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»Demnächst« soll sie kommen: Symbol der Nazis am Konvikt in St. Paul ist weiter ohne Zusatztafel Ausgabe 23 | Mittwoch, 8. Juni 2022

Die angekündigte erklärende Tafel, die beim Hakenkreuz am Konviktsgebäude des Stifts angebracht werden soll, lässt weiter auf sich warten. Laut Stiftsadministrator Marian Kollmann werde derzeit der Text erarbeitet, in Kürze soll das Schild Wirklichkeit werden.

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St. Paul. »Demnächst.« So lautet die Antwort von Pater Marian Kollmann, Administrator des Stifts St. Paul, auf die Frage, wann eine erklärende Tafel zum Hakenkreuz an der Fassade des Konviktgebäudes montiert wird. Damit heißt es: warten ...

Wie bereits im Dezember 2020 berichtet, prangen an der Schmalseite des Gebäudes, unter der Adresstafel »Lobisserplatz 7« und einem blechernen Hinweisschild mit der Aufschrift »Durchgang verboten«, die Umrisse des Symbols der Nationalsozialisten. Es handelt sich um ein »Überbleibsel« aus den Jahren 1940 bis 1945, als das Stift von den Nazis aufgehoben und im Konvikt eine Nationalsozialistische politische Lehranstalt (Anm.: kurz Napola) untergebracht war. Die Existenz des Hakenkreuzes war auch den Verantwortlichen des Stifts immer bewusst, die es aber als »Mahnmal« betrachteten.

»Wir hatten ein Gespräch mit dem Mauthausen-Komitee. Der Text wird erarbeitet«
Pater Marian Kollmann, Administrator Stift St. Paul

Bereits im Dezember 2020 hieß es, das Hakenkreuz werde mit einer Tafel ergänzt, auf der der geschichtliche Hintergrund erklärt werden soll. Umgesetzt wurde das bisher aber nicht. 

Administrator Kollmann sagte vergangene Woche zu den Unterkärntner Nachrichten: »Wir hatten zuletzt ein Gespräch mit dem Mauthausen-Komitee. Der Text wird gerade erarbeitet.« In Kürze werde die Tafel angebracht.

Was schreibt man drauf?

Tatsächlich will wohlüberlegt sein, was darauf geschrieben wird. So betonte im Vorjahr Manfred Morokutti, der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Kärnten/Koroška, bei der Formulierung des Textes müsse sensibel vorgegangen werden. Welche Worte zu lesen sein werden, ist nicht bekannt.

Das Hakenkreuz ist mittlerweile bis über die Kärntner Grenzen hinaus bekannt. So meldete sich im heurigen Jänner Erich Marx, früherer Direktor des Salzburg Museums und ehemaliger Schüler des Konvikts St. Paul zu Wort, der in einem Leserbrief um die Übermalung des Symbols ersuchte.

Das ist aber so einfach nicht zu bewerkstelligen. Nur das Hakenkreuz zu übermalen, ist aus Rücksicht auf das Erscheinungsbild des Konvikts nicht machbar – und eine Renovierung der gesamten Fassade würde viel Geld kosten.

Unkenntlich machen oder mit einer Tafel ergänzen – dazu gibt es unterschiedliche Auffassungen. Kollmann im Dezember 2020: »Wir wollen es als Mahnmal belassen, damit so etwas nie wieder passiert.« Auch der Lavanttaler Historiker Alexander Verdnik meinte, er würde das Hakenkreuz nicht entfernen, sondern mit einer Tafel ergänzen: »Auf der müsste die Bedeutung und die Geschichte dieses Symbols erklärt werden. Damit würde aufgelöst werden, was jetzt nicht aufgelöst ist.«

Bewusstsein schaffen

Morokutti sprach sich zwar grundsätzlich für eine Entfernung aus, konnte aber nachvollziehen, dass die dadurch nötige Komplettsanierung für das Stift eine schwere finanzielle Belastung wäre. »Ich bin auch für eine Zusatztafel«, sagte der Komitee-Vorsitzende. Der Text müsse allerdings Bewusstsein für die Geschehnisse der Vergangenheit schaffen und erklären, warum das Hakenkreuz an der Wand weiterhin zu sehen sei.

Außerdem seien Details wichtig, etwa die Frage einer eventuellen Beleuchtung. Morokutti führte Villach als Beispiel an, wo nach Personen mit NS-Hintergrund benannte Straßen mit Tafeln ergänzt wurden. »Der Gedanke ist richtig, aber die Art und Weise erfordert Sensibilität. Wenn man nur Tatsachen aus dem Leben dieser Personen auf die Tafeln schreibt, können die Texte als Würdigung missverstanden werden. Das ist eine Gefahr. In St. Paul soll aufzeigt werden, mit welchem Terror das Hakenkreuz in Zusammenhang steht, sagte der Vorsitzende.

Das »Relikt« an der Fassade des Konvikts hat schließlich auch eine rechtliche Dimension: Hakenkreuze sind gemäß dem 1960 in Österreich erlassenen Abzeichengesetz, das die Zurschaustellung der Zeichen und Symbole nationalsozialistischer Organisationen verbietet, grundsätzlich unkenntlich zu machen.

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