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Wolfsberg. Aufhorchen ließ Susanne Dohr in der Gemeinderatssitzung am 14. Oktober. Die Grüne-Mandatarin, die auch im Vorstand des Tierschutzvereins sitzt, machte nicht nur darauf aufmerksam, dass das Wolfsberger Tierheim voll bis unters Dach ist. Auch seien einige Lavanttaler Gemeinden säumig bei der Zahlung ihrer Beiträge. Vertraglich vereinbart ist, dass jede Gemeinde 50 Cent pro Einwohner an das Heim abliefert, das im Gegenzug die herrenlosen Hunde und Katzen des ganzen Tals aufnimmt.
Die Unterkärntner Nachrichten fragten bei Eva-Maria Schlagholz, der Obfrau des Wolfsberger Tierschutzvereins, nach, was da los ist. »Zwei Gemeinden haben bisher ihre Beiträge nicht geleistet«, sagt sie. »Das muss aber nicht Säumigkeit sein. Einige zahlen zu Jahresbeginn, andere am Ende. Ich habe die betroffenen Bürgermeister angesprochen, die mir versicherten, dass sie zahlen werden. Nun warte ich.« Welche Gemeinden so fest auf ihren Brieftaschen sitzen, wollte die Obfrau nicht verraten.
Doch das Geld ist nur eine ihrer Sorgen. Zuletzt beherbergte das Heim 20 Hunde und 50 Katzen. Geht man davon aus, dass es für 15 Hunde und 40 Katzen konzipiert ist, ist der Begriff »voll bis unters Dach« nicht übertrieben. Die Ursache: Es gibt heuer einen enormen Anstieg an verletzten, verwahrlosten und kranken Vierbeinern, die im Tierheim betreut werden müssen. »Die Tiere wurden ins Tierheim gebracht, in Mülltonnen ausgesetzt, verletzt im Straßengraben liegen gelassen ... Dazu kommt, dass diese Tiere mehr Betreuungsbedarf haben«, sagt die Obfrau. Ob die jetzige Steigerung einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hat, kann sie nicht beantworten.
Was sie genau weiß: Der hohe Betreuungsbedarf der Vierbeiner treibt auch die Tierarztkosten in die Höhe. Vergangenes Jahr wurden laut Schlagholz 120 Katzen, 29 Hunde und 22 Kleintiere von den Mitarbeitern betreut, gepflegt und versorgt. 31 Babykatzen wurden von den zwei Tierpflegern und ehrenamtlichen Helfern mit der Flasche aufgezogen – zu Hause. Für Tierarztkosten mussten rund 12.000 Euro aufgebracht werden, für Futter- und Pflegebedarf 11.200 Euro.
»Die Bürgermeister haben mir versichert, dass sie zahlen werden. Nun warte ich«
Eva-Maria Schlagholz, Obfrau Tierschutzverein
Heuer kam es zu einer massiven Steigerung. Schlagholz: »Bis dato wurden 155 Katzen, 56 Hunde und 52 Kleintiere von uns betreut. Die Tierarztkosten belaufen sich bis jetzt auf 24.600 Euro, die Kosten für Futter- und Pflegebedarf liegen derzeit bei 6.800 Euro.« Spenden der Bevölkerung werden daher dringend benötigt (Konto siehe Info-Box).
Aber auch wenn der Andrang groß ist: Die veterinärmedizinischen Auflagen und jene des Tierschutzgesetzes sind exakt einzuhalten. Eine Katze, die neu ins Tierheim kommt, muss drei Wochen lang, ein Hund für zwei Wochen in den jeweiligen Quarantänebereich. Erst nach Ablauf der Quarantänezeit kann das Tier in den Vergabebereich übersiedeln. Sind die Quarantäneplätze besetzt, ist es verboten, weitere Tiere aufzunehmen.
Unmutsbezeugungen
Die Obfrau: »Aufgrund des erhöhten Betreuungsbedarfs sind die Tierpfleger oft bei Tierärzten, auch verbringen sie viel Zeit in den Quarantänebereichen. All das kann dazu führen, dass sie nicht immer sofort das Telefon abheben, oder auf Anfragen, wenn etwa Interessierte einen Rundgang im Tierheim wollen, eingehen können.« Nicht alle Menschen haben dafür Verständnis, es kam bereits zu Unmutsbezeugungen. Schlagholz sagt dazu: »Die Mitarbeiter leisten hervorragende Arbeit und sind bemüht, allen Anfragen gerecht zu werden – vorrangig geht es jedoch um die Versorgung der Tiere. Ich stehe zu 100 Prozent hinter den Mitarbeitern.«
// INFO
Tierheim Wolfsberg
Merianweg 10
9400 Wolfsberg
Tel.: 04352 / 540 77
Mail: office@tierschutzverein-wolfsberg.at
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag,
von 9 bis 11 Uhr und 14 bis 16 Uhr,
Samstag, Sonntag und Feiertag geschlossen.
Beratung und Tiervergaben nur nach telefonischer Vereinbarung.
Spendenkonto:
Raiffeisenbank Mittleres Lavanttal,
IBAN: AT79 3948 1000 0433 2367.
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