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Bad St. Leonhard. Brieftauben – seit Jahrhunderten gelten sie als Symbol für Frieden, Treue und Botschaften aus der Ferne. Doch im Lavanttal machten zuletzt Gerüchte die Runde, die diesem Bild einen kuriosen Schatten verliehen: In Bad St. Leonhard, so hieß es, würden die gefiederten Boten als heimliche Drogenkuriere eingesetzt.
Die Geschichte verbreitete sich rasch – zu bizarr, um sie nicht weiterzuerzählen. Doch die Exekutive nahm die Sache ernst. »Dieses Gerücht ist auch der Polizei zu Ohren gekommen und wurde natürlich überprüft«, bestätigt Herbert Schweiger, Bezirkskriminalreferent im Lavanttal. Das Ergebnis: Fehlanzeige. »Es steckt nichts dahinter. In der heutigen Zeit – mit Drohnen und moderner Technik – würde es keinen Sinn mehr ergeben, Brieftauben als Drogenkuriere einzusetzen«, so Schweiger.
Auch rein praktisch sei die Vorstellung wenig realistisch. Brieftauben fliegen ausschließlich zu ihrem Heimatschlag zurück und lassen sich nicht darauf trainieren, verschiedene Ziele anzusteuern. Zudem könnten sie nur sehr geringe Mengen transportieren – für einen organisierten Drogenhandel völlig unbrauchbar.
»Das Gerücht ist auch der Polizei zu Ohren gekommen und wurde natürlich überprüft«
Herbert Schweiger, Kriminalreferent Lavanttal
Trotz der Entwarnung bleibt das Thema Drogenkriminalität im oberen Lavanttal aktuell. Denn während die Tauben-Geschichte ins Reich der Fabeln verwiesen werden kann, läuft in einem anderen Fall weiterhin eine Ermittlung.
Ein Mann soll ein ausgeklügeltes System entwickelt haben, um über seinen Betrieb Rauschgift zu vertreiben. Details nennt die Polizei derzeit nicht, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Nur so viel ist bekannt, dass sich noch kein strafrechtlich relevanter Tatbestand erhärten ließ. »Die Ermittlungen sind aber nach wie vor im Gange«, so Schweiger.
Tauben als Drogenlieferanten
Auch wenn es sich bei den fliegenden Drogenboten von Bad St. Leonhard um ein falsches Gerücht handelte, gibt es tatsächlich dokumentierte – aber teils umstrittene – Fälle, in denen Brieftauben angeblich für den Drogenschmuggel eingesetzt wurden. Der wohl bekannteste Fall war »Narcopaloma« in Argentinien im Jahr 2017.
In der Provinz La Pampa wurde eine Brieftaube mit einem kleinen weißen Stoffrucksack entdeckt, der Marihuana, Pillen und einen USB-Stick enthielt. Laut Behörden sollte der Vogel Gefängnisinsassen beliefern. Die Polizei schoss die Taube ab, als sie im Gefängnis von Santa Rosa landen wollte. Fachleute zweifelten später die Machbarkeit an: Das Gewicht und die Konstruktion des Rucksacks hätten den Flug stark behindert, meinten die Experten.
2017 wurde in Kuwait eine Brieftaube mit mehr als zweihundert Ecstasy-Pillen erwischt, worüber mehrere Medien weltweit berichteten. Die Polizei veröffentlichte von ihrem Fang Fotos, auf denen zu sehen ist, dass einer Taube ein kleiner Rucksack auf den Rücken geklebt wurde.
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