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Lavanttal. Wenn der Koralm-tunnel 2025 in Betrieb geht, wird er nicht nur die Mobilität der Menschen verändern. Er stellt auch einen Eingriff in den Wasserhaushalt der Umgebung dar. So sagt der Lavanttaler Fischereibetreiber Ulrich Habsburg-Lothringen. Laut ihm wird durch den verringerten Wasserhaushalt ein geschätzter Schaden von 1,4 Millionen Euro pro Jahr entstehen. »Irgendwer wird das zahlen müssen«, sagt Habsburg. Die ÖBB allerdings weisen seine Angaben samt und sonders zurück.
»Den geschätzten Schaden von 1,4 Millionen pro Jahr wird irgendwer zahlen müssen«
Ulrich Habsburg-Lothringen, Fischereibetreiber
Zahlreiche Landwirte auf der Lavanttaler Seite sollen die Folgen zu spüren bekommen, so der Fischereibetreiber. Daher werde noch heuer im Bereich Maria Rojach eine Informationsveranstaltung stattfinden, »weil auch dort viele Betroffene beheimatet sind«, sagt Habsburg. Er präsentiert auch Zahlen: Aus dem Tunnel fließen 75 Liter pro Sekunde auf der Kärntner, etwa 55 Liter auf der steirischen Seite.
»Das sind 10,5 Prozent der Niederschlagsmenge, die sonst in den Bächen ankommen würden«, sagt Habsburg. »Dieses Wasser fehlt in den Gewässern. Die Frage ist, ob und wie sich das ökologisch auswirkt.« Der Wolfsberger denkt, die Konsequenzen werden nicht zu unterschätzen sein, auch was die Teiche um Ragglbach betrifft.
Habsburg: »Dort konnte derzeit schon ein Rückgang der Wassermenge um 70 Prozent festgestellt werden, was auch Folgen für den Fichtenbestand und die Landwirtschaft haben wird. Langfristig ist eine Austrocknung des Bodens zu befürchten, wodurch andere und weniger ertragreiche Gräser wachsen und der Holzzuwachs geringer wird. Ein Vorteil für die Land- und Forstwirtschaft kann das nicht sein.«
900 betroffene Betriebe
Nach Schätzung des Fischereibetreibers werden rund 300 bäuerliche Betriebe im Lavanttal, weitere 600 in der Steiermark betroffen sein. Habsburg kann sich eine Ablöse der Schäden »auf ewig« vorstellen. Das bedeutet, der jährliche Betrag wird mit 50 multipliziert. Die daraus entstehende Summe ist gewaltig: 70 Millionen Euro wären zu zahlen.
»Die Aussagen und Zahlen sind schlichtweg falsch«
Herbert Hofer, ÖBB-Sprecher
ÖBB-Pressesprecher Herbert Hofer bestreitet die Angaben Habsburgs. In einem Statement meint er: »Die Aussagen und Zahlen dazu sind schlichtweg falsch. Beide Tunnelröhren sind seit längerer Zeit fertiggegraben und es gibt nachweislich keine Veränderung des Bergwasserhaushalts.«
Der Wasserhaushalt der Koralpe wurde seit Projektbeginn genau dokumentiert, führt der Sprecher aus. Dazu wurden tausende Quellen, Brunnen und Bäche erfasst und an mehreren hundert Messstellen laufend Daten erhoben. Hofer: »Auf diese Weise lassen sich kleinste Veränderungen feststellen.«
Geringer als erwartet
Die gewonnenen Daten zeigen laut dem ÖBB-Sprecher auch, dass die meisten Wassernutzungen durch das oberflächennahe Bergwasser gespeist werden. »Dieses Wasser ist an die Lockermaterialien und Verwitterungszonen gebunden, weshalb der Wasserhaushalt vom tiefer liegenden Koralmtunnel – wie erwartet – nicht beeinflusst wurde. Tatsächlich ist der Wasseraustritt im Rahmen des Tunnelbaus noch geringer als prognostiziert. Die Forderung entbehrt somit jeder Grundlage«, kontert Hofer die Aussagen Habsburgs.
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