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Mit dem Fernglas und der Kamera um die Welt – Gebhard Brenners Leben für die VogelkundeAusgabe 36 | Mittwoch, 3. September 2025

Vom Lavanttal in die Tropen: Gebhard Brenner hat fast 4.000 Vogelarten vor der Linse gehabt. Seine Reisen führen ihn in entlegene Regionen, wo Geduld, Fitness und Wissen über Brutplätze den Schlüssel zum perfekten Foto bilden. Jetzt geht es für ihn nach Borneo.

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Wolfsberg. Wenn Gebhard Brenner in den Wald geht, trägt er keinen Wanderstock, sondern eine Kamera mit Teleobjektiv. »Man hört die Vögel singen,  und dann geht man dorthin«, sagt der 55-jährige PMS-Logistiker aus Magersdorf. Seit seiner Kindheit ist er fasziniert von den gefiederten Wesen. Schon als Volksschüler begann er, Beobachtungen aufzuschreiben. »Mich hat immer interessiert, wie sie fliegen, wie sie singen. Das war einfach faszinierend«, erzählt Brenner.

Heute, Jahrzehnte später, hat Brenner fast 4.000 der weltweit rund 10.800 bekannten Vogelarten gesehen – und fotografiert. Sein erstes Motiv war ein Graureiher, »weil der groß ist und sich leicht ablichten lässt«.

Damals war er noch mit einer analogen Nikon D80 und einem 100–300mm-Objektiv unterwegs. Inzwischen umfasst seine Ausrüstung drei Kameras, mehrere Objektive und Stative – Gesamtwert: über 50.000 Euro. Brenners Leidenschaft hat ihn in viele Länder der Welt: nach Afrika, Costa Rica, Kolumbien, Island, Spanien und bald nach Indonesien. »Borneo ist eine der artenreichsten Inseln der Welt. Da fahren wir mit dem Auto in die Pampa, schlafen im Zelt oder in der Hängematte und gehen auf Fotojagd«, sagt Brenner.  Meist ist er im Dreierteam unterwegs – er als Fotograf, die anderen als Beobachter.

Der Regenwald ist für ihn das Paradies: »Für die Vogelfotografie gibt es nichts Besseres.« Doch nicht jede Reise ist einfach. Im Kongo, noch immer ein Krisengebiet, konnte er nur kurz über die Grenze und war immer in Gefahr, in die Hände von bewaffneten Gruppen zu fallen. Oftmals sind Inseln und Gebiete, in denen Brenner fotografieren möchte, nur mit Genehmigung und Hubschrauber erreichbar.  

Geduld und Ausdauer 
Wer glaubt, Vogelbeobachtung sei gemütlich, irrt. »Das ist nicht wie bei uns eine Almwanderung. Man ist den ganzen Tag unterwegs, isst kurz zu Abend und dann geht es in der Nacht mit dem Fotografieren und Beobachten weiter. Da muss man schon fit sein.« Auch lange Märsche mit der  Ausrüstung, die  rund sieben Kilo wiegt, stehen an der Tagesordnung. Und danach sitzt man oft stundenlang im Tarnzelt und wartet auf das perfekte Foto.

»Die Harpyie in Brasilien, der wohl größte Greifvogel der Welt – das wäre schon ein ganz besonderer Vogel«
Gebhard Brenner über seinen »Wunschvogel«

Spektakulär war für ihn die Begegnung mit dem Gelbkopf-Stelzenkranich in Ghana. »Den gibt es nur in Ghana und Liberia. Wir sind zweieinhalb Stunden durch den Dschungel gegangen, bis der Vogel endlich auftauchte. Man muss natürlich wissen, wo die Brutplätze sind. Dafür gibt es meist vor Ort erfahrene Guides«, sagt der Vogelfotograf.  

Trotz tausender Sichtungen gibt es noch Wünsche. »Die Harpyie in Brasilien – das wäre schon ein ganz besonderer Vogel. Das ist der wohl größte Greifvogel der Welt«, berichtet Brenner.  

Bergsteigen und Vogelfotografie
Früher war Brenner viel in den Bergen unterwegs – in Südamerika, Nepal, am Kilimandscharo. »Einen Achttausender habe ich versucht, es hat nicht ganz geklappt. Es haben etwa 200 Meter gefehlt«, berichtet er. Heute ist das Berggehen der Ausgleich zur Fotografie, ebenso wie Radfahren.  

Seine Bilder zeigt der Lavanttaler selten öffentlich. Eine Ausstellung im Museum im Lavanthaus, die derzeit unter dem Titel »Vogelparadies Lavanttal« läuft, Fotos für Birdlife Kärnten oder den Nationalpark Hohe Tauern sowie hin und wieder Bilder für Zeitungen oder Magazine – mehr braucht er nicht. »Ich mache das nur für mich selbst. Seit 2010 gibt es auch einen Vogelkalender, den man bei mir kaufen kann«, erzählt Brenner.

Auch wenn er sich auf Vögel spezialisiert hat, hat der 55-Jährige auch schon zahlreiche andere Wildtiere wie zum Beispiel Bären, Luchse, Hirsche uvm. mit der Kamera festgehalten.

Veränderungen in der Vogelwelt
Im Laufe der Jahre hat der Ornithologe Brenner auch zahlreiche Veränderungen bemerkt. »Feldvögel wie Kiebitz, Lerche oder Rebhuhn verlieren immer mehr Lebensraum, die Bestände gehen zurück. Kleinvögel leiden unter dem Insektensterben. Manche Arten hingegen profitieren vom Klimawandel: Wiedehopf und Pirol nehmen bei uns zu, weil es wärmer wird.« Brenner hat sich sein Wissen über die Vogelwelt selbst angeeignet. Er ist Mitglied bei Birdlife Kärnten, hat Führungen in der Mühldorfer Au gemacht und unzählige Stunden im Freien verbracht. »Draußen sein und fotografieren ist schön«, sagt Brenner über seine Leidenschaft.

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