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Auszeichnung des Landes: Herbert Hauser (56) und Friedrich Dohr (71) retteten Mädchen das LebenAusgabe 49 | Mittwoch, 4. Dezember 2024

Herbert Hauser und Friedrich Dohr waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sie wollten Brennholz nach Hause bringen und sahen ein Quad in einem Bach liegen. Sie handelten geistesgegenwärtig und konnten einem neunjährigen Mädchen das Leben retten.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Philipp Tripolt Von Philipp Tripolt tripoltno@spamunterkaerntner.at
LHStv. Martin Gruber, LHStv. Gaby Schaunig, die beiden Lebensretter Friedrich Dohr und Herbert Hauser, LH Peter Kaiser und LR Daniel Fellner (v. l.) bei der Verleihung des Kärntner Ehrenkreuzes für Lebensrettung an die beiden Wolfsberger am vergangenen Montag. Foto: LPD Kärnten/Wajand

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Wolfsberg. Am vergangenen Montag, 2. Dezember, erhielten die beiden St. Margarethener Herbert Hauser (56) und sein Schwiegervater Friedrich Dohr (71) im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung das Kärntner Ehrenkreuz für Lebensrettung. Landeshauptmann Peter Kaiser sagte bei der Verleihung: »Wir sind angehalten, das ganze Jahr unseren Dank sichtbar zu machen, Menschen eine Bühne zu geben, die mehr leisten, als von ihnen erwartet wird, die selbstlos agieren, die sich mutig gefährlichen Situationen stellen und die damit Leben retten.« Die beiden Lebensretter sagen: »Es ist schön, dass es eine Anerkennung gibt, aber was zählt ist, dass die ganze Geschichte gut ausgegangen ist.«

Die »Geschichte« ereignete sich am 19. Oktober, als Herbert Hauser mit seinem Schwiegervater aus dem Arlinggraben fuhr. Die beiden hatten Brennholz aufgearbeitet, dass sie nach St. Margarethen nach Hause bringen wollten. Auf ihrem Heimweg sah Hauser ein Quad im Arlingbach liegen. Er forderte seinen Schwiegervater zum Stehenbleiben auf und stieg aus. Hauser: »Ich ging Richtung Bach, und da kam mir schon ein kleines Mädchen entgegen. Sie war durchnässt, hat geweint und stand unter Schock. Ich bin ihr entgegen gelaufen und habe sie gefragt, was passiert ist.« Die Zehnjährige zeigte nur zum Bach und sagte: »Cousine, Cousine!«

»Ich habe versucht, ihren Puls zu fühlen, habe aber nichts gespürt«
Herbert Hauser wurde zum Lebensretter

»Da lief es mir kalt über den Rücken«, sagte Hauser, der sofort zum Arlingbach lief und neben dem Quad ein weiteres Mädchen, neun Jahre alt, sah, das mit dem Kopf unter Wasser lag. Der gebürtige Bad St. Leonharder, der seit rund 20 Jahren in St. Margarethen lebt, lief sofort die steile Böschung hinunter, hob das Mädchen aus dem Bach und legte es auf die Böschung.

Kein Puls
Hauser weiter: »Ich habe versucht, ihren Puls zu fühlen, habe aber nichts gespürt. Es war wie im Film. Ich habe sofort mit der Herzdruckmassage begonnen. Ich habe mir gedacht, auch wenn mein letzter Erste-Hilfe-Kurs schon eine Zeit her ist, ist es immer besser, etwas zu machen als zu warten und nichts zu unternehmen.« Nach fünf oder sechs Wiederholungen der Herzdruckmassage begann das Mädchen zu husten und spuckte Wasser aus. »Das war der Moment, in dem ich gemerkt habe, dass sie wieder bei mir ist«, sagt Hauser, der seinen Schwiegervater zu sich rief.

Gemeinsam trugen sie das Mädchen die steile Böschung hinauf und brachten sie in die stabile Seitenlage. Hauser verständigte mit seinem Handy die Rettung und schickte seinen Schwiegervater, der die beiden Mädchen kannte, mit der Zehnjährigen zum rund 50 Meter entfernten Haus, in dem die Eltern eines der Mädchen wohnen.

»Ich will gar nicht denken, wie es ausgegangen wäre, wenn wir nicht zufällig vorbeigefahren wären«
Derselbe über die Rettungsaktion

»Ich habe mich währenddessen um das andere Mädchen gekümmert. Sie hat aus dem Ohr geblutet, ein Auge war zugeschwollen, und am Hinterkopf hatte sie auch eine Wunde. Der Notarzt sagte mir später, dass auch ihr Oberschenkel gebrochen war«, so Hauser. Die Neunjährige wurde noch vor Ort in Tiefschlaf versetzt und mit dem Hubschrauber abtransportiert. »Es gehen einem in diesem Moment viele Gedanken durch den Kopf, zum Beispiel, ob man alles richtig gemacht hat oder ob man einzelne Schritte anders hätte machen sollen. Ohne meinen Schwiegervater hätte ich sie nicht die Böschung rauf gebracht. Ich will gar nicht daran denken, wie es ausgegangen wäre, wenn wir nicht gerade zufällig an der Stelle vorbeigefahren wären«, sagt Hauser, der in einer Beziehung mit Karin Dohr lebt. Zusammen haben sie mit Pia eine 19-jährige Tochter, die kürzlich den Führerschein gemacht hat. »Das war eine kleine Auffrischung für mich in Sachen Erste Hilfe«, gesteht Hauser.

Bereits am nächsten Tag erfuhren Hauser und Dohr, dass das Mädchen auf der Intensivstation liegt, aber stabil ist. Bei der Arbeit – Hauser ist seit 28 Jahren als Maschinist in einem Betrieb in Bad St. Leonhard tätig – wurde der 56-Jährige gefragt, wie es ihm gehe. »Mir ging es ehrlich gesagt nicht so gut. Ich habe darauf ein psychologisches Gespräch mit der Krisenintervention Kärnten angeboten bekommen. Das hat mir sehr dabei geholfen, das Erlebte zu verarbeiten.«

Die beiden Mädchen sind mittlerweile wieder wohlauf. »Die Familien haben uns schon öfter besucht und danken uns bei jeder Gelegenheit«, sagt Friedrich Dohr.

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