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Gutachten gibt Gegnern des Windparks Bärofen recht, jetzt ist »Propagandaschlacht« ausgebrochenAusgabe 09 | Mittwoch, 2. März 2022

Sachverständige pflichten »Alliance für Nature« bei, laut der die Windräder die Schönheit der Landschaft erheblich beeinträchtigen würden. Mitinitiator Dorner hält entgegen, die Kulturlandschaft der Koralpe sei erst durch ihre wirtschaftliche Nutzung entstanden.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Franz Dorner und Christian Schuhböck stehen sich im Streit um die Errichtung des Windparks Bärofen als Gegner gegenüber. Beide hoffen, bei der Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht im März als »Sieger« hervorzugehen. Bild oben: Auch bei der UVP-Verhandlung im Oktober 2020 wurde gegen das Projekt auf der Koralpe protestiert. Foto: Hok

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Koralpe. Schon vor der »Entscheidungsschlacht« am 21. März beim Bundesverwaltungsgericht in Wien tobt der »Propagandakrieg« um den geplanten Windpark Bärofen auf der Koralpe. Christian Schuhböck, Generalsekretär der Umweltschutzorganisation »Alliance for Nature« legt jetzt ein Gutachten vor, das vom Gericht beauftragte Sachverständige ausgearbeitet haben. »Darin wird uns betreffend Landschaft und Landschaftsbild weitestgehend recht gegeben«, so Schuhböck. Franz Dorner, Mitinitiator der vorgesehenen acht Windräder, hält dagegen: »Auch jeder Hochspannungsmast verändert das Landschaftsbild.«

»Alliance for Nature« ist einer von zwölf Beschwerdeführern, die sich gegen das Projekt aussprechen und bei der Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht zugelassen sind. Die Organisation argumentierte, »dass das geplante Vorhaben die Schönheit der Kärntner Landschaft zumindest in der Wirkzone I erheblich beeinträchtigen« würde. Dem schließt sich das von der »Revital Integrative Naturraumplanung GmbH« erarbeitete Gutachten an. Darin heißt es: »Das Wesen und Gepräge der vorhandenen, wenig beeinträchtigten Wald- und Almlandschaft wäre in der jetzigen Form jedoch nicht mehr gegeben. Anders ausgedrückt wäre es kein typisches Referenzbild für die Eigenart oder des charakteristischen Landschaftsbilds der derzeitigen Kärntner Landschaft im Betrachtungsraum (= Wirkzone I).« Weiter unten heißt es im Gutachten: »In Verbindung mit dem Schutzgut Landschaft lässt sich in Folge dieser Erläuterungen aus fachlicher Sicht festhalten, dass das geplante Vorhaben die Schönheit der Kärntner Landschaft zumindest in der Wirkzone I erheblich beeinträchtigt.«

»Ich kenne diesen Richter seit Jahrzehnten und habe mit ihm keine guten Erfahrungen gemacht«
Christian Schuhböck, Alliance for Nature

»Alliance for Nature« brachte auch vor, dass der geplante Bärofen-Windpark, der von der Firma Ecowind betrieben werden soll, in Verbindung mit den bestehenden steirischen Windparks »Freiländeralm« und »Handalm« eine nochmals gesteigerte negative Wirkung auf die Landschaft hätte. Auch hier stimmt das Gutachten zu: Anhand der Visualisierungen sei ersichtlich, »dass von den hier gewählten Standorten mehrere Anlagen des bestehenden Windparks Handalm und des geplanten Windparks Bärofen entlang der Horizontlinie sichtbar sein und diese gemeinsam deutlich durchbrechen würden«. Daher sei mit einer »erheblichen Beeinträchtigung des wahrnehmbaren Landschaftsbilds in Folge kumulativer Wirkungen, das heißt durch sich überlagernder bzw. gemeinsamer und sich dadurch verstärkender Sichtbarkeiten und daraus resultierender Störwirkungen, auszugehen«. Bedeutet: Mit dem Windpark Handalm wäre das Gesamtbild noch schlechter ...

Ein Präzedenzfall
Schuhböck: »Ich freue mich, dass das Gutachten unsere Befürchtungen bestätigt.« Laut ihm habe es noch niemals eine höchstgerichtliche Entscheidung bezüglich der störenden Wirkung von Windparks auf das Landschaftsbild gegeben. Sollte sie nun fallen, wäre es ein Präzedenzfall, der Signalwirkung für die Republik hätte.

»Die Wälder und Almen auf der Koralpe sind naturnahe Kulturlandschaften, die durch die Windräder erheblich beeinträchtigt würden«, so der Generalsekretär. Die Bezeichnung Windparks würde zwar den Eindruck vermitteln, es handle sich um positive Einrichtungen wie etwa Nationalparks, »in Wahrheit sind es aber Industrieanlagen«, sagt Schuhböck. Trotz des jetzigen Erfolgs hat er aber Zweifel bezüglich jenes Richters, der die Bärofen-Verhandlung am Bundesverwaltungsgericht führen wird. »Selbst wenn die Gutachter der Alliance For Nature betreffend erheblicher Beeinträchtigung der Landschaft und des Landschaftsbildes durch das Windpark-Vorhaben am Bärofen recht geben, hängt es letztendlich vom vorsitzenden Richter ab, ob er sachlich neutral und im Sinne der Gesetze urteilt, oder ob er sich vom politischen Willen hinsichtlich Verbauung und Industrialisierung der Koralpe leiten lässt«, sagt Schuhböck.

»Die Koralpe ist keine unberührte Landschaft, dort gibt es Schutzhütten, Forstwege, Lifte«
Franz Dorner, Mitinitiator Windpark Bärofen

Er kenne diesen Richter seit Jahrzehnten und habe mit ihm »keine guten Erfahrungen gemacht«, da er in anderen Fällen gegen »Alliance for Nature« entschieden hätte ...

Windpark-Mitinitiator Dorner kann Schuhböcks Argumentation wenig abgewinnen. »Die Koralpe ist keine unberührte Landschaft, dort gibt es bereits Schutzhütten, Forstwege, Lifte und weitere Infrastruktur«, sagt er. Es handle sich zwar um eine Kulturlandschaft, aber eine, die durch die Arbeit und Nutzung der Menschen entstanden sei. Dorner: »Es gibt keinen Urzustand mehr, die jetzige Landschaft wurde durch wirtschaftliche Notwendigkeiten geformt – und dazu gehört auch ein Windpark.«

Radar zum Schutz der Vögel
Die Auflagen für den Betrieb von Windrädern seien so streng, dass die Natur nur wenig beeinflusst werde. »Wir müssen Bäume beobachten und pflegen, die Anlagen müssen sogar über Radareinrichtungen verfügen, die die Windräder stoppen, wenn sich ein Vogelschwarm nähert«, sagt Dorner.

Dazu werde ohne Windenergie die Atomkraft unterstützt, der Energiemarkt gebe jetzt mit stark steigenden Preisen die Antwort auf »das Versagen der vergangenen Jahre, in denen es keinen Ausbau alternativer Energie gab und alles torpediert wurde«. Österreich benötige in 3,5 Tagen so viele Energie, wie ein Supertanker mit 400.000 Tonnen Fassungsvermögen Öl liefere. Dorner: »Das Ergebnis: Erderwärmung.«

Selbst wenn die Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht für den Windpark Bärofen negativ enden sollte, werden die Betreiber nicht aufgeben, kündigt der Kamper Energielandwirt Dorner an: »Dann werden wir dagegen berufen.«

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