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Wolfsberg. Wellen schlug der Bericht der Unterkärntner Nachrichten über den »Gräberstreit« in der Bezirkshauptstadt (siehe Ausgabe 31/2022). Wie berichtet hat Stadtpfarrer Christoph Kranicki nach einem Beschluss des Finanzausschusses des Pfarrgemeinderats dem privaten Wolfsberger Bestattungsunternehmen Kos untersagt, Grabungsarbeiten auf Friedhöfen der Pfarre vorzunehmen. Stattdessen wurden die Wolfsberger Stadtwerke, die ebenfalls eine Bestattung betreiben und damit in direkter Konkurrenz zu Kos stehen, mit den Aushebungen betraut.
Unternehmer Andreas Kos, der das Verbot nicht akzeptieren will, ortete einen Grund dafür in der Zusammensetzung des Gremiums: »Im Finanzausschuss der Pfarre sitzen mit Hans-Peter Schlagholz und Klaus Penz zwei Männer, die früher hohe politische Ämter in der Stadt, dem Eigentümer der Stadtwerke, innehatten. Ich glaube, mit dem Verbot wird eine Firma ausgeschaltet, um eine andere zu stärken.«
»Ich rede mit jenen, die mich jetzt angreifen, von Angesicht zu Angesicht«
Klaus Penz, Obmann Pfarrgemeinderat
Penz, früher Wolfsberger Vizebürgermeister, heute SPÖ-Gemeinderat und Obmann des Pfarrgemeinderats, weist das zurück. Einen weiteren Kommentar will er nicht abgeben, denn: »Ich rede mit jenen, die mich jetzt auf der Plattform Facebook angreifen, von Angesicht zu Angesicht und richte ihnen nichts über Medien aus.«
Stellung nahm dagegen Schlagholz. Der ehemalige Bürgermeister, der der Stadt von 2011 bis 2020 vorstand, äußerte sich so: »Selbstverständlich hat die Entscheidung, Kos das Ausheben von Gräbern auf den Pfarrfriedhöfen nicht mehr zu erlauben, nichts mit meinem früheren Amt zu tun.«
»Pfarrer unterstützt«
Das Hauptargument sei gewesen, dass Pfarrer Kranicki gegenüber dem Eigentümer der Begräbnisstätten, der Kirche, verantwortlich sei. Schlagholz: »Er hat uns die Situation geschildert, wir haben ihn unterstützt.« Damit spielt er auf Beschwerden an, die laut Kranicki vorgebracht wurden: Nach Graböffnungen, die von oder im Auftrag der Firma Kos durchgeführt wurden, seien Steine und Teile von Fundamenten bei den Gräbern oder auf den Friedhöfen liegen geblieben. »Es geht um Fragen der Haftung bei Unfällen und der Pflege der Friedhöfe: Diese Steine hätten weggeräumt werden müssen«, so Schlagholz. Laut ihm habe der Eigentümer das Recht, solche Entscheidungen zu treffen.: »Ich verstehe daher die derzeitige Aufregung nicht.«
Schlagholz weiter: »Diese Diskussion hatten wir bereits auf den Friedhöfen der Gemeinde (Anm.: Auf denen Kos ebenfalls keine Gräber ausheben darf), ich war damals als Bürgermeister damit konfrontiert. Einmal muss aber Ruhe sein, es gibt klare rechtliche Verhältnisse, die zu akzeptieren sind.« Die Pfarre werde die Arbeiten nun öffentlich ausschreiben, »danach sehen wir weiter«, so Schlagholz, laut dem Kranicki »hervorragende Arbeit in Wolfsberg leistet«.
Die liegen gebliebenen Steine begründete Kos damit, dass sie aus technischen und Pietätsgründen nicht wieder in die Gräber gelegt wurden. Wäre er von der Pfarre darauf angesprochen worden, »hätten wir reagieren können«, ehe das Verbot verhängt wurde. Der private Bestatter, der sich gegen das jetzige Vorgehen zur Wehr setzen will, hat dieser Tage ein Gespräch mit einem Lavanttaler Kirchenvertreter, »dann schauen wir, was herauskommt«, so Kos.
»Diese Diskussion hatten wir bereits auf den Gemeindefriedhöfen, einmal muss Ruhe sein«
Hans-Peter Schlagholz, Pfarrgemeinderat
Christian Schimik, Geschäftsführer der Wolfsberger Stadtwerke, sagt auf die Frage, wie er den Beschluss des Finanzausschusses kommentiert: »Gar nicht, da mir die Entscheidungsstrukturen der katholischen Kirche nicht bekannt sind. Ich habe erst aus den Unterkärntner Nachrichten erfahren, dass damit ein Ausschuss in der Pfarre Wolfsberg befasst wurde.«
Kos darf auch auf den Friedhöfen der Gemeinde Wolfsberg nicht graben. Warum? Schimik: »Die Stadtgemeinde Wolfsberg hat die Stadtwerke vertraglich beauftragt, die städtischen Friedhöfe zu bewirtschaften. Somit sind die Stadtwerke für die städtischen Friedhöfe verantwortlich – auch in Haftungsfragen – und nehmen diese Verantwortung vollumfänglich, inklusive der Grabungsarbeiten, wahr. Diese Situation wurde rechtlich geprüft und auch von der Bundeswettbewerbsbehörde fallabschließend für in Ordnung befunden.«
Keine Bevorzugung
Eine Bevorzugung der Stadtwerke durch die jetzige Vergabe der Grabungen auf den Pfarrfriedhöfen, wie Kos meint, sieht der Geschäftsführer nicht: »Die Pfarre Wolfsberg ist unter anderem auch an uns herangetreten, die Grabungsarbeiten durchzuführen. Die Bestattung Wolfsberg hat ein Angebot gelegt und führt nun vorerst die Grabungsarbeiten aus. Persönliche Einschätzungen von Vertretern anderer Marktteilnehmer kommentieren die Wolfsberger Stadtwerke nicht.«
Haben Schlagholz und Penz im Sinne der Stadtwerke entschieden? »Es ist von einem gesetzeskonformen Verhalten auszugehen«, antwortet Schimik, der auch ankündigt, dass sich die Stadtwerke an der kommenden Ausschreibung der Grabungsarbeiten auf den Pfarrfriedhöfen beteiligen werden.
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