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Sie sind seit Kurzem Landespräsident des Pensionistenverbands Österreich (PVÖ) in Kärnten. Was hat Sie dazu bewegt, dieses Amt zu übernehmen?
Ich habe mein ganzes Leben lang mit und auch für Menschen in verschiedenen Positionen gearbeitet. Zunächst als Teamleiter und später als Werkstättenleiter bei den ÖBB. In diesen Positionen war es mir immer ein Anliegen, Menschen zu unterstützen und ihnen zu helfen. Besonders am Herzen liegt mir der Einsatz für jene, die sich nicht selbst helfen können – und das betrifft besonders ältere Menschen. Ich möchte dazu beitragen, dass sie ein würdevolles Leben führen können, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden und dass sie Unterstützung erfahren, wo es nötig ist.
Wie viele Mitglieder gibt es beim PVÖ und wie viele Ortsgruppen haben wir im Lavanttal?
Österreichweit gibt es rund 400.000 Mitglieder, in Kärnten ca. 40.000. Im Lavanttal verfügen wird über rund 3.200 Mitglieder, verteilt auf 19 Ortsgruppen von Reichenfels bis Lavamünd.
Sie sind bereits seit vielen Jahren politisch für die SPÖ aktiv, unter anderem als Gemeinderat in St. Andrä. Was hat Sie ursprünglich dazu bewogen, sich politisch zu engagieren?
Es war der Wunsch, aktiv etwas zu verändern und den Menschen in meiner Gemeinde zu helfen. Besonders im Bereich der sozialen Gerechtigkeit habe ich immer mein Bestes gegeben. Als Gemeinderat konnte ich mich für die Anliegen der Bürger stark machen, und das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Verantwortung zu übernehmen. Und im Pensionistenverband Österreich geht es genauso darum, etwas für die ältere Generation zu tun. Es ist mir ein Anliegen, dass diese Menschen nicht nur als Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden, sondern dass sie auch die Unterstützung bekommen, die sie verdienen.
Welche Themen stehen Ihrer Meinung nach aktuell ganz oben auf der Agenda, wenn es um die ältere Generation in Kärnten geht?
Die drängendsten Themen sind für mich definitiv das leistbare Wohnen und die Mobilität. Viele Pensionisten haben mit hohen Energiekosten und steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen, und das bei teils sehr niedrigen Pensionen. Ein weiteres großes Thema ist die Pflege. Es gibt nicht genug Pflegeplätze, und die Pflege zu Hause ist zunehmend schwieriger, da sich die familiären Strukturen geändert haben. Früher war oft jemand zu Hause, der sich um die Pflege kümmerte, heute sind beide Elternteile berufstätig. Hier müssen wir Lösungen finden.
Wie wollen Sie als Landespräsident des PVÖ Kärnten den Verband weiterentwickeln und die Lebensqualität der Pensionisten verbessern?
Einer meiner Schwerpunkte ist es, den Dialog mit der Politik weiter auszubauen. Wir haben bereits sehr gute Kontakte auf der Gemeindeebene, aber auch auf der Landesebene finden wir immer ein offenes Ohr. Ich möchte den PVÖ noch stärker als Lobby für die Pensionisten positionieren, damit ihre Anliegen auch auf politischer Ebene Gehör finden. Zudem setze ich mich dafür ein, dass die Pflege verbessert wird, insbesondere durch bessere Ausbildung und fairere Entlohnung von Pflegekräften. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, den wir weiter vorantreiben müssen.
Welche Vision haben Sie für die Zukunft des PVÖ und die ältere Generation in Kärnten?
Ich möchte den PVÖ als starke Stimme für die älteren Menschen in Kärnten weiter ausbauen. Es geht darum, dass ältere Menschen ein Leben in Würde führen können – in einer Gesellschaft, die ihre Bedürfnisse berücksichtigt. Ob es um leistbares Wohnen, eine gute Pflege oder die Förderung von Freizeitmöglichkeiten geht – wir müssen dafür sorgen, dass die Generation, die viel für diese Gesellschaft geleistet hat, auch im Alter die Unterstützung bekommt, die sie verdient.
Zur Pflege angesprochen: Was sind aus Ihrer Sicht die dringendsten Verbesserungsnotwendigkeiten in diesem Bereich?
Es gibt schlichtweg nicht genug Pflegeplätze im Lavanttal und in vielen anderen Regionen Kärntens. Das ist eine enorme Herausforderung. Aber wir setzen uns dafür ein, dass Lösungen gefunden werden – sei es durch Zwischenlösungen, bei denen Menschen bis zur Aufnahme in ein Heim zu Hause gepflegt werden, oder durch die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ausbildung der Pflegekräfte. Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte, die auch fair bezahlt werden, damit die Qualität der Pflege auf einem hohen Niveau bleibt.
Die Frage der Mobilität im ländlichen Raum ist ein weiteres Thema, das immer wieder angesprochen wird. Wie sehen Sie die Lösungsmöglichkeiten?
In abgelegenen Gebieten ist es für ältere Menschen besonders schwierig, mobil zu bleiben. Öffentliche Verkehrsmittel sind oft nicht ausreichend, und viele Pensionisten haben kein Auto mehr. Wir haben in den Gemeinden schon über Mikrotaxis oder Mitfahrgelegenheiten diskutiert, aber leider wurden viele dieser Projekte wieder eingestellt. In Lavamünd gibt es das »Go-Mobil«, in Wolfsberg die Mitfahrbänke – das sind gute Ansätze, aber wir brauchen mehr davon. Wir setzen uns dafür ein, dass es in den Gemeinden Gutscheinsysteme für Fahrdienste gibt, die älteren Menschen helfen, von A nach B zu kommen.
Kommen wir zu einem Thema, das viele ältere Menschen beschäftigt: die Digitalisierung. Wie kann der Pensionistenverband hier unterstützend wirken?
Es gibt definitiv eine digitale Kluft zwischen den Generationen. Während die junge Generation quasi mit dem Internet aufwächst, tut sich die ältere Generation oft schwer mit der Digitalisierung. Deshalb bieten wir im PVÖ verschiedene Kurse wie Computer- oder Handykurse an, damit Pensionisten fit für die digitale Welt werden. Gleichzeitig setzen wir uns aber auch dafür ein, dass das Recht auf ein »analoges Leben« erhalten bleibt. Viele ältere Menschen möchten weiterhin ihre Behördengänge oder ihre Bankwege persönlich erledigen und ihre Informationen auf traditionellem Weg erhalten. Es ist wichtig, dass wir ihnen dabei helfen, diese Bedürfnisse zu wahren, während wir gleichzeitig den Zugang zu digitalen Angeboten fördern.
Der Verband ist in vielen sozialen und kulturellen Bereichen aktiv. Welche Projekte oder Initiativen sind in der nahen Zukunft geplant?
Die Ortsgruppen machen immer wieder Tagesausflüge und auch mehrtägige Reisen. Heuer gab es zum Beispiel eine sechstägige Kegelreise nach Porec, nächstes Jahr sind sogar zwei Auflagen davon geplant.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung ist sicherlich, dass die Pensionen nicht immer mit der Inflation Schritt gehalten haben. In den vergangenen zwei Jahren war die Inflationsabgeltung in Ordnung, aber davor gab es Jahre, in denen die Pensionen real gesenkt wurden. Der Staat muss hier mehr Verantwortung übernehmen. Wir müssen dafür sorgen, dass das Pensionssystem weiter funktioniert und gerecht ist. Wichtig ist, dass die Pensionen regelmäßig angepasst werden, denn Pensionisten sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wenn sie sich Dinge des täglichen Bedarfs nicht leisten können, wirkt sich das negativ auf die Wirtschaft aus. Ältere Menschen sind das Fundament unserer Gesellschaft.
Wie gestalten Sie Ihr eigenes Leben als Pensionist?
Ich versuche, aktiv zu bleiben – körperlich wie geistig. Mit meiner Frau Barbara gehe ich gerne E-Biken, und ich fahre Motorrad. Langlaufen gehört zu meinen Winterhobbys, ich gehe gerne Skifahren. Zudem verbringe ich viel Zeit mit der Arbeit im Verband. Das ist für mich nicht nur eine berufliche, sondern auch eine sehr persönliche Leidenschaft.
// Zur Person
Dieter Hacker, 69, hat die ersten fünf Lebensjahre in Bad St. Leonhard verbracht, danach zog er nach Pollheim. Er besuchte die Volksschule in St. Michael und die Hauptschule in Wolfsberg. Er absolvierte eine Kfz-Mechaniker-Lehre beim Autohaus Dohr in Wolfsberg und war bis zur Pensionierung als Mechaniker bei den ÖBB tätig. An der TU Wien machte Hacker im zweiten Bildungsweg den akademischen Manager für Technik. Ab 1980 war er 25 Jahre Gewerkschaftsobmann in Knittelfeld. Seit 2015 ist er SPÖ-Gemeinderat in St. Andrä. 2009 übernahm Hacker die Obmannschaft der PVÖ-Ortsgruppe Eitweg, seit 2018 ist er Bezirksobmann, seit 23. November neuer Landespräsident des PVÖ.
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