Artikel
Lavanttal. Alles wird besser – unter diesem Motto startete man nach zwei Jahren Corona-Pandemie hoffnungsvoll in das Jahr 2022.
Doch es kam anders: Die Folgen des Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sind auch in Österreich deutlich spürbar, die Teuerung macht den Menschen zu schaffen. Innenpolitisch dominieren die Chataffären, der Untersuchungsausschuss und die Bundespräsidentenwahl, bei der Alexander van der Bellen im ersten Wahlgang zum Präsidenten gewählt wurde. Aber auch im Lavanttal hat sich einiges getan.
Vorfall in der Karthalle
Am 15. Jänner kam es in der Karthalle in St. Stefan zu einem Großeinsatz der Rettungskräfte. Im Inneren hatte sich eine erhöhte Konzentration von Kohlenmonoxid gebildet, mehrere Menschen klagten über Beschwerden, fünf Kinder und ein Erwachsener kollabierten. Später zeigte sich, dass die Kohlenmonoxid-Messanlage nicht in Betrieb war.
Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt leitete Ermittlungen gegen zwei Personen wegen des Verdachts der fahrlässigen Gemeingefährdung und der fahrlässigen schweren Körperverletzung ein. Für Letzteres fand sich kein Nachweis, da alle Beteiligten nur leicht verletzt wurden, einer der beiden Verdächtigen erwies sich als schuldlos, der andere wurde angeklagt. Vor Richterin Natalie Eicher bekannte sich der 32-Jährige nicht schuldig, um gleich anzufügen: »Ich übernehme aber natürlich die Verantwortung.« Die Richterin bot dem Angeklagten eine Diversion in einer Gesamthöhe von rund 6.500 Euro an. Diese umfasst eine Geldbuße, Entschädigungskosten von 100 Euro für die 13 Opfer sowie sämtliche Gerichts- und Gutachterkosten.
Wolfsberger designte für Oscars
Der Wolfsberger Lukas van der Fecht, der seit 2010 in den Vereinigten Staaten lebt, hat bei der Oscar-Verleihung im März nicht nur das Kleid der Sängerin und Schauspielerin Chloe Bailey designt. Er kleidete auch einen Teil der Darsteller der Oscar-Performance der Sängerin Beyoncé sowie deren Tochter Blue Ivy ein. Bei der Oscar-Nacht am 27. März 2022 im Dolby Theatre in Los Angeles war van der Fecht nicht dabei – der Arbeit wegen: »Ich habe mit meinem Co-Stylisten den Afterparty-Look für Chloe vorbereitet.«
Schwere Unwetter
Das schwerste Unwetter im Lavanttal ereignete sich im Vorjahr am Donnerstag, 18. August. Um 15.30 Uhr zog es im Bezirk Wolfsberg auf, binnen weniger Minuten herrschte Weltuntergangsstimmung, Regenmassen gingen auf das Lavanttal nieder und Sturmböen mit über 100 km/h fegten über das Tal. Nach nur 15 Minuten war der Spuk vorbei. Den Menschen bot sich ein Bild der Verwüstung, Dächer waren abgedeckt, Häuserfassaden zerstört, Bäume entwurzelt. Eine Tragödie spielte sich beim St. Andräer See ab. Als das Unwetter über den Bezirk hereinbrach, befanden sich rund 300 Badegäste auf dem Gelände. Durch umstürzende Bäume, herumfliegende Äste und Gegenstände wurden zwei Mädchen im Alter von drei und acht Jahren getötet, 16 Personen wurden zum Teil schwer verletzt.
Es war aber nicht das einzige Unwetter im Bezirk, das für Verwüstungen sorgte. Bereits am 27. Mai ging ein schweres Unwetter über dem Lavanttal nieder, das in St. Michael für umgestürzte Bäume, überflutete Keller und Tiefgaragen sorgte. In der Gemeinde St. Andrä war die »Schlucker Siedlung« in Siebending stark betroffen. In Jakling wurden die Volksschule sowie eine Landwirtschaft durch die Regenfälle unter Wasser gesetzt.
Im Gebiet Eitweg/St. Ulrich waren zahlreiche Häuser vom Unwetter betroffen. Auch die L140 – die Gemmersdorfer Landesstraße – wurden komplett mit Schlamm belegt.
Am 20. Juni erwischte es dann St. Paul. Eine Gewitterzelle sorgte für starke Regenfälle mit Hagel. Straßen wurden überflutet, Bäume stürzten um, auch das Schwimmbad und das Benediktinerstift wurden beschädigt.
Auf und Ab beim WAC
Nach dem Erreichen des Sechszehntelfinales in der Europa-League in der Saison 2020/21 verlief die neue Bundesligasaison 2022/23 für den RZ Pellets WAC bisher sehr holprig.
In der heimischen Fußball-Bundesliga liegen die Wölfe zur Winterpause auf dem neunten Tabellenplatz, in der Qualifikation für die Conference League schieden die Lavanttaler im Play-Off gegen den norwegischen Klub Molde FK aus.
Der Markt kommt in die Stadt
Nach fast 50 Jahren kehrte der Schönsonntagmarkt vom 17. bis 19. Juni vom Marktgelände in Kleinedling zurück in die Wolfsberger Innenstadt. Das neue Konzept wurde von der Bevölkerung gut angenommen. Laut Stadtgemeinde tummelten sich über 40.000 Besucher an den drei Markttagen in der Wolfsberger Innenstadt. Trotz der hohen Temperaturen herrschte in der Bezirkshauptstadt Volksfeststimmung. 22 Fahrgeschäfte, zwei Haupt- und sechs Nebenbühnen sowie 21 Standorte mit einem umfangreichen kulinarischen Angebot trugen maßgeblich zum Erfolg der Veranstaltung bei.
Auch der Kolomonimarkt konnte 2022 nach zweijähriger coronabedingter Pause wieder durchgeführt werden. Der wurde aber wieder am Marktgelände in Kleinedling abgehalten. Auch für die Zukunft ist nun angedacht, den Schönsonntagmarkt in der Innenstadt und den Kolomonimarkt am Marktgelände durchzuführen.
Diskussionen über Windräder
Am 30. Mai gab es eine doppelte »Premiere« im Lavanttal: Das erste Windrad des ersten Windparks in Kärnten wurde auf der Soboth aufgebaut. Weitere sieben Räder werden im Windpark Steinberger Alpe und Soboth in den Gemeinden St. Georgen und Lavamünd folgen.
Auf der Peterer Alpe bei Reichenfels ist ein Windpark geplant, der 2026 von »Kelag« und »ImWind« in Betrieb genommen werden soll. Bezüglich der Errichtung des Windparks wurde im September eine Bürgerbefragung durchgeführt. Das war ein Novum in Kärnten: Erstmals wurden Gemeindebürger für ein geplantes Windpark-Projekt zur Urne gerufen. 620 der 1.484 wahlberechtigten Personen gaben ihre Stimme ab, davon waren 425 Stimmen (68,88 Prozent) für »Ja«, 192 Personen waren dagegen (31,12 Prozent), drei Stimmen waren ungültig.
Nach zwölfjährigem Ringen gab es im August grünes Licht für den Windpark »Bärofen«. Der Verwaltungsgerichtshof hat die Beschwerden gegen das Projekt abgewiesen. 2023 sollen laut Initiator Franz Dorner die Stromableitungen und Fundamente für die acht Windräder auf dem Bärofen errichtet werden, 2024 sollen die Anlagen gebaut werden.
Ein neues Veranstaltungszentrum
Am 1. Oktober fand die erste Veranstaltung im 3,4 Millionen Euro teuren neuen Veranstaltungszentrum, der »Artbox«, am Dorfplatz in Frantschach-St. Gertraud statt. Der Startschuss für den Bau fiel bereits Ende April 2021. Das neue Veranstaltungszentrum bietet auf zwei Stockwerken Platz für 330 Personen und mehrere Vereine und ist mit modernster Technik und Thekenbereichen ausgestattet. Die offizielle Eröffnung fand dann am 28. Oktober statt. An den Wochenende war die »Artbox« immer ausgebucht, ein Highlight der vielen Events war Comedian Petutschnig Hons mit seinem Programm »Ich will ein Rind von dir« am 17. Dezember. Ebenfalls neu errichtet wurde die »Knusperstube«, die im Untergeschoß der »Artbox« untergebracht ist. Paul Storfer hat dafür rund 700.000 Euro investiert.
Schwere Unfälle
Am 9. Jänner kam es im Bereich des Parkplatzes Twimberg zu einem schweren Verkehrsunfall. Ein Kraftfahrer fuhr vom Parkplatz auf A2 Richtung Wien auf, wobei er auf die erste Fahrspur ausschwenken musste. In diesem Augenblick fuhr ein 62-jähriger Pkw-Lenker dem Lkw hinten auf. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass der vordere Teil des Mercedes zur Gänze unter dem Auflieger verschwand. Der Fahrer und sein 16-jähriger Sohn auf dem Beifahrersitz wurden schwer verletzt, ein weiterer Sohn (14), der auf der Rückbank mitgefahren war, erlitt leichte Verletzungen.
Ein tragischer Unfall ereignete sich kur vor Weihnachten auf der A2 im unteren Lavanttal. Ein Pkw geriet auf der glatten Fahrbahn ins Schleudern und stieß gegen die rechte Leitschiene. Das Fahrzeug überschlug sich und kam auf der Seite liegend zum Stillstand. Bei dem Unfall wurde die 15-jährige Tochter der Lenkerin aus dem Fahrzeug geschleudert und tödlich verletzt. Die Lenkerin sowie die weiteren mitgefahrenen Kinder (zwölf Jahre und 21 Monate alt) erlitten Verletzungen unbestimmten Grades.
Lavamünd ist geschützt
Zehn Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser, bei dem Lavamünd überflutet wurde, ist die Gemeinde endlich vor künftigen Hochwasserereignissen geschützt. 2018 kam es nach einer mehrjährigen Planungsphase zum Spatenstich für den Hochwasserschutz, Ende September 2022 wurde die Funktionsfähigkeit des rund 23,7 Millionen Euro teuren Schutzprojekts groß gefeiert.
Insolvenzen gestiegen
15 Unternehmen aus dem Lavanttal schlitterten im abgelaufenen Jahr in die Insolvenz. Die Schulden belaufen sich auf rund 4,2 Millionen Euro. Die größte Pleite legte die Sajovitz GmbH mit 1,4 Millionen Euro hin. Dahinter folgen die Konkursverfahren der Sirius Eco Tec GmbH (1,3 Millionen Euro) und Karl Breithuber (Vermietung und Verpachtung mit 0,9 Millionen). Bei den Privaten gab es 37 Insolvenzverfahren, was eine Steigerung von 19 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 bedeutet.
»Stadtwerke-Affäre«
Ein (vorläufiges) Ende fand auch die »Stadtwerke-Affäre«: Am Landesgericht Klagenfurt mussten sich im April drei Lavanttaler – zwei frühere Stadtwerke-Mitarbeiter und der Geschäftsführer eines Bauunternehmens – verantworten, unter anderem wegen des Vorwurfs der Untreue. Sie sollten durch nicht ordnungsgemäße Abwicklung von Baulosen einen Schaden von 128.500 Euro verursacht haben. Stimmte so nicht, alle drei wurden freigesprochen. Danach ging es am Zivilgericht weiter, um zu klären, wer für den Schaden haften muss. Vergleichsgespräche laufen.
0 Kommentare Kommentieren
Keine Kommentare gefunden!