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St. Marein, Kansas City. Seit 1979 lebt der St. Mareiner Johann Lamprecht (71) in den Vereinigten Staaten. Aufgewachsen ist der Hans mit seinen Geschwistern Gerda Hatzenbichler, Hilde Reichel und Bruder Werner in St. Marein. Doch schon bald nach seiner Schulzeit verschlug es ihn über den großen Teich in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Johann, der immer nur Hans gerufen wird, erzählt: »Ich habe nach der Hauptschule auf verschiedenen Baustellen in Österreich bei der Strabag beim Brückenbau auf Autobahnen gearbeitet. Dabei habe ich in Villach meine erste Frau Frieda, eine Krankenschwester aus den USA, kennengelernt.« 1978 wurde schließlich geheiratet und ein Jahr später zog das Paar nach Kansas Citiy.
»Ich konnte damals gerade das Englisch aus der Schule. Mehr als Cat und Dog konnte ich nicht«
Hans Lamprecht, Auswanderer
»Ich konnte damals gerade einmal das Englisch aus der Hauptschule, viel mehr als Cat and Dog war nicht drinnen. Mein erster Job in den Staaten war in einem Restaurant in einem Country-Club«, blickt der 71-Jährige zurück. 1980 begann er in einer großen Maschinenfabrik eines Deutschen zu arbeiten, bei der er schließlich 22 Jahre lang beschäftigt war.
Binnen eineinhalb Jahre stieg er dort zum Abteilungsleiter in der Schweißerei und Schlosserei auf, ein Posten, den er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen innehatte. »Ich habe dort gearbeitet, bis der Chef in Pension ging, ich habe gut verdient. Es gab damals sogar schon 14 Tage Urlaub im Jahr. Es ging uns richtig gut«, so Hans.
Nachdem sich der Senior-Chef in den Ruhestand verabschiedet hatte, ging es mit dem Unternehmen allerdings abwärts. Lamprecht machte sich mit einer Schlosserei und Kunstschmiede selbstständig. Seither fertigt er Tore und Stiegengeländer, die kunstvoll verziert werden.
Vor rund zehn Jahren verschlug es Hans mit seiner Familie eine Autostunde weiter in den Süden: In der Stadt Nevada im US-Bundesstaat Missouri eröffnete er mit Schwiegersohn Steven Lyon eine Werkstätte. Seit 2018 genießt er seinen Ruhestand, ganz aufgegeben hat er das Arbeiten aber nicht: Noch immer packt er im Unternehmen mit an.
Umzug nie bereut
Die Auswanderung hat der Lavanttaler nie bereut. »In den USA ist alles einfacher als in Österreich. Es gibt nicht so viele Auflagen wie hier. Es ist zwar auch nicht mehr so wie vor zehn Jahren, aber ich fühle mich sehr wohl hier. In Österreich möchte ich nicht mehr leben, aber der Urlaub hier ist sehr schön«, meint Hans.
Schicksalsschläge
Hans hatte es aber nicht immer leicht: 1983 musste ihm nach einem Unfall ein Bein amputiert werden, 2021 wurde ihm nach einer Infektion auch das zweite Bein abgenommen. Seinem sonnigen Wesen konnte das nichts anhaben, er blieb trotz dieser Schicksalsschläge ein fröhlicher, zuvorkommender Mensch.
Stolz auf die Kinder
Mit seiner ersten Frau Frieda war der heute 71-Jährige bis 1994 verheiratet. Sie brachte drei Kinder mit in die Ehe. Hans erzählt stolz: »Maria, die Älteste, arbeitet bei Mitsubishi im Landwirtschaftsbereich, Donald ist Direktor im Leavenworth-Gefängnis und Stephanie ist Krankenschwester.« Nach der Scheidung heiratete er 1996 seine zweite Frau Barbara, die im Vorjahr verstorben ist.
Das Lavanttal besucht Hans nach wie vor regelmäßig, um Familie, Bekannte und Verwandte zu treffen: »Normalerweise bin ich fast jedes Jahr hier. Allerdings gab es eine Unterbrechung wegen der Corona-Pandemie. 2019 bin ich am letzten Abend, bevor die Flughäfen in den USA dicht machten, zurückgereist.« In der Vorwoche ging es für ihn nach einem mehrwöchigen Heimaturlaub wieder zurück in die USA.
Hubert und nicht Hans
Am Ende eines langen Gesprächs bei Kaffee und Kuchen, bestens bewirtet von Schwester Hilde, legte der Hans noch eine »Beichte« ab: »Mein Name ist eigentlich Hubert, aber bekannt bin ich seit jeher als der Hans. Ich wurde immer Hans genannt, schon seit meiner Kindheit. Ich wusste selbst nicht, dass ich eigentlich Hubert heiße, bis ich im Jahr 1979 in die Vereinigten Staaten auswanderte. Dafür benötigte ich meine Geburtsurkunde – und da stand dann plötzlich Hubert Johann Lamprecht drauf. Das war auch für mich eine große Überraschung.«
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