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Wolfsberg. Unter dem Begriff »Hochbegabung« versteht man eine überdurchschnittlich hohe intellektuelle Leistungsfähigkeit. Definiert wird sie mit einem Intelligenzquotienten (IQ) von über 130. Nur rund zwei Prozent der Bevölkerung gelten offiziell als hochbegabt. Zu diesen zwei Prozent zählt auch der elfjährige Tobias Pissaritsch aus Wolfsberg.
Aufgefallen ist seine Hochbegabung erstmals in der Volksschule. Die damalige Klassenlehrerin kam mit den Worten »mit Ihrem Kind stimmt etwas nicht« auf die Eltern, Corinna (37) und Uwe Pissaritsch (34), zu. Dem Vorschlag der Klassenlehrerin, Tobias einer schulpsychologischen Testung zu unterziehen, stimmten die Eltern ohne zu zögern zu. Corinna Pissaritsch erzählt: »Die Vermutung seiner Klassenlehrerin war, dass er ADHS hat. Ich weiß aber, dass die Symptome für ADHS und Hochbegabung sehr nahe beieinander liegen, wenn Hochbegabte nicht richtig gefördert werden.«
IQ von 135
Bis zum heutigen Tag wurde Tobias zweimal ausgetestet. Beim ersten Mal war er sechs, beim zweiten Mal zehn Jahre alt. Das Ergebnis: Beide Male wurde bei Tobias ein IQ von 135 festgestellt. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Österreicher hat einen IQ von 100. Er selbst beschreibt die Testungen wie folgt: »Ich habe beim ersten Mal noch nicht richtig mitbekommen, was das Testen bedeutet. Als ich das zweite Mal getestet wurde, weil meine Lehrerin meinte, dass irgendetwas an mir auffällig sei, war ich sehr aufgeregt und motiviert.«
Dem heute Elfjährigen fiel das Lernen immer leicht – und so bemerkte er auch, dass er intelligenter ist als die breite Masse, wie er sagt: »Das Lernen ist mir immer sehr leicht gefallen. Ich muss mir etwas nur einmal durchlesen und merke es mir sofort auswendig. Für Schularbeiten und Tests habe ich nie wirklich lernen müssen. Ich rede auch schneller als andere. Einfach deshalb, weil ich sehr schnell denke und mir immer alles zu langsam geht.«
Seiner Mutter sei die Hochbegabung zunächst nicht aufgefallen, wie sie sagt: »Er ist unser erster Sohn. Wir hatten keinen Vergleich, für uns war seine Entwicklung ganz normal.« Allerdings hat Tobias schon im Alter von ca. 18 Monaten in ganzen Sätzen gesprochen, war sehr talentiert und wollte als Kleinkind ständig Rechenaufgaben lösen. »Er hat auch immer sehr schnell gesprochen und sich für Dinge interessiert, die Kinder in dem Alter normal nicht interessieren«, erklärt seine Mutter.
Klasse übersprungen
Tobias wohnt mit seinen Eltern und seinem Bruder Jakob (9) in St. Margarethen. Auf Empfehlung der Begabtenförderung des Landes Kärnten hat Tobias eine Klasse übersprungen. Er hat im Herbst des Vorjahrs die erste Klasse der Mittelschule St. Marein besucht, kam bereits im Mai diesen Jahres in die zweite Klasse und wird ab September die dritte Klasse besuchen. Wie seine Mitschüler mit seiner Hochbegabung umgehen? Der Elfjährige: »Sie finden es interessant und manche beneiden mich, dass ich ohne zu lernen immer so viel weiß oder auch, dass ich im Unterricht manchmal abwesend wirke und trotzdem immer alles mitbekomme.«
»Ich rede schneller als andere, weil ich schnell denke und mir immer alles zu langsam geht«
Tobias Pissaritsch, Hochbegabter
Für seine Eltern war spätestens nach der Austestung klar, dass Tobias aufgrund seiner Hochbegabung spezielle Förderangebote benötigt. Astrid Greßl, Direktorin der Mittelschule St. Marein, hat daraufhin in der Schule das Projekt »Digitale Drehtür« eingeführt, dass es Tobias ermöglicht, sich aus dem Unterricht »herauszudrehen«, um sich mit speziell auf ihn abgestimmte Themen zu beschäftigen. Zu seinen Lieblingsfächern zählen übrigens die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie Englisch. In seiner Freizeit ist er am liebsten auf seiner Elektrocross oder dem Fahrrad unterwegs und spielt gerne Tennis.
»Hirn läuft auf Hochtouren«
Doch seine überdurchschnittliche Intelligenz macht sich nicht nur im Schulunterricht bemerkbar. Corinna Pissaritsch sagt über ihren älteren Sohn: »Er ist sehr empathisch und hat einen hohen Gerechtigkeitssinn. Er ist in allem, was er macht, sehr schnell. Man merkt einfach, dass sein Gehirn auf Hochtouren läuft. Er ist sehr kreativ und sehr ehrgeizig, wenn ihn ein Thema interessiert. Das sind auch Dinge und Themen, die für sein Alter nicht typisch sind, wie zum Beispiel Finanzmärkte.«
Ein weiteres Förderungsprogramm, an dem der junge Wolfsberger teilnehmen wird, ist die »Vifzack Academy« des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Es findet im August statt. Zu dieser Forschungswoche werden 70 Kinder aus Österreich, davon neun aus Kärnten, aufgenommen, um zu Themen wie Robotik, Mikrobiologie, Astrophysik, Gehirnforschung usw. zu forschen. Die »Vifzack Academy« bietet Hands-on-Forschungserfahrung mit echten Wissenschaftlern. Ziel ist es, junge Forschertalente zu fördern, wissenschaftliches Denken zu stärken und Vertrauen in Forschungsergebnisse zu schaffen. Tobias: »Ich freue mich schon sehr und bin sehr gespannt, was wir alles machen werden. Ich bin aber auch ein bisschen aufgeregt, weil ich dort niemanden kenne und noch nie so lange ohne meine Eltern irgendwo war. Aber ich bin guter Dinge, dass ich mich mit den anderen Kindern gut verstehen werde und alles gut funktioniert. Am meisten freue ich mich auf die Sponsion am Ende der Woche mit Bundesminister Christoph Wiederkehr.«
Und welchen Berufswunsch hegt ein Elfjähriger mit einem IQ von 135? Tobias sagt: »Ich werde mich auf jeden Fall selbstständig machen oder etwas erfinden, das der Menschheit dient. Zum Beispiel eine Teleportationsmaschine, die durch Atome und Schwingungen funktioniert.«
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