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Wolfsberg. Keine Einbrüche von grenzüberschreitenden Banden mehr, dafür ein erwarteter Anstieg der häuslichen Gewalt. Die Coronakrise stellt auch die Lavanttaler Polizei vor neue Herausforderungen. Während viele Delikte aufgrund der Ausgangsbeschränkungen stark sinken, wird bei anderen eine Steigerung prognostiziert. Und: Drogensüchtige stehen derzeit vor einem großen Beschaffungsproblem.
»Allgemein geht jetzt die Kriminalität stark zurück«, sagt Peter Hauser, Bezirkspolizeikommandant von Wolfsberg, zu den Unterkärntner Nachrichten. »Es gibt wesentlich weniger Einbrüche, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen. Wir erwarten aber, dass Fälle von häuslicher Gewalt ansteigen werden, weil die Menschen jetzt eng zusammenleben müssen« – was bisher verdrängte Konflikte an die Oberfläche bringen kann.
»Ich muss betonen, dass die Lavanttaler äußerst diszipliniert und sehr einsichtig sind«
Peter Hauser, Bezirkspolizeikommandant
Laut Hauser werde es auch zunehmend Fälle von Beschaffungskriminalität geben. »Jetzt wird versucht, Drogen über das Darknet zu beschaffen. Denn die Grenzen zu Slowenien, von wo viele Drogen eingeschmuggelt wurden, sind geschlossen. Daher gibt es auf dem Markt nur mehr wenig Suchtgift, dessen Preise dazu steigen.«
Diejenigen, die den Stoff dringend brauchen, werden daher versuchen, sich durch Einbrüche Bares zu verschaffen – worauf die Polizei aber vorbereitet ist ...
Die von der Regierung verhängten Maßnahmen muss die Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg vollziehen. »Wir schreiten nur ein, wenn wir darum ersucht werden«, so Hauser. Die Polizei wirkt derzeit bei der Bewachung von unbedingt notwendiger Infrastruktur mit: Die Grundversorgung mit Strom, Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Gütern muss gesichert werden. Hauser: »Hier setzen wir Prioritäten, um das soziale Leben zu schützen,«
Lavanttaler sind diszipliniert
Außerdem achten die Beamten auf die Einhaltung der geltenden Regeln. »Wir schauen uns Ansammlungen an und fordern die Leute auf, sich zu trennen. Im Zusammenhang mit der Missachtung der Corona-Maßnahmen gab es bisher 27 Anzeigen«, sagte der Bezirkspolizeikommandant am Dienstag, 24. März.
Die Polizei kontrolliert jetzt auch, ob Autofahrten notwendig sind und ob Wolfsberger, die unter Hausquarantäne gestellt wurden, sich auch daran halten. »Nach bisherigem Stand ist zu betonen, dass die Lavanttaler äußerst diszipliniert und sehr einsichtig sind.« Allerdings: In Wolfsberg musste ein Geschäft geschlossen werden, das entgegen der geltenden Maßnahmen geöffnet hatte. Laut Verordnung droht eine Geldstrafe von bis zu 1.450 Euro.
»Welches Geschäft es war, veröffentlichen wir aber nicht«, sagt er.
Während die Bevölkerung in den eigenen vier Wänden vor dem Virus sicher ist – so keine anderen Menschen in die Behausung gelassen werden –, sind die Beamten einer möglichen Ansteckung ausgesetzt. Wie sie sich schützen, beschreibt Hauser so: »Uns wurden Schutzmasken und Handschuhe zur Verfügung gestellt. Die Beamten tragen sie bei sich, in den Fahrzeugen gibt es Schutzkleidung. Die vorhandene Ausrüstung reicht für mehrere Wochen. Sollten die Maßnahmen dann immer noch in Kraft sein – ich gehe von einem Monat Dauer aus –, werden wir neues Material anfordern.«
»Welches Geschäft betroffen war, wird nicht veröffentlicht«
Derselbe über den unerlaubt offenen Laden
Aporopos Zeitdauer: Wie lange hält die Polizei die derzeitige Situation durch? »Monate, da wir jetzt wenige Einsätze haben«, so der Bezirkspolizeikommandant. Spannend wird es aber, wenn die Maßnahmen so lange dauern, dass eine Vielzahl von Menschen ihre Jobs und damit das Einkommen verlieren und es zu Unruhen kommen würde. »In diesem Fall würden wir bezirksübergreifend agieren und unsere Leute dort einsetzen, wo etwas passiert. Das wäre dann eine Herausforderung.«
Hauser lässt aber sofort ein Aber folgen: »Das sind unseriöse Prognosen. Die Bevölkerung meistert die Situation gut, alles das ist weit weg« – und wird hoffentlich nie eintreten ...
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