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Eine psychische ErkrankungAusgabe | Mittwoch, 6. März 2019

Die ständige Angst, an einer schweren Krankheit zu erkranken, kann das Leben drastisch verändern. In unserer Gesellschaft wird der Begriff »Hypochonder« vorwiegend abfällig verwendet.

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Lavanttal. Tauchen erste körperliche Beschwerden auf, konsultieren viele Menschen »Doktor Google«. Hierbei entsteht, meist unbegründet, die Angst, an einer schweren Erkrankung zu leiden. Man spricht hier von Cyberchondrie (ein Kofferwort aus »Cyber« und »Hypochondrie«) oder »Morbus Google«. Mit dem Abklingen der Symptome verfliegen diese Gedanken in der Regel genau so schnell wieder, wie sie aufgetreten sind. Doch was passiert, wenn diese Angstzustände nicht abklingen? Wenn sich die Überzeugung manifestiert, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden?

Bei der Entstehung der Krankheit spielen viele unterschiedliche Faktoren, wie Genetik, das persönliche Umfeld oder Erfahrungen eine Rolle. Meist sind Hypochondrie-Betroffene von Natur aus eher ängstlich und vorsichtig. Hatte das Thema Krankheit in der Familie eine zentrale Rolle, so kommt es hier unweigerlich zu einer verstärkten Aufmerksamkeit. Auch wenn die Vermutung besteht, dass soziale, genetische und vor allem psychische Faktoren maßgebend für die Erkrankung an Hypochondrie sind, gibt es bis heute keinen allgemein gültigen Nachweis.

Eine richtige Krankheit
Entgegen dem Irrglauben vieler, ist Hypochondrie nicht nur die bloße Einbildung, an einer Krankheit zu leiden. Nicht selten wird der Begriff »Hypochonder« abfällig für wehleidige oder sich um ihre Gesundheit sorgende Menschen verwendet.

Personen, die an Hypochondrie leiden, sind sich ihres irrationalen und übertriebenen Verhaltens durchaus bewusst, finden allerdings keine Möglichkeit es zu kontrollieren. Sie leiden tatsächlich an den Symptomen, die sie beschreiben.

Der menschliche Körper reagiert auf Alarmsignale. Symptome können ein erster Hinweis auf eine ernste Krankheit sein. Bleiben die Symptome länger bestehen, begibt man sich in der Regel zum Arzt. Gibt dieser Entwarnung, verschwindet auch die Angst, erkrankt zu sein, wieder. Meist können Hypochonder aber von keinem Arzt überzeugt werden, dass sie wirklich gesund sind. Das führt zum sogenannten »Doctor-Hopping« – dem Aufsuchen vieler Ärzte.

Klassifikation von Hypochondrie
Hypochondrie wird in der »Internationalen Klassifikation der Krankheit« (ICD-10) als eine sogenannte somatoforme bzw. psychosomatische Störung geführt. Betroffene verspüren die körperlichen Symptome, ohne einen Nachweis für eine organische Ursache.

Im amerikanischen Klassifikationssystems (DSM-5) wird auf den Begriff Hypochondrie bewusst verzichtet. Hier wird auf zwei Definitionen verwiesen: die somatische Belastungsstörung (Somatic Symptom Disorder), bei der der Patient von körperlichen Symptomen berichtet und die Krankheitsangststörung (Illness Anxiety Disorder), bei der die Angst vor Erkrankungen im Vordergrund steht und nicht die körperlichen Symptome.

Durch diese Klassifikation wird zusätzlich deutlich, dass es bei Hypochondrie zu zwei voneinander unabhängigen und unterschiedlichen Symptombildern kommen kann.

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