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Wolfsberg. Eine Hochzeit gab die Initialzündung für seine Sängerkarriere. Mittlerweile ist Heinrich Amschl, genannt Heinz, seit 2018 Obmann des MGV St. Stefan, des größten seiner Art im Lavanttal, der heuer sein 75. Bestandsjubiläum feiert.
»1997 war ich bei der Hochzeit meines besten Freundes. Dort stand ich mit Günther Radl bei der Theke und wir haben zusammen gesungen. Vorher hatte ich das nie gemacht, da hat es mir aber gefallen«, erzählt der 56-Jährige von seinen Anfängen.
»Ich gebe mir kein Limit. Ich bin gerne mit den Menschen zusammen, mit denen ich singe«
Heinz Amschl, Obmann MGV St. Stefan
Radl attestierte ihm damals eine gute Stimme und lud den Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg ein, beim MGV St. Stefan mitzumachen: »Ich nahm an einer Probe teil und saß dabei neben Hannes Knapp, der mir das Notenlesen beibrachte und mich beim Singen unterstützte. Ich habe mich sofort mit allen Mitgliedern gut verstanden – und bin geblieben.«
Zwei Jahre später legte Radl sein Amt als stellvertretender Obmann aus persönlichen Gründen nieder und bat Amschl, sein Nachfolger zu werden. Als 2018 Obmann Gerhard Themel aufhörte, rückte er auch hier nach – und ist seither »Chef« des Traditionsvereins. »Ich hätte schon 2006 Obmann werden sollen«, so Amschl, »wollte aber nicht, weil ich noch nicht so weit war. 2018 konnte ich nicht mehr nein sagen. Und ich hatte und habe Unterstützung von einem tollen Team.«
Der Obmann lenkt die Geschicke in Zusammenarbeit mit seinem Stellvertreter Willi Fiechtl, Kassier Horst Frießnig, Schriftführer Ferdinand Steinkellner, Organisator Günther Radl und Notenwart Ernst Holzer. »Aber der wichtigste Mann ist unser Chorleiter Karl Ruhs. Ohne Vorstand ginge es, ohne Chorleiter aber nicht. Karl ist wie eine Vaterfigur für mich, er hat mich einst auch zum Solosänger gemacht.« Das Problem: Ruhs ist bereits 80 Jahre alt und denkt an den Ruhestand. »Wir suchen daher einen neuen Chorleiter, gerne auch eine Chorleiterin«, sagt Amschl. »Es müsste nicht unentgeltlich sein, über eine Gage kann man reden. Wenn jemand Interesse hat, kann er gerne Kontakt mit mir aufnehmen.« Auch neue Sänger werden immer gesucht, denn der Altersschnitt der Mannen liegt bei 65 bis 70 Jahren. Die nächste Probe, an der Interessierte teilnehmen können, findet am 16. September um 19.30 Uhr im Haus der Musik in St. Stefan statt.
Von weltlich bis kirchlich
28 aktive Mitglieder umfasst der Chor, der in seinen 75 Jahren nicht weniger als 1.400 Lieder im Repertoire hatte und heute laut dem Obmann »alles« singt: von weltlichen Liedern wie »When I’m 64« über Schlager bis zu kirchlichen und Weihnachtsliedern. Der Obmann: »Wir studieren jedes Jahr 25 bis 30 Lieder ein.«
Doch die Pandemie hinterließ auch beim MGV St. Stefan Spuren. Seine wichtigsten Veranstaltungen, die beiden Frühlingskonzerte im Wolfsberger Rathaus und im Haus der Musik fielen heuer und im Vorjahr aus. Da die Männer aber nicht auf einen großen Auftritt zum diesjährigen 75. »Geburtstag« verzichten wollten, stellten sie kurzerhand eine Doppel-CD mit dem Titel »Wia die Zeit sich so schnell vaziacht« zusammen, die die besten Live-Aufnahmen von Liederabenden der vergangenen 35 Jahre enthält. Amschl: »Es sind 60 sehr abwechslungsreiche Lieder darauf zu hören. Mit ihnen kann man sich selbst oder anderen eine große Freude bereiten.« Die Tonträger kosten 18 Euro und sind beim Obmann, bei den Sängern und im Haus der Region erhältlich. Die Präsentation der Doppel-CD soll, so es aufgrund der Corona-Lage möglich ist, geht am Samstag, 13. November, ab 19.30 Uhr im Haus der Musik über die Bühne. An diesem Tag soll auch das 75-Jahr-Jubiläum groß gefeiert werden. Amschl: »Geplant ist ein Live-Konzert mit Verköstigung und kostenlosem Eintritt. Wir wollen unseren Fans und Unterstützern danken, für die wir seit zwei Jahren nichts machen konnten.«
Die Pandemie hat bei Amschl zu keiner Amtsmüdigkeit geführt. Der Vater einer Tochter, der seit sechs Monaten auch Opa einer Enkelin ist, sagt: »Ich gebe mir kein Limit. Ich bin gerne mit den Menschen zusammen, mit denen ich singe. Solange ich kann und das Gefühl habe, ich werde akzeptiert, will ich Obmann des MGV St. Stefan bleiben.«
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