrat Martin Gruber dafür einsetzte, dass der Fischotter gefangen bzw. geschossen werden darf.  Er hat die Lavant und die Nebenbäche leergeräumt. Früher gab es 250 Kilo Fische pro Hektar, heute liegen wir bei 40 Kilo. 

Wie stehen Sie zum Wolf?
Wir haben bei der Stiftshütte eine Zinsweide, wo Kühe sind. Dort ist das Problem nicht so gravierend wie bei Weiden in Oberkärnten mit Schafen. Wenn sich die Kühe zu einer Herde zusammenrotten, traut sich der Wolf nicht anzugreifen. Sollte es aber so weit kommen, dass wir nur mit Herdenschutz Herr der Lage werden, werden wir mit der Viehzucht aufhören und die Weideflächen aufforsten. Ich bin aber nicht dafür, dass man den Wolf zur Gänze abschießt. Wo er auftritt, wird man aber Maßnahmen ergreifen müssen.

Und was sagen Sie zu Windrädern auf den Bergen?
Nachdem zwei Windräder auf unseren Flächen stehen, kann man davon ausgehen, dass wir den Windrädern positiv gegenüber stehen. Es waren bei der Errichtung keine großen Eingriffe in die Natur notwendig, und wir haben darüber hinaus eine über 40 Hektar große Ausgleichsfläche für die Auerhähne geschaffen. Ich bin davon überzeugt, dass die Ersatzflächen dem Auerhahn wesentlich mehr Vorteile bringen als die Windräder Nachteile.

Es wird leider fälschlicherweise immer wieder gesagt, Kärnten produziert ausreichend Strom. Das stimmt aber im Winter leider nicht. Da könnten die Windräder ihren Beitrag leisten. 

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