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Wolfsberg. »Am 7. Juni 1973 um 11 Uhr wird der Tod ihr letzter Nachbar. Er war nicht gnädig«, schrieb Otto Scrinzi, Freund und Nervenarzt von Christine Lavant, über ihr Ableben. Am heutigen Mittwoch, dem 7. Juni 2023, jährt sich der Todestag der Dichterin zum 50. Mal. Franz Bachhiesl, Präsident der Christine Lavant Gesellschaft (CLG), sagt: »Unsere Intention ist es natürlich, Christine Lavant und ihre Werke bekannter zu machen und zu verbreiten. Deshalb sind diese halbrunden und runden Anlässe für uns sehr wichtig.« (Das Interview mit Franz Bachhiesl lesen Sie auf Seite 3.)
2015 feierte die CLG den 100. Geburtstag von Christine Lavant mit Brigitte Karner und Peter Simonischek. Heuer veranstaltet die CLG am Freitag, 16. Juni, um 19 Uhr im Wolfsberger Rathausfestsaal eine Festveranstaltung anlässlich des 50. Todestags der Lyrikerin.
Das Leben von Christine Lavant
Christine Lavant wurde als neuntes Kind des Bergarbeiters Georg Thonhauser und seiner Frau Anna (geb. Hans), einer Flickschneiderin, geboren. Fünf Wochen nach der Geburt bekam sie Skrofeln – eine historische Bezeichnung für eine Hauterkrankung, ähnlich einer Hauttuberkulose –, auf Brust, Hals und im Gesicht und erblindete beinahe. Im Alter von drei Jahren kam eine erste Lungenentzündung hinzu, die später nahezu jedes Jahr wiederkehren sollte. Bei einem Krankenhausaufenthalt 1919 wurde sie bereits als nicht mehr lebensfähig angesehen.
Dennoch wurde Lavant 1921 in der Volksschule in St. Stefan eingeschult. Bei einem Krankenhausaufenthalt in Klagenfurt, während dem sich ihr Augenleiden besserte, bekam sie von ihrem behandelnden Arzt eine Ausgabe von Rainer Maria Rilkes Werken geschenkt, die sie auf dem 60 Kilometer langen Fußmarsch nach Wolfsberg zurück im Rucksack bei sich führte.
Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich 1927 erneut und zusammen mit einer Lungentuberkulose trat nun auch die Skrofulose wieder auf. Nach einer als risikoreich angesehenen Röntgenbestrahlung verschwanden aber beide Krankheiten erstaunlich rasch, so dass Lavant 1929 die Volksschule beenden konnte. Der Besuch der Hauptschule musste aber abgebrochen werden, da der Fußweg für das schwächelnde Kind zu lang schien. Sie beschäftigte sich nun mit kleineren häuslichen Arbeiten, Malen, Schreiben und Lesen. Eine 1930 übersehene Mittelohrentzündung führte dann zum nahezu vollständigen Hörverlust auf einem Ohr.
1931 lernte Lavant Gertrud Lintschnig, eine ihrer dann treuesten Freundinnen, kennen. Zu jener Zeit kamen aber auch die ersten schweren Depressionen auf, die die Heranwachsende dazu nötigten, bei den Eltern zu bleiben. Aus den produktiveren Phasen erwuchs nun ein erster Roman unbekannten Titels, den sie beim Grazer Leykam Verlag einreichte. Trotz einer positiven ersten Reaktion sagte der Verlag Lavant 1932 ab, was dazu führte, dass alles bisher Geschriebene vernichtet wurde und Lavant das Schreiben aufgab. 1937 lernte Christine Lavant ihren späteren Mann, den Kunstmaler Josef Habernig, kennen.
1945 begann sie erstmals wieder zu schreiben. Es dauerte jedoch noch bis 1948, bis unter dem hier erstmals verwendeten Namen »Christine Lavant« im Brentano Verlag in Stuttgart ein Bürstenabzug der Gedichte »Die Nacht an den Tag« erschien, der später verloren ging. Der Verleger riet der Dichterin, Prosa zu schreiben, die diesem Wunsch nachkam und die Erzählung »Das Kind« verfasste. In den Folgejahren wurden weitere Werke der Dichterin veröffentlicht, für die sie unter anderem im Jahr 1961 mit dem staatlichen Förderungspreis für Lyrik ausgezeichnet wurde.
1970 bekam die Dichterin den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur, und musste wieder ins Krankenhaus. Am 7. Juni 1973 verstarb Christine Lavant im Landeskrankenhaus Wolfsberg nach einem Herzinfarkt.
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