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Magdalena LobnigAusgabe | Mittwoch, 27. März 2019

»Es ist traurig, dass es bei uns in Österreich so viele Dopingsünder gibt«

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Wie sind Sie eigentlich zum Rudersport gekommen? 
Meine Familie wohnt beim Stausee in Völkermarkt ums Eck. Da habe ich immer die Boote beim Training gesehen. Es war schon sehr cool, die Geräusche zu hören, wenn das Ruder aufs Wasser klatscht, die Athleten gemeinsam ausatmen usw. Mit meiner Schwester und meinem Bruder haben wir so ziemlich alle Sportarten ausprobiert, bis dann im Alpen Adria Gymnasium Rudern angeboten wurde. Und da wusste ich sofort, dass ist es für mich.

Beim Rudern gibt es ja verschiedene Klassen. Warum haben Sie sich für den Einsitzer entschieden?
Das war nicht von Anfang an so. Der Vierer hat mir sehr gut gefallen. Aber je höher das Niveau wurde, desto schwieriger war es, vier Leute auf gleichem Niveau zu  finden. Ich war dann lange Zeit mit Lisa Farthofer im Doppel-Zweier unterwegs. 2012 konnten wir sogar bei der U23-Weltmeisterschaft in Trakai, Litauen, den Titel holen. 2013 entschloss ich mich dann im Einer zu starten, da ist man einfach unabhängiger. Und der Start war recht erfolgreich, also bin ich dieser Klasse treu geblieben.

Wie erfolgreich war der Start?
Ich wurde gleich Vizeeuropameisterin und verfehlte bei der Weltmeisterschaft die Bronzemedaille nur knapp.

2016 haben Sie es dann zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro geschafft und Platz sechs geholt. Ganz zufrieden waren Sie damit aber nicht, oder?
Es ist schon sehr cool, bei den Olympischen Spielen ins A-Finale zu kommen, aber es wäre mehr drinnen gewesen. Ich habe noch eine Rechnung mit den Spielen offen. Mein Ziel ist es, dass ich mich für Tokio 2020 qualifizierte und dort eine Medaille hole.

Sie sind derzeit verletzungsbedingt noch nicht zu 100 Prozent fit. Welche Verletzung haben Sie?
Alles hat im Herbst mit einer Sehnenentzündung angefangen, später kamen Schulterprobleme dazu.  Es deutet alles auf ein Engpasssyndrom hin, aber es ist schwer herauszufinden, wo es genau liegt. Ich hab schon zahlreiche MRTs und CTs hinter mir und konnte den ganzen Winter lang nicht ruderspezifisch trainieren.

Haben Sie mittlerweile das Training wieder aufgenommen?
Ich war im Februar auf Trainingslager in Italien und habe dabei wieder mit dem Rudern angefangen.

Und wie geht es Ihnen derzeit? 
Das Training funktioniert recht gut. Der Speed ist für die lange Pause gar nicht so schlecht. Es könnte schlimmer sein. Aber es verschiebt sich halt alles für mich.

Haben Sie Ihren Wettkampfkalender für dieses Jahr bereits fixiert?
Es stehen heuer drei Weltcupbewerbe, die Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft auf dem Programm. Ob ich allerdings beim Weltcupstart im Mai dabei sein werde, entscheide ich kurzfristig. Auf die Heim-WM Ende August freue ich mich natürlich schon riesig, da möchte ich dann topfit sein. Auch um mich frühzeitig für Olympia zu qualifizieren. Dazu muss ich unter die Top-Neun bei der Weltmeisterschaft kommen.

Wie viele Kilometer rudern Sie pro Jahr?
Im Vergleich zu anderen Weltklasseathleten eigentlich sehr wenig. Ich komme vielleicht auf 3.500 bis 4.000 Kilometer. Zuviel rudern tut mir nicht gut. Als Alternative wähle ich laufen, radfahren und dazu kommt natürlich noch viel Krafttraining.

Ein heißes Thema derzeit ist Doping im Sport. Wie sieht es im Rudersport damit aus?
Ich bin recht gutgläubig, möchte aber gerne wissen, wie viele Leute sich etwas einwerfen. Ich würde, vor allem nach den jüngsten Ereignissen, für niemanden mehr die Hand ins Feuer halten, außer für mich selbst. Es ist sehr traurig, dass es in Österreich so viele gedopte Athleten gibt. Auch die Aussage von Johannes Dürr (Anm.: mehrfacher Dopingsünder), Spitzensport ohne Doping ist nicht möglich, ärgert mich sehr. Er hätte sagen sollen, Skilanglauf ist ohne Doping nicht möglich, aber nicht alle Sportler verunglimpfen.

Oftmals wird darüber diskutiert Doping einfach frei zu geben. Was halten Sie davon?
Nichts. Sportler würden dadurch zu »Versuchskaninchen« für die Konzerne werden. Beim Rudern würden leistungssteigernde Mittel ohnehin nur begrenzt helfen, der Erfolg hängt sehr stark von der Technik des Athleten ab. Trotzdem wundert man sich schon hin und wieder, wenn jemand, der immer hinter dir herfährt, plötzlich an dir vorbei- und davonzieht.

Werden Sie regelmäßig getestet?
Zwei bis drei Mal pro Jahr bei Wettkämpfen. Dann gibt es noch Trainingskontrollen und Überprüfungen zu Hause.

Was waren Ihre schönsten Erfolge?
Da gibt es schon einige. Schön ist aber auch immer wieder, wenn man von einer Verletzung zurück kommt. Schön war natürlich meine Bronzemedaille 2017 bei der Weltmeisterschaft in den USA und der Sieg im Gesamtweltcup. Etwas Besonderes  war sicher die Bronzemedaille bei der WM 2018 in Plowdiw (BUL), da ich vor der WM Probleme hatte.

2017 holten Sie einige Titel. War es Ihr erfolgreichstes Jahr?
Es war auf alle Fälle ein denkwürdiges Jahr. Ich holte als erste Österreicherin den Gesamtweltcup, war aber auch die erste Österreicherin, die ein Weltcuprennen gewinnen konnte, gewann noch eine WM-Medaille und stellte zudem die schnellste Zeit im Weltcup im Damen-Einer auf, die übrigens noch immer hält.

Sie sind viel auf der ganzen Welt unterwegs. Wo gefällt es Ihnen besonders gut?
Wegfahren ist schön, aber nach Hause kommen ist am schönsten. Seit zwei Jahren trainiere ich auch am Weißensee, das ist wunderschön, das türkis-blaue Wasser ist einfach ein Traum. Schön finde ich auch Boston (USA). Das ist noch recht europäisch und nicht so typisch protzig-amerikanisch. Und in Portugal kann man wunderbare Radtouren machen.

Nach der Saison nehmen sie oft auch mit einem Team an Regatten teil. Ist die Saison nicht anstrengend genug?
Es hat einfach Tradition und ist ein schöner Ausklang, wenn man dann gemeinsam mit den Konkurrentinnen in einem Boot sitzt. In Boston war ich öfters beim »Great Eight« dabei, einem Achter mit Steuerfrau-Rennen. Da treten die weltbesten Ruderinnen gegen die besten Amerikanerinnen an. Das ist schon cool und auch der Speed ist nicht so schlecht, wenn die Besten in einem Boot sitzen. Es ist einfach schön, einmal ein bisschen Zeit mit den anderen Ruderinnen zu verbringen und Spaß zu haben. Die eine Woche Boston ist die Belohnung für eine harte Saison.

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