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Frantschach-St. Gertraud. Die Nachricht trieb manchem Lavanttaler die Sorgenfalten auf die Stirn: Aufgrund der hohen Gaspreise kündigte der im steirischen Bruck an der Mur angesiedelte Papierhersteller Norske Skog zuletzt an, seine Produktion vorübergehend einstellen zu müssen. Der Betrieb, in dem 450 Mitarbeiter beschäftigt sind, sei nicht mehr leistbar zu führen, die Herstellung müsse bis Anfang April ausgesetzt werden. »Derart hohe und volatile Gaspreise lassen im Moment eine vernünftige wirtschaftliche Produktion nicht zu«, so Unternehmenssprecher Gert Pfleger in einer Aussendung.
Sofort richteten sich die Blicke auf den Papier- und Zellstofflieferanten Mondi in Frantschach-St. Gertraud, der mit Beschäftigten von rund 450 Personen zu den wichtigsten Arbeitgebern des Tals zählt.
Doch auf Anfrage der Unterkärntner Nachrichten beruhigte das Unternehmen: »Als Gruppe erzeugen die Zellstoff- und Papierfabriken von Mondi den größten Teil ihres Energiebedarfs intern, wobei etwa 65 Prozent der in diesem Prozess verwendeten Brennstoffe aus Biomasse stammen, wodurch die Auswirkungen des erheblichen Anstiegs der externen Brennstoffkosten gemildert werden.«
»Als Gruppe erzeugen die Fabriken von Mondi den größten Teil ihres Energiebedarfs intern«
Elisabeth Wuggenig, Mondi-Sprecherin
Laut Mondi-Sprecherin Elisabeth Wuggenig gehen die explodierten Preise aber auch an diesem Werk nicht spurlos vorüber: »Mondi Frantschach erzeugt seinen Strom- und Dampfbedarf aus Biomasse. Zur Aufrechterhaltung der Zellstoffproduktion benötigt das Werk jedoch weiterhin Erdgas und spürt wie alle anderen Erdgasverbraucher den drastischen Preisanstieg.« Von einem möglichen Produktionsstopp sprach Wuggenig aber nicht.
Tatsächlich ist es so, dass Mondi weiterhin Wärmeenergie liefert. »Die bei der Zellstoffproduktion anfallende Wärme wird als Grüne Energie in das Wolfsberger Fernwärmenetz eingespeist. Mondi Frantschach stellt so die Fernwärmeversorgung für zahlreiche Haushalte in Wolfsberg und Frantschach, das Landeskrankenhaus Wolfsberg und weitere Industriebetriebe sicher«, so die Sprecherin in ihrem Statement. Mehr als 150 Millionen Kilowattstunden pro Jahr werden auf diese Weise geliefert.
Andere Energieform
In Bruck geht Norske Skog einen ähnlichen Weg. Im April soll das betriebseigene Reststoff-Kraftwerk in Betrieb gehen, womit auf eine andere Energieform umgeschwenkt wird und »wieder mit vernünftigen wirtschaftlichen Konditionen« produziert werden kann, wie Sprecher Pfleger von ORF Steiermark zitiert wurde. Mitarbeiter wurden während der »Auszeit« nicht abgebaut, sie wurden angewiesen, Urlaube abzubauen.
Norske Skog ist ein weltweit agierendes Unternehmen der Papierindustrie mit Sitz im norwegischen Oslo und weltweit rund 2.400 Mitarbeiter. Der Konzernumsatz lag 2018 laut Angaben des Unternehmens bei rund 1,2 Milliarden Euro.
Mondi beschäftigt rund 26.000 Mitarbeiter in mehr als 100 Produktionsstätten in über 30 Ländern. Der genannte Gesamtumsatz betrug im Jahr 2020 rund 6,7 Milliarden Euro.
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