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»Helmut Horten Stiftung« ist neue Eigentümerin von Schloss Thürn: Was damit geschieht, ist offenAusgabe 16 | Mittwoch, 17. April 2024

Die in der Schweiz angesiedelte Stiftung, gegründet vom 1987 verstorbenen Ehemann der Milliardärin, befasst sich mit der Förderung des Gesundheitswesens. Eine Anfrage der Unterkärntner Nachrichten, welche Pläne mit dem Schloss verfolgt werden, blieb unbeantwortet.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Schloss Thürn sollte der Alterssitz der Milliardärin Heidi Horten werden. Sie starb am 12. Juni 2022 und erlebte die Fertigstellung des Umbaus nicht mehr. Seither wird spekuliert, wie es mit dem Gebäude, das 1243 erstmals urkundlich erwähnt wurde, weitergeht. Eine Antwort auf diese Frage gibt es weiterhin nicht. Fotos: UN, Hannes Krainz

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Wolfsberg. Am 12. Juni 2022 starb Heidi Goëss-Horten im Alter von 81 Jahren. Ihr Tod kam unerwartet – und erfolgte während der Umbauarbeiten am Lavanttaler Schloss Thürn, das die Milliardärin im August 2020 zum Preis von 3,5 Millionen Euro erworben hatte und das sie als Alterssitz nutzen wollte. Seither wurde die Frage gestellt, an wen das Schloss gehen würde – und was damit in Zukunft geschehen soll.

Zumindest die erste Frage ist beantwortet: Thürn befindet sich nun im Besitz der Helmut-Horten-Stiftung mit Sitz im Schweizer Agno, wie aus einer Eintragung im Grundbuch hervorgeht. Dort ist auch eine Amtsbestätigung des Bezirksgerichts Klagenfurt beigefügt, laut der das Verlassenschaftsverfahren abgewickelt wurde und Horten die Liegenschaft der Helmut-Horten-Stiftung vermacht hat. 

Helmut Horten war seit 1966 der Ehemann der Verstorbenen, ein deutscher Unternehmer und Gründer der Horten AG. Anfang der 1970er Jahre baute er seinen Warenhauskonzern in eine Aktiengesellschaft um und verkaufte die Mehrheit der Anteile. 1972 hatte er sich völlig ins Privatleben zurückgezogen. Bereits 1971 gründete er die »Stiftung Villalta« im Kanton Tessin. Als Horten 1987 im Alter von 78 Jahren starb, wurde sie in »Helmut Horten Stiftung« umbenannt. 

Der Zweck der Stiftung

Die Stiftung bezweckt »die Förderung des Gesundheitswesens insbesondere durch Zuwendungen an medizinische Forschungsstätten«, wie es auf ihrer Homepage heißt. Sie unterstützt auch wissenschaftliche Arbeiten von Studenten an Schweizer Forschungsinstitutionen. Die Unterkärntner Nachrichten wandte sich mehrfach schriftlich an die »Helmut Horten Stiftung« um zu erfahren, welche Pläne nun mit Schloss Thürn verfolgt werden. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand eine Antwort aus.

Stillschweigen

Vor dem Tod Heidi Hortens, die auf ihre persönliche Sicherheit sehr bedacht war, herrschte striktes Stillschweigen über alle Vorgänge rund um Thürn. Bis heute hält es an. Wie berichtet, fand im März 2023 eine weitere Bauverhandlung statt, in deren Mittelpunkt das Schloss stand. Was dabei beantragt wurde, ist nicht bekannt. Weder die Stadt Wolfsberg noch die Wiener »Fellner, Wratzfeld & Partner Rechtsanwälte GmbH«, die die »Heidi Horten Stiftung« verwaltet, waren zu einer Auskunft bereit.

Laut dem Kaufvertrag verfügt Schloss Thürn über rund 2.000 Quadratmeter Gesamtwohnfläche, die in einen Wohn-, einen Besucher-, einen Büro- und den sogenannten Jesuitentrakt unterteilt sind. Darüber hinaus ist das Dachgeschoss ausgebaut. Zum Schloss gehören auch Nebenanlagen, Gärten, ein Schwimmteich sowie Weinterrassen im Ausmaß von insgesamt rund 35.000 Quadratmetern. Im Vertrag heißt es auch: »Das gesamte Schloss wurde erstmals per Bescheid vom 3. Juni 1939 unter Denkmalschutz gestellt.«

Schloss Thürn in seiner heutigen Form ging aus einem Wehrturm hervor. Urkundlich erwähnt wurde der erstmals im Jahr 1243. Der Turm »steckt« noch heute im Kern des quadratischen Bergfrieds aus dem 14. Jahrhundert, der die Ostseite des Schlosses beherrscht. Im Obergeschoss befindet sich eine Kapelle mit freigelegten Fresken und einem Blick auf die Koralpe, der als »wunderbar« bezeichnet wird. Ursprünglich errichtet als reiner Wehrbau, gelangte das Schloss 1675 in kirchliche Hände, 1859 zogen Jesuiten ein.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mietete es die Kärntner Landesregierung an, 1947 wurde darin der Schulbetrieb der landwirtschaftlichen Fachschule eröffnet. Die stetig steigende Schülerzahl führte 1959 aber zu einem Schulneubau in St. Andrä.

Millionen investiert

Ab 1972 wurde Schloss Thürn nur noch als Familienwohnsitz der jeweiligen Eigentümer genutzt. Vor Horten besaß es Hellmut Longin, der Gründer der Radex Heraklith Industriebeteiligungs AG (RHI). Er kaufte es vor rund 20 Jahren und renovierte es aufwendig. Heidi Horten soll danach Millionen in den Umbau investiert haben. Doch der Wunsch der Milliardärin, im Schloss einzuziehen, blieb unerfüllt ...

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